DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
ihr Verhalten zu bestrafen, zwang Lydia sich, den Augenblick vor gut über einem Jahr noch einmal zu durchleben. Als sie sich eingestehen musste, dass der Mann, an den sie ihr Herz verloren hatte, ein Mistkerl war, der ihr Vertrauen auf schändlichste Weise missbraucht hatte.
An jenem Wochenende in seinem Landhaus hatte Cristiano ziemlich gereizt darauf reagiert, als sie auf einem eigenen Schlafzimmer bestanden hatte.
„Ich stehe nicht auf Enthaltsamkeit. Wir beide sind erwachsene Menschen“, erklärte er ihr schneidend. „Du solltest also vielleicht darüber nachdenken, ob du überhaupt mit mir zusammen sein willst oder nicht.“
War ihm klar, was er ihr mit diesen Worten antat? Dass die unausgesprochene Drohung sie in tiefste Verzweiflung stürzte, während sie sowieso schon völlig verunsichert war? Die Entscheidung, mit ihm zu schlafen, war für sie ein so gewaltiger Schritt gewesen, dass sie sich an dem Glauben festhalten musste, es würde ihm genauso viel bedeuten, wie es ihr bedeutete. Obwohl sie unsterblich in ihn verliebt war, hatten sie sich in den knapp zwei Monaten, die sie sich kannten, gerade fünfmal getroffen. Cristiano war ein Workaholic, der ständig um den Globus reiste und nur alles oder nichts kannte.
Wie auch immer, an jenem Wochenende hatte sie schreckliche Angst gehabt, ihn zu verlieren, und war bald unter dem Druck schwach geworden. Rasch gelangte sie zu dem Schluss, dass es Zeit war, ihre sexuellen Unsicherheiten und Vorbehalte abzulegen und nachzugeben. Also suchte sie Cristiano überall im Haus, um ihm ihren Sinneswandel so schnell wie möglich mitzuteilen, und fand ihn schließlich im Billardzimmer mit seinen Freunden, die an diesem Wochenende ebenfalls bei ihm zu Gast waren. Da ihr klar war, dass er es nicht schätzen würde, wenn sie diese reineMännerrunde störte, wollte sie sich schon wieder unbemerkt zurückziehen, als sie hörte, wie ihr Name fiel.
„Reden wir also über Lia Powell“, schlug Philip Hazlett süffisant vor, und sie zuckte ahnungsvoll zusammen.
„Was ist mit ihr?“, entgegnete Cristiano gelassen.
„Spann uns nicht auf die Folter, Junge! Hier sind wir wieder versammelt, und du kannst uns alles erzählen … bis in die schmutzigen Details. Immerhin stehen fünfzig Riesen auf dem Spiel. Aber es geht nicht nur um das Geld, sondern ums Prinzip.“
„Ja, ist der Eiszapfen endlich geschmolzen? Ich kann nicht glauben, dass du dich für nichts zwei Monate mit ihr abgegeben hast“, mischte sich ein anderer ein.
„Wenn man den Gerüchten glauben darf, ist die Eisprinzessin ganz vernarrt in Cristiano, weshalb die Chancen gut stehen, dass er jede Menge Spaß mit ihr gehabt hat“, erklärte Philip Hazlett lachend. „Es war nicht gerade schlau von uns, dagegen zu wetten, dass unser Superplayboy auch in einem so hartnäckigen Fall zum Erfolg kommt.“
Lydia rannte davon, das grausame Lachen der Männer im Ohr. All ihre Träume lagen in Scherben zu ihren Füßen. Wie demütigend war es für sie, zu akzeptieren, dass sie kurz davor gestanden hatte, die Wette für Cristiano zu gewinnen! Zuerst wollte sie ihn zur Rede stellen, doch bei genauerer Überlegung wurde ihr klar, dass sie nicht abgebrüht genug war zu verbergen, wie tief er sie verletzt hatte. Die Entdeckung, dass sie das naive Opfer einer sexuellen Wette unter gelangweilten, reichen Männern gewesen war, hatte ihre fragile Selbstachtung fast gänzlich zerstört.
Aus Angst, dass Cristiano sie in ihrem Schlafzimmer aufsuchen könnte, nahm sie Zuflucht in dem Sommerhaus im Park, während in der Villa die rauschende Party bis in die Morgenstunden andauerte. Mort Stevens fand sie um vier Uhr morgens mit verweinten Augen, frierend und unglücklich. Und er erwies sich als überraschend freundlichund verständnisvoll.
„He, du willst dein Gesicht wahren, und ich könnte ein paar scharfe Schlagzeilen brauchen, um meine Fans daran zu erinnern, dass es mich noch als Sexsymbol gibt“, erklärte er gut gelaunt. „Warum setzen wir uns also nicht zusammen von hier ab und genießen den fetten Skandal, den wir dadurch beschwören? Andreotti wird außer sich vor Wut sein … und er wird vor allem seine Wette verlieren!“
Sie ließ sich darauf ein, denn Stevens’ Vorschlag erschien ihr damals die einzige Möglichkeit, sich wenigstens einen Rest an Stolz zu bewahren. Nur leider wurde Mort Stevens dann am Flughafen wegen Drogenbesitzes verhaftet und sie mit ihm. Ihr wichtigster und lukrativster Werbevertrag wurde
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