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Das mittlere Zimmer

Das mittlere Zimmer

Titel: Das mittlere Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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schwarzen Wagen, atmete schwer und starrte ihr mit einem so irren Blick entgegen, dass ihr fast das Herz stehen blieb. Gleichzeitig deutete er durch die hintere Seitenscheibe. „Sieh dir das an! Nun sieh dir das an!“
    Rike konnte sich nicht das blasseste Bild davon machen, was Hannah auf dem Rücksitz des Autos passiert sein könnte, und so kam ihr für einen Moment der G edanke, Achim wolle sie in einem Anfall von hysterischem, krankem Humor (oder von makabrer Rache?) auf den Arm nehmen.
    Mit rasendem Herzen lief sie zum Auto, beugte sich vor und spähte durch die Scheibe. Was sie sah, war absurd, Sie verstand es nicht. Warum lag Hannah, offenbar bewusstlos, mit gefesselten Händen und Füßen und einem breitem Klebeband über dem Mund auf der Rückbank von Achims Auto?! Was sollte -
    Ein plötzlicher Schlag auf den Hinterkopf. Schwärze.
     
    Als Rike zu sich kam, fühlte sie sich eine Weile völlig orientierungslos. Irgendwann begriff sie, dass sie in einem Auto in einer Garage saß und sich kaum bewegen konnte. Unter ihrer Schädeldecke pochte ein schlimmer Schmerz. Hinter ihr war dumpfes Klopfen zu hören, b egleitet von merkwürdigen Lauten.
    Sie sah an sich hinab. Diese kleine Bewegung genügte, um den Kopfschmerz zu verzehnf achen. Ihre Füße waren mehrfach mit Klebeband umwickelt. Ihre Hände auf dem Rücken wahrscheinlich auch. Ihr Mund mit Klebeband verschlossen, nachdem ihr ein Knebel hineingesteckt worden war. Irgendetwas aus Stoff. Es war weich und schmeckte nach ... nach Waschpulver.
    P lötzlich tauchte jemand von unten vor dem Wagen auf. Achim. Er nahm eins von mehreren Handtüchern, die auf der Motorhaube lagen, und bückte sich wieder. Er machte irgendetwas auf dem Boden zwischen Auto und geschlossenem Garagentor. Was? Eigentlich ahnte sie es. Aber es war zu ungeheuerlich, als dass sie es glauben wollte.
    Das Klopfen hinter ihr hörte auf. War das Hannah gewesen? Rike drehte sich auf ihrem Sitz um, ganz langsam und so weit es eben ging. Trotz der massiven Kopfschmerzen. Ihre Tochter war im Kindersitz hinter der Fahrerseite angegurtet. Sie konnte sich noch weniger bewegen als Rike. Über ihrem Mund klebte ein breites, graues Band. Ihre Augen waren dunkel vor Angst, und jetzt fing sie wieder an, ihren Kopf gegen die Rücklehne des Sitzes zu hämmern.
    Hör auf damit! wollte Rike schreien, aber sie brachte nur ein paar Grunzlaute zustande. Also schüttelte sie den Kopf, um Hannah von ihrem Tun abzubringen, doch Hannah war in ihrer eigenen Welt aus Panik gefangen. Möglicherweise nahm sie ihre Mutter gar nicht wahr.
    Rike war schwindlig vor lauter Kopfschmerz. Sie drehte sich langsam zurück. Sie musste e twas unternehmen! Sie durfte nicht zulassen, dass der Irre sie alle umbrachte! Sie musste sich befreien!
    Gerade tauchte Achim wieder auf, nahm das letzte Handtuch vom Wagen und tauc hte unter. Rike versuchte nachzudenken. Hatte Achim nicht einen Notfallhammer mit Gurtschneider im Handschuhfach verstaut? Vielleicht konnte sie ihn herausholen und die Fesseln zerschneiden. Wie sie das mit gefesselten Händen bewerkstelligen sollte, war ihr im Moment ziemlich egal.
    Sie beugte sich vor, um mit Kinn oder Nase die Taste des Handschuhfachs zu erreichen. In ihrem Kopf bohrte und klopfte es. Sie krümmte sich noch mehr zusammen - als plötzlich eine Übelkeit in ihr hochstieg, dass sie dachte, sie würde in der nächsten Sekunde ihr Frühstück von sich geben.
    Sofort richtete sie sich stocksteif auf. Wenn sie sich jetzt übergab, würde sie an Erbroch enem ersticken! Sie schloss die Augen und versuchte, die Übelkeit wegzuatmen. Ihr Kopfschmerz pochte, Hannah hinter ihr war still, und von links riss jemand die Autotür auf.
    Achim ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Wie oft und womit mochte er ihr auf den Kopf g eschlagen haben? Hatte sie nicht das Gefühl gehabt, mindestens einmal beinah aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht zu sein? Warum hatte er sie nicht gleich totgeschlagen? War ihm das nicht grausam genug? Sollte sie ihrer Tochter beim Sterben zusehen? War das seine Rache?
    Rike bewegte sich nicht: auf einmal war sie überzeugt, wenn sie sich bewegte, würde sie ve rrückt werden. Als sie hörte, dass Achim seine Tür zuschlug, dass er alle Fenster öffnete, dass er den Motor anließ, hätte sie schreien können. Jetzt riss sie doch die Augen auf, gab dumpfe, protestierende Laute von sich, so wie vorhin Hannah, und stampfte ein paar Mal mit den zusammengebundenen Füßen auf den Boden.
    Achim

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