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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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seufzend und hielt die Hände des jungen Mannes fest, der seine Tat schilderte in einem heftigen Wortschwall, der aus ihm hervorbrach wie Blut aus einer offenen Wunde. Er berichtete, wie er arglos ins Hospital gegangen war, um einem alten Mann Freude zu machen, das Öl in seine Schultern gerieben und dabei zufällig von dessen tödlicher Eigenschaft erfahren hatte.
    Erst in diesem Augenblick wäre der Mordplan in seinem Kopf entstanden. Er hätte noch eine Gnadenfrist von wenigen Wochen vor sich gehabt, dann wäre ihm Mallilie endgültig entrissen worden, und nun hatte er plötzlich ein Mittel gefunden, das zu verhindern.
    »Immer öfter drängte sich der Gedanke auf, daß es mir nicht schwerfallen würde - und als ich zum zweitenmal ins Hospital ging, nahm ich das Fläschchen mit und füllte es mit dem Öl.
    Doch da war das alles noch ein verrückter Traum. Trotzdem steckte ich das Fläschchen an jenem Tag ein und dachte mir, es wäre ein leichtes, das Öl in seinen Met oder seinen Glühwein zu gießen. Ich nahm mir vor, das zu tun, ich wünschte es mir nur - und das allein war schon eine Sünde. Als ich ins Haus kam, waren sie alle im Wohnzimmer, und ich hörte Aldith sagen, der Prior hätte meinem Vater eine Speise aus seiner eigenen Küche geschickt, um ihm eine Freude zu bereiten. Die Sauce des Rebhuhns brodelte leise über der Kohlenpfanne - wenn man ein paar Tropfen hineinschüttete ...
    Es war vollbracht, bevor ich mir bewußt wurde, daß ich es tun wollte ... Und da hörte ich, wie sich Aelfric und Al dith vom Eßtisch entfernten. Ich hatte gerade noch Zeit, aus der Küche zu schlüpfen und so zu tun, als hätte ich die Tür eben erst geöffnet. Als sie eintraten, streifte ich gerade die Schuhsohlen auf der Schwelle ab. Natürlich mußten sie glauben, ich wäre gerade gekommen. Gott weiß, wie oft ich mir in der nächsten Stunde wünschte, ich hätte es nicht getan. Aber solche Dinge kann man nicht ungeschehen machen, und jetzt bin ich verdammt ... Was konnte ich anderes tun, als den Weg weiterzugehen, den ich eingeschlagen hatte - als es kein Zurück mehr gab?«
    Ja, was hätte er tun sollen? Das, was er jetzt tat - und das war ihm aufgezwungen worden. Doch er war nicht hierhergekommen, um zu töten - was immer er auch geglaubt hatte.
    »Und so kämpfte ich um die Frucht meiner Sünde, um Mallilie, so gut ich konnte. Ich habe meinen Vater nie gehaßt - aber Mallilie habe ich stets geliebt, und es gehörte mir – mir ...
    Wenn ich es doch reinen Herzens errungen hätte! Aber weil die Gerechtigkeit walten mußte, habe ich Mallilie verloren, und ich darf nicht klagen. Bring mich jetzt zum Wachtmeister und laß mich für den Tod meines Vaters mit dem meinen bezahlen, so wie ich es verdient habe. Ich werde widerstandslos mit dir gehen, wenn du meine Seele dem Herrn empfiehlst.«
    Er ließ die Stirn auf Cadfaels Hand sinken, seufzte tief auf und verstummte. Nach langen Minuten legte Cadfael die andere Hand auf das dichte, schwarze Haar. Er war kein Priester, und er konnte dem Sünder keine Absolution erteilen.
    Trotzdem war er in eine schreckliche Situation geraten, mußte Richter und zugleich Beichtvater sein. Gift war die Waffe eines niederträchtigen Mörders - einen Dolchstoß hätte er eher akzeptiert, und doch ... War denn an Meurig selbst kein Unrecht geschehen? Die Natur hatte ihm Freundlichkeit und Herzenswärme in die Wiege gelegt, und die Umstände hatten ihn so verbildet, daß er sich gegen sein eigenes Wesen gewandt hatte. Er kannte seine tödliche Krankheit nur zu gut.
    Aber ein Tod genügte - was würde ein weiterer bringen? Gott hatte andere Mittel und Wege, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
    »Du hast mich gebeten, dir eine Buße aufzuerlegen«, sagte Cadfael nach einer langen Pause. »Willst du das immer noch?
    Wirst du diese Buße ertragen und nicht verzweifeln, so gräßlich sie auch sein mag?«
    Der Kopf, der schwer auf der Hand des Mönches lag, bewegte sich, und Meurig flüsterte: »Ja, ich möchte es - und ich werde dir dankbar sein.«
    »Du willst keine milde Strafe?«
    »Bestraf mich so, wie ich es verdiene. Wie könnte ich sonst Ruhe finden?«
    »Also gut - du hast dich mir freiwillig anvertraut. Meurig, du bist hierhergekommen, um mir das Leben zu nehmen, doch du warst außerstande, die Klinge in meinen Hals zu stechen. Nun legst du dein Leben in meine Hände, und ich kann es dir auch nicht nehmen, denn das wäre falsch. Was würde die Welt gewinnen, wenn ich dein Blut fließen

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