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Das mittlere Zimmer

Das mittlere Zimmer

Titel: Das mittlere Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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doch Kraft holen, um das durchzustehen. Und bei wem sonst als bei Johann, der sich liebevoll um sie kümmerte und der gerade mit einem Tablett, auf dem zwei Tassen standen, zur Tür hereinkam und es auf dem Holztisch abstellte.
    Rike lächelte ihm zu. Sie hatte plötzlich Angst, er könne sich auf ein anderes Sofa setzen. Sie brauchte ihn jetzt neben sich. Und er setzte sich neben sie, so nah, wie es übe rhaupt ging. Sie tranken ein paar Schlucke Kaffee, aber auf einmal lagen sie sich wieder in den Armen und küssten sich, als würden sie den nächsten Tag nicht erleben.
    Irgendwie rutschte Rike auf dem Sofa immer mehr in die Horizontale, und Johann schob und drückte hier und dort ein wenig, bis sie beide engumschlungen halb nebeneinander und halb übereinander auf der Couch lagen. Sie küssten sich, und unweigerlich fand Johanns Hand irgendwann unter Rikes Bluse, und ihre Hand fand den Weg in seine Hose, und was dann folgte, war so unvermeidlich wie das Gewitter am Ende eines elektrisch aufgeladenen, schwülheißen Sommertags ... sagte sich zumindest Rike eine halbe Stunde später.
    Während sie ihre enge Jeans wieder anzog und die Bluse zuknöpfte, sah sie zu Johann hi nüber, der noch mit heruntergelassener Hose auf dem Sofa lag. Nie hätte sie gedacht, dass man in dem Alter einen so guterhaltenen Körper haben konnte. Achims Körper war bei weitem nicht so athletisch wie Johanns Körper, dessen fast einziger Makel die lange Narbe war, die sich quer und schräg nach oben über seinen linken Oberschenkel zog. Er schaute ihr versonnen beim Anziehen zu und meinte unvermittelt: „Du bist eine sehr schöne Frau.“
    „Danke.“ Das war eigentlich nicht das, was sie hören wollte. Also sprach sie es an, auch wenn sie Angst vor der Antwort hatte. „Und wie geht es jetzt weiter?“
    Johann setzte sich auf und bedeckte halbwegs seine Blöße. „Ich will dir helfen, Friederike, dir und deiner Familie. Aber ich kann euch nur helfen, wenn du mir endlich sagst, was wirklich in eurem Haus passiert.“
    Rike merkte, dass sie wütend wurde. Sehr wütend. Wieso, in drei Teufels Namen, verstand er nicht, dass sie nicht darüber reden konnte?! Sie fasste ihr Haar im Nacken z usammen, steckte es fest, beherrschte ihre Wut und meinte kühl: „Ich darf nicht.“
    „Warum nicht?“ , hakte Johann nach.
    „Gott noch mal, das darf ich dir auch nicht sagen!“ Ihr Ton wurde schärfer.
    Auch Johann schien die Geduld zu verlieren. „Wie soll ich dir helfen, wenn ich nichts weiß! Verrate mir wenigstens, wer dahinter steckt! Wer verbietet dir, etwas zu sagen?! Wer ist es?!“
    Natürlich gab es darauf keine Antwort. Ein Gefühl der Absurdität, der Unwirklichkeit, der Hilflosigkeit überrollte sie plötzlich. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie ließ sich auf das nächstbeste Sofa fallen und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen.
    Keine zehn Sekunden später setzte sich Johann neben sie und streichelte beruhigend ihren linken Arm. „Wer ist es?“
    „Ich weiß es nicht“ , schluchzte Rike.
    „Wirklich nicht?“
    „Nein, beim Leben meiner Tochter, ich weiß es nicht!“
    „Das hilft uns ja jetzt richtig weiter“ , brummte Johann verdrossen. „Aber wie kommst du darauf, dass du nichts sagen darfst?“
    „Es ist wie ... wie ein innerer Befehl! Ich kann mich nicht darüber hinwe gsetzen!“
    „Ist ja gut.“ Johann zog ihr die Hände vom Gesicht. „Jetzt hör auf zu weinen und putz dir die Nase. Wir müssen uns ernsthaft was einfallen lassen.“
    Rike kramte ein Taschentuch hervor und wischte sich Augen und Nase ab. Johann nahm sie an der Hand und zog sie hoch. „Wir trinken jetzt erst mal einen frischen Kaffee, und dann strengen wir unseren Verstand an. Es gibt für jedes Problem eine Lösung!“
    Rike war sich da nicht so sicher. Sie ließ sich von ihm in die Küche ziehen, aber plötzlich blieb sie stehen. „Wie spät ist es eigentlich?“
    „Halb zwölf.“
    „Was? Ich habe meiner Mutter versprochen, zum Essen zu kommen! Ich muss los, sonst redet die nie wieder ein Wort mit mir!“
    „Na, jetzt übertreibst du aber.“ Johann schmunzelte. „Gut, dann werde ich mir eben alleine den Kopf zerbrechen. Aber versuch unbedingt, mich heute Abend anzurufen, vielleicht habe ich schon einen Plan.“ Ein liebevoll besorgtes Lächeln. „Auf jeden Fall möchte ich deine Stimme hören.“
    Rike fiel ihm um den Hals und gab ihm einen schmatzenden Abschiedskuss. Johann brachte sie nach unten zur Tür. Bevor sie in ihren

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