DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
zufrieden in seine Arme schmiegte. Es war ein wundervolles Gefühl. Zum ersten Mal seit vielen Wochen hatte Lydia ihren Seelenfrieden gefunden.
Schließlich stützte Cristiano sich auf einem Arm auf und betrachtete Lydia mit unergründlicher Miene. Und obwohl Lydia seine Gedanken nicht lesen konnte, lag plötzlich eine fast greifbare Spannung in der Luft, die sie gnadenlos auf den Boden der Wirklichkeit zurückbrachte.
„Wie es aussieht“, meinte Cristiano bedeutsam, wobei sein italienischer Akzent mehr als sonst durchklang, „haben wir sehr viel zu besprechen, cara mia. Allerdings wirstdu Nachsicht haben müssen, denn ich bin darin bei Frauen nicht gut. Und zuerst brauche ich eine Dusche.“
Lydia blieb allein in dem riesigen Bett zurück. Das ist also Sex, dachte sie bedrückt. Endlich hatte sie herausgefunden, worum alle so viel Aufheben machten, und war noch nicht einmal enttäuscht worden, wie sie es halb erwartet hatte. Im Gegenteil, noch vor wenigen Minuten, kurz nachdem sie in Cristianos Armen den Höhepunkt ihrer Leidenschaft erlebt hatte, war sie unbeschreiblich glücklich gewesen. Jede kleinste Bewegung beschwor erotische Bilder, an die sie lieber nicht gedacht hätte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der kurze Schmerz ihre Unerfahrenheit verraten würde. Cristiano war natürlich überrascht gewesen, aber er hatte sie nicht ausgelacht. War das als Plus für sie zu werten?
Aber warum verschwendete sie überhaupt einen Gedanken daran, was er dachte? War es wichtig? Ihre Vereinbarung war völlig unpersönlich. Alles war ganz genau in diesem schrecklichen Vertrag festgelegt. Cristiano hätte sie gar nicht vorwarnen müssen, dass er es nicht gewohnt war, mit den Frauen in seinem Leben viel zu reden. Schließlich hatten seine Anwälte ein fünfzig Seiten starkes juristisches Kunstwerk geschaffen, um ihm genau das zu ersparen. Sie war ausschließlich zu seinem Vergnügen im Bett da, und wenn ihm ihr Mangel an Erfahrung auf diesem Gebiet missfiel, konnte er sie auf der Stelle abservieren, ohne große Worte zu machen. Lydia hatte plötzlich das schreckliche Gefühl, als würde sich zu ihren Füßen ein großer schwarzer Abgrund auftun.
Unfähig, noch länger still zu liegen, sprang sie aus dem Bett. Wo waren ihre Sachen? Vermutlich von irgendwelchen tüchtigen Dienstboten ordentlich in einen Schrank geräumt in einem anderen Schlafzimmer, denn Cristiano hatte ihr ja schon in seiner Londoner Wohnung ein eigenesZimmer zugewiesen. Weil Lydia sich in ihrer Nacktheit aber zu verletzlich fühlte, griff sie sich kurz entschlossen Cristianos Hemd und zog es an. Als sie die Ärmel hochkrempelte, stellte sie fest, dass ihr die Hände zitterten.
Was war nur mit ihr los? Konnte sie nicht mit der Tatsache leben, dass es offensichtlich ihre Bestimmung war, Cristiano Andreottis Hure zu sein? Hatte sie ihm nicht soeben bereitwillig gegeben, was sie bisher allen anderen Männern versagt hatte? In dem Gefühl, ersticken zu müssen, öffnete sie die Balkontür und atmete tief ein.
Sie hatte noch lebhaft vor Augen, wie aufreizend sie nicht lange zuvor die Modellkleider für ihn vorgeführt hatte. Unglücklich presste Lydia beide Hände gegen die heißen Wangen. Cristiano hatte gesagt, sie habe ihn gekonnt angemacht. Auch wenn ihr seine Ausdrucksweise nicht gefiel, er traf damit den Nagel auf den Kopf. Ja, sie hatte seine glühenden Blicke ebenso genossen wie die knisternde Erotik, die die Atmosphäre zwischen ihnen angeheizt hatte, sie erregt hatte.
Nun aber, nachdem alles vorbei war, überwogen Scham und Verunsicherung. Cristiano machte aus ihr einen anderen Menschen, eine Frau, die sie nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Ihr gefiel nicht, wie sie sich in Cristiano Andreottis Gegenwart verhielt … sie hasste ihn aus tiefstem Herzen, aber wenn sie ihn ansah, wenn er sie berührte und auf eine ganz bestimmte Weise anlächelte, wurde sie schwach. Sie hatte nicht geahnt, dass sexuelle Anziehung derart überwältigend sein konnte. Lydia begriff nicht, dass sie sogar vergessen konnte, wie sehr sie Cristiano verachtete. Wo sie doch genau wusste, was für ein Mensch er war: arrogant, herzlos und für seine Gefühllosigkeit bekannt. Man musste schließlich schon ein echter Schuft sein, um eine Frau auf der einen Seite mit weißen Rosen zu überschütten, während man hinter ihrem Rücken bei seinen Freunden fünfzig Riesen darauf verwettete, dass man sie ins Bett bekommen würde!
Verzweifelt bemüht, sich für
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