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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Haus überstürzt verlassen. Wann ist er gekommen?«
    »Zusammen mit mir«, meldete sich Meurig zu Wort. »Er arbeitet als Lehrling bei Martin Bellecote, meinem Schwager und Dienstherrn. Heute morgen gingen wir miteinander hierher, und Edwin begleitete mich, als ich meinen Onkel in der Krankenabteilung besuchte. Die beiden hatten sich schon vor Wochen kennengelernt. Damals war Edwin zum erstenmal mit mir im Hospital.«
    »Ihr seid also gleichzeitig in diesem Haus eingetroffen? Wart ihr während der ganzen Zeit zusammen? Vor einer Weile erzähltest du, daß du in die Küche gekommen wärst. Du hast ›ich‹ gesagt, nicht ›wir‹.«
    »Edwin war schon vor mir hier. Wie ich bereits erwähnt habe, nahm ich ihn ins Hospital mit. Dort wurde er nach einiger Zeit unruhig. Er ist noch jung, und er war es leid, neben dem Bett des alten Mannes zu stehen und zuzuhören, wie wir uns auf walisisch unterhielten. Außerdem wartete seine Mutter auf ihn. Also machte er sich schon vor mir auf den Weg zum Mühlenteich, und als ich dann das Haus betrat, saß er im Wohnzimmer am Tisch.«
    »Und dann rannte er davon, nachdem er nur ein paar Bissen gegessen hatte.« Der Wachtmeister runzelte nachdenklich die Stirn. »Das muß eine ungemütliche Mahlzeit gewesen sein ...
    Ein junger Bursche sitzt mit dem Mann am Tisch, der ihn enterbt hat ... War dies das erstemal, daß sie sich trafen, nachdem Master Bonel beschlossen hatte, sein Landgut der Abtei zu schenken?«
    Nun war er auf eine interessante Spur gestoßen, und das konnte ihm niemand verübeln. Selbst der unerfahrenste Jagdhund hätte in einem solchen Fall Lunte gerochen, und der Wachtmeister war natürlich noch viel gewitzter als zehn tüchtige Jagdhunde zusammen. Was würde ich an seiner Stelle denken, fragte sich Cadfael, und unter diesen Umständen ...
    Ein junger Mann, der allen Grund hatte, die Ratifizierung der Schenkungsurkunde zu verhindern, erschien kurz vor der Tragödie am Schauplatz. Davor war er im Hospital, wo er die Gelegenheit hatte, sich das Gift zu beschaffen.
    Und da saß Richildis, hielt dem Blick des Beamten mit großen, herausfordernden Augen stand und schaute zwischendurch immer wieder verzweifelt in Cadfaels Richtung und bat ihn stumm um Hilfe, um die Rettung ihres Lieblings.
    Ebenso wortlos gab er ihr zu verstehen, daß sie alles erzählen mußte, was gegen ihren Sohn sprechen könnte, und daß nichts ungesagt bleiben dürfte - denn nur so wäre sie in der Lage, die Anklage zu entkräften, die man vielleicht gegen ihn erheben würde.
    »Er war zum erstenmal hier in diesem Haus«, begann Richildis, »und die Begegnung zwischen Gervase und meinem Sohn war äußerst unangenehm. Edwin hatte sich nur mir zuliebe dazu entschlossen - nicht, weil er meinen Mann umzustimmen hoffte, sondern um meines Seelenfriedens willen. Meurig riet ihm schon seit langer Zeit zu diesem Besuch -, und heute war Edwin endlich bereit dazu. Ich bin ihm dankbar für seine Bemühungen. Aber Gervase empfing ihn ziemlich feindselig und hielt ihm vor, er wäre nur gekommen, um ihn wegen des versprochenen Erbes zu umschmeicheln - das ihm tatsächlich versprochen war -, obwohl Edwin nichts dergleichen im Sinn hatte. Beide waren außerstande, ihr hitziges Temperament zu zügeln, und es kam zu einem heftigen Streit.
    Edwin stürmte hinaus, und mein Mann warf ihm das Geschirr nach. Du siehst ja die Scherben, Wachtmeister. Das ist die reine Wahrheit, du kannst ja meine Diener fragen. Oder Meurig, er war ebenfalls dabei. Mein Sohn rannte aus dem Haus und vermutlich nach Shrewsbury, wo er sich jetzt zu Hause fühlt - bei seiner Schwester und ihrer Familie.«
    »Eins müssen wir jetzt klarstellen«, meinte der Wachtmeister, aalglatt und ein wenig zu freundlich. »Ist dein Sohn durch die Küche hinausgelaufen - durch die Hintertür?
    Wo ihr gesessen habt?« Seine Kopfbewegung in die Richtung Aldiths und der jungen Männer strafte seine sanfte Stimme Lügen, denn sie wirkte abrupt und zielstrebig. »Ihr habt gesehen, wie er das Haus verlassen hat - ohne stehenzubleiben?«
    Die drei zögerten kurz, wechselten unsichere Blicke, und dann antwortete Aldith resigniert: »Als sie zu schreien und mit Tellern zu werfen anfingen, rannten wir ins Wohnzimmer, um den Master zu beruhigen - um es wenigstens zu versuchen ...«
    »... und um mich zu trösten«, warf Richildis ein.
    »Und nachdem der Junge gegangen war, seid ihr dort geblieben.« Der Wachtmeister war sehr zufrieden mit seiner Vermutung, die von den

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