Das Millionen-Bewußtsein
gelang es ihm schließlich, die Kraft der Masse zu beherrschen, oder zumindest so weit, daß er sich sein eigenes Bild davon machen konnte. Und dieses Bild war das eines massiven dunklen Berges aus wirbelndem Wind, der sich aus dem riesigen Kristall erhob, von dem er sich vorstellte, daß er in der Nährlösung der Masse selbst wuchs. Er war nun schon auf den verschiedensten Strömungen dieses Windes geritten, von seinem Fuß an, wo er zu Fetzen zerrissen oder für immer in die Unendlichkeit hätte verweht werden können. Immer noch hatte er einen weiten Weg bis zum Gipfel. Aber die Entfernung bis dorthin spielte nun keine Rolle mehr. Er war auf dem Weg, und indem er so viel der Masse benutzte, wie er zu beherrschen vermochte, konnte er Eileen mit Leichtigkeit erreichen.
Er ritt mit der Kraft und tastete nach dem Mädchen, das er liebte. »Eileen?« rief er.
»Du bist zurück! O Chaz! Ist alles in Ordnung?«
Er lachte vor überschwenglicher Freude. »Jetzt, ja!« jubelte er. »Nun habe ich die Zügel fest in der Hand.«
»Chaz, was war los? Du hattest Schwierigkeiten, nicht wahr?«
»Jemand hatte meinen Raumanzug präpariert. Er versetzte mir eine Spritze mit einem Halluzinogen. Aber die Masse half mir, die Wirkung aufzuheben. Mir geht es gut. Doch was ist mit dir, Eileen? Wo bist du?«
»In der Zitadelle. Aber mir geht es ebenfalls gut. Sie sagten sogar, sie würden mich bald gehen lassen.«
» In der Zitadelle? Ist das denn ein Ort? Ich dachte, es sei ein Syndikat.«
»Es ist beides. Du kennst sie unter dem Namen Embryturm.«
»Wo ist Tillicum? Ist er bei dir? Halten sie dich gefangen?«
»Nein, Tillicum ist nicht hier. Eine andere Hexe unseres Zirkels kümmert sich einstweilen um ihn. Ich werde bald frei sein. Ich sagte doch, daß sie mich bald gehen lassen werden. Aber hör mir jetzt lieber zu, Chaz. Laß mich reden. Es ist wichtig.«
»Du bist wichtig. Alles andere kommt erst an zweiter Stelle.«
»O Chaz. Es ist wichtig. Hör mir bitte zu. Ich will, daß du die Wahrheit über die Zitadelle und mich erfährst. Ich gehöre ihr nicht an, wie ich dir schon versicherte. Aber wir alle vom Zirkel sind in gewisser Weise mit ihr verbunden. Die Zitadelle konnte uns helfen, im Verborgenen zu bleiben und von anderen in Ruhe gelassen zu werden, dafür halfen wir ihr, wenn sie uns brauchte. Ich übernahm den Auftrag, in dein Kondominium einzuziehen, mit dir bekannt zu werden und deine paranormale Begabung durch meine zu blockieren, wenn du deinen Test machst.«
»Du?«
»Ja – es tut mir leid, Chaz. Aber ich wußte ja nicht – kannte dich ja nicht. Erst als ich dich während der Party kennenlernte, begann ich, dich zu verstehen, und das, woran du glaubst. Du warst an jenem Abend nicht betrunken. Ich mischte ein Mittel in dein Getränk. Ich wollte, daß du über dich sprichst, denn je mehr ich von dir wußte, desto besser würde ich deine Fähigkeiten neutralisieren können.«
»Es hat nichts geschadet«, beruhigte Chaz sie. »Ich bin trotzdem jetzt hier auf der Masse.«
»Aber ich wollte dir schaden – damals«, erwiderte sie. »Ich war nicht besser als die Verbrecher von der Zitadelle. Nicht besser als jener kranke Ausgestoßene, den die Zitadelle bestach, den Zug in die Luft zu jagen, als ich dich nicht aufhalten konnte. Aber das ist jetzt nicht mehr von Bedeutung. Was du unbedingt wissen mußt, ist, daß du immer noch in größter Gefahr schwebst, weil die Zitadelle ihre Leute auch auf der Masse hat.«
»Nach dem, was gerade passiert ist«, sagte er grimmig, »mußtest du mir das gar nicht erst verraten. Wer sind diese Leute hier? Und was ist die Zitadelle überhaupt? Jeder spricht von ihr, als sei sie nur ein Name und nichts weiter.«
»Sie ist auch nichts weiter. Ein Name für ein paar Leute an der Spitze, die große Macht und viele Verbindungen haben. Ist es denn wichtig, wer sie sind? Immer schon gab es Machthungrige wie sie, die andere ausnutzten, um das zu bekommen, was sie wollten. Der Graue ist der einzige, den ich kenne, und er ist sicher keiner von den Bedeutenden.«
»Was wollen sie eigentlich von uns?« fragte er. »Was wollen sie von mir? Ich bin ihnen doch nie im Wege gestanden.«
»Außer dadurch, daß du an der Masse arbeiten wolltest.«
»Da bin ich doch nicht der einzige. Habe ich einen Job weggenommen, den sie für einen ihrer eigenen Leute brauchten?«
»Nein«, erwiderte sie. »Aber du bist anders. Du kannst ihnen gefährlich werden. Ich vermag es nicht so recht zu erklären,
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