Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
sich, ob Ethrya bereits auf der ausgestreckten Vorderpfote ihres Bären entlangspazierte, und wie lange sie wohl brauchen würde, um ihr Ziel zu erreichen. Er versuchte, sich ebenfalls auf die Masse zu konzentrieren, aber seine Gedanken schweiften ab zu Eileen. Nein, es war keine Halluzination gewesen, dessen war er sicher. Er hatte ihre Stimme gehört! Er und Eileen hatten dank der Masse Verbindung miteinander aufzunehmen vermocht, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Und was einmal möglich war, konnte bestimmt auch ein zweites Mal erreicht werden.
    Wahrscheinlich, wenn er die Masse wieder zu spüren vermochte – und das war ihm nur ein einziges Mal gelungen. Eine kalte Angst umkrampfte sein Herz. In diesem Augenblick dröhnte unerwartet eine Stimme aus dem Lautsprecher. Aber sie galt nicht ihm, sondern seiner Begleiterin.
    »Ethrya, hier spricht Leb. Tut mir leid, wenn ich dich störe, aber ich brauche deine Hilfe. Wir können ein paar der Sachen nicht finden, die mit dem letzten Schiff kamen. Vermutlich wurden sie falsch gelagert. Kannst du bitte herunterkommen und in deiner Liste nachsehen?«
    Ethrya hatte bereits auf den Startknopf gedrückt, und die Kabine schwebte zum Mast zurück. »Kommst du mit?« fragte sie, ehe sie in den Aufzugskäfig umstieg.
    »Nein, ich bleibe noch eine Weile.«
    »Gut. Aber laß vorsichtshalber dein Sprechgerät eingeschaltet.«
    Sie hatte kaum die Seilbahn verlassen, als er einen Stich in seiner rechten Armbeuge spürte. Einen Augenblick war er lediglich verwirrt, aber dann erkannte er die Gefahr, und sein Verstand schrie unwillkürlich um Hilfe. Etwas hatte begonnen, sich seiner zu bemächtigen, aber nicht die Masse, sondern etwas Betäubendes, Chemisches.
    »Eileen!« schrie sein Geist. »Eileen, hilf mir! Sie haben ...« Sein Bewußtsein begann, sich zu einem Alptraum zu verzerren.
    »Chaz? Chaz, hörst du mich?«
    »Eileen«, murmelte er mühsam. »Gas in meinem Anzug. Ich bin auf der Masse und sie haben mir ...«
    »O Chaz! Bemüh dich, die Verbindung aufrechtzuhalten. Dieses Mal werde ich dich nicht verlieren ...«
    »Zwecklos«, murmelte er. Sie sprach noch, aber ihre Stimme drang kaum noch bis zu ihm durch, als der Alpdruck immer stärker wurde. »Treibe ab. Brauche Hilfe. Brauche die Masse ...«
    Wehmütig dachte er mit dem Funken klaren Verstand, der ihm noch geblieben war, an die lautlose Symphonie, die er gehört hatte. Nichts würde diese majestätische Größe verzerren können. Nur vermochte er sie nun nicht mehr zu finden. Jetzt, da er sie am dringendsten benötigte, konnte er sie nicht spüren ...
    Doch, er konnte. Sein Tasten nach Eileen hatte sie wie ein Hauch berührt. Danach hatte seine Verzweiflung genügt, die Verbindung herzustellen. Gedämpft noch durch den betäubenden Irrsinn, der ihn einhüllte und davonzuschwemmen drohte, vernahm er die ersten Noten, die Musik der Massenkraft. Immer stärker wurde sie, triumphaler. Es gab nichts, das sich ihr in den Weg zu stellen vermochte.

 
9.
     
    Sie kam wie die Winde aller Sterne, die gleichzeitig auf den Smog und den Nebel und die Krankheit der kleinen Erde bliesen. Sie kam wie die mahlenden Räder des Universums herab auf die Eierschale eines von Menschen geschaffenen Gefängnisses.
    Die Stimme der Masse, ungezügelt, ungemindert, dröhnte durch Chaz' Leib und Geist, wie sie es schon einmal getan hatte, und die Wirkung des Gases wurde aufgesogen, gelöscht und völlig ertränkt. Wie ein Blatt im Wirbelsturm – aber jetzt ein reines Blatt – wurde Chaz erfaßt und fortgewirbelt.
    Eine Weile ließ er die Stimme der Masse widerspruchslos gewähren. Aber allmählich kehrte die Erinnerung an Eileen zurück und mit ihr die Sehnsucht und das Bedürfnis, sie wieder zu hören, mit ihr zu reden. Und nun versuchte er, sich die tobende Kraft, die ihn gerettet hatte, zu Willen zu machen.
    Er war wie ein Adler, dessen Flügel von Geburt an gefesselt gewesen waren, und der erst jetzt im Auge eines Tornados fliegen lernte. Sein einziger Lehrer war der Instinkt, und sein einziger Führer die bisher schlummernden Reflexe, aber allmählich übernahmen diese beiden. Das war, was die eigentliche Fähigkeit der Kettenwahrnehmung schon die ganze Zeit hätte sein sollen, aber was Chaz erst jetzt wirklich verstand: die wahre Definition der Auswahl, durch die nutzlose oder falsche Handlungen vermieden, und nützliche und richtige erfaßt und zu einer Kette zusammengefügt wurden, die unfehlbar zum gewünschten Ziel führte.
    So

Weitere Kostenlose Bücher