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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zusätzlich komplizierte. Und dann fiel es ihm wieder ein - Prior Robert hatte ihn beim Namen genannt, bevor er gegangen war. Es war ein seltener Name in dieser Gegend, und er hatte genügt, um das Gedächtnis der Witwe aufzufrischen, die vielleicht schon eine halbvergessene Klangfarbe der Stimme, eine bestimmte Art der Bewegung bemerkt und bislang vergeblich in ihrer Erinnerung geforscht hatte.
    Von nun an war seine Unparteilichkeit in dieser Sache gefährdet. Richildis hatte ihn nicht nur erkannt, ihr Blick gab ihm auch zu verstehen, daß sie sich von ihm abhängig fühlte und fest auf ihn baute. Noch wagte er nicht zu überlegen, wohin das alles führen könnte.

3. Kapitel
    Gilbert Prestcote amtierte als Landrat von Shropshire, seit die Stadt während des vergangenen Sommers in König Stephens Hände gefallen war. Er residierte im Schloß Shrewsbury, das er für den König befestigt hatte, und regierte seine inzwischen befriedete Grafschaft von diesem Hauptquartier aus. Wäre sein Stellvertreter in Shrewsbury gewesen, als Prior Roberts Nachricht das Schloß erreichte, hätte Prestcote den Mann wahrscheinlich ins Kloster geschickt - was Bruder Cadfael begrüßt hätte, denn er wußte Hugh Beringars Scharfsinn zu schätzen. Doch der junge Herr hielt sich in seinem eigenen Haus auf, und so kam ein Wachtmeister mit einer zweiköpfigen, bewaffneten Eskorte ins Haus am Mühlenteich.
    Der Wachtmeister war ein großer, bärtiger Mann mit tiefer Stimme, der das uneingeschränkte Vertrauen des Landrats genoß und sowohl die Befähigung als auch die Bereitschaft besaß, in dessen Namen als gestrenge Amtsperson zu walten.
    Zunächst wandte er sich an Cadfael, da dieser aus dem Kloster kam, dessen Leiter Herrn Prestcote verständigt hatte. Und es war Cadfael, der die Ereignisse seit jenem Augenblick schilderte, wo er hier eingetroffen war. Der Wachtmeister hatte bereits mit Prior Robert gesprochen, der ihm sicherlich erzählt hatte, daß die verdächtige Speise aus seiner Küche stammte und auf seinen eigenen Wunsch hin in Bonels Haus gebracht worden war.
    »Du behauptest also, es wäre Gift darin gewesen? Nur in diesem einen Gericht und in keinem anderen, das er gegessen hat?«
    »Ja«, antwortete Cadfael, »das kann ich beschwören. Das Gift hat zwar nur geringe Spuren hinterlassen - aber du müßtest nur einen winzigen Saucentropfen an deine Lippen halten, und du würdest wenige Minuten später ein heftiges Jucken verspüren. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht. Es gibt keinen Zweifel.«
    »Und Prior Robert, der den Rest dieser Speise zu sich genommen hat, ist am Leben und bei bester Gesundheit - dem Himmel sei Dank. Also muß das Gift auf dem Weg von der Küche des Abtes bis zu dem Tisch da drüben beigefügt worden sein. Dieser Weg ist nicht weit, und man braucht nicht lange, um ihn zurückzulegen. Du da, Bursche - du trägst doch das Essen aus der Küche hierher? Hast du das heute auch getan?
    Bist du unterwegs stehengeblieben? Hast du mit irgend jemandem gesprochen?«
    »Nein!« protestierte Aelfric. »Wenn ich mir zu lange Zeit lasse und die Speisen kalt werden, muß ich mich dafür verantworten. Ich tue immer genau das, was von mir verlangt wird - und das habe ich auch heute getan.«
    »Und was hast du mit dem Essen gemacht, als du hier angekommen bist?«
    »Er hat es mir übergeben«, erklärte Aldith so hastig und nachdrücklich, daß Cadfael sie mit neuem Interesse musterte.
    »Aelfric stellte das Tablett auf die Bank neben der Kohlenpfanne, und ich wärmte die kleine Schüssel auf, während die Herrschaften das Hauptgericht aßen. Aelfric hatte mir gesagt, daß der Prior so freundlich war, unserem Master einen besonderen Leckerbissen zu schicken. Nachdem ich auch die kleine Schüssel aufgetragen hatte, setzten wir uns in die Küche, um unsere eigene Mahlzeit einzunehmen.«
    »Ist dir an diesem Rebhuhn nichts Ungewöhnliches aufgefallen? Vielleicht eine verdächtige Färbung - oder ein bestimmter Geruch?«
    »Es war mit einer sahnigen Sauce übergössen und duftete ganz köstlich. Nein, ich habe nichts Außergewöhnliches bemerkt. Der Master aß das Huhn, es schmeckte ihm - und dann fing sein Mund plötzlich zu jucken und zu brennen an.«
    »Der Geruch und der Geschmack des Giftes konnten mit einer solchen Sauce überdeckt werden«, beantwortete Cadfael den fragenden Blick des Wachtmeisters. »Dazu hätte es keiner großen Menge bedurft.«
    »Und du ...« Der Wachtmeister drehte sich zu Meurig um.
    »Du warst

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