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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bemerkenswerte Leistung vollbracht hat. Ich wußte gar nicht, daß du so gut mit Steinen zielen kannst ... Da wir gerade davon reden - was für ein Berufsziel hast du eigentlich im Auge? Ein Bischofsamt?«
    »Ich werde Papst oder Kardinal«, erwiderte Mark grinsend.
    »Mit geringeren Würden gebe ich mich erst gar nicht ab.«
    »O nein!« entgegnete Cadfael ernsthaft. »Du würdest deine Talente vergeuden, wenn du über ein Bistum oder eine Landpfarrei hinausstrebst.«
    Den ganzen Tag durchkämmten die Beamten des Landrates die Stadt, wo Edwin Gurney nach ihrer Überzeugung Zuflucht gesucht haben mußte. Irgendwie mußte es ihm gelungen sein, die Brücke unbemerkt zu überqueren. Nachdem sie keine Spur gefunden hatten, schickten sie Spähtrupps zu allen größeren Straßen, die von der Halbinsel wegführten. In der engen Biegung des Severn hatte Shrewsbury nur zwei Brücken. Auf der einen, die Edwin Gurney auf dem Weg in die Stadt benutzt haben mußte, gelangte man zur Abtei und nach London, auf der anderen zur Straße nach Wales, von der mehrere Wege in westlicher Richtung abzweigten.
    Die Beamten glaubten, daß der Flüchtling durch die Stadt und nach Wales geritten war, um den Bereich ihrer Rechtsprechung möglichst schnell zu verlassen, auch wenn er einer unsicheren Zukunft entgegeneilte. So war man einigermaßen verblüfft, als der Spähtrupp, der das Flußufer vor dem Kloster überwacht hatte, mit einem aufgeregten, etwa elfjährigen Mädchen ankam. Das Kind war über die Felder zu den Reitern gerannt und hatte gefragt, ob man wirklich nach einem Mann in schwarzer Kutte auf einem braunen Pferd mit gelber Mähne suchte. Den hätte es nämlich eben erst gesehen.
    Er wäre vorsichtig aus dem Dickicht da drüben gekommen und hätte sich nach Osten gewandt, als wollte er die nächste enge Flußbiegung überqueren und hinter St. Giles auf die Straße nach London stoßen. Da er diese Richtung schon am Morgen eingeschlagen und kehrtgemacht hatte, als sein Weg versperrt worden war, schenkte man dem Mädchen Glauben. Offenbar hatte er ein sicheres Versteck gefunden, erst einmal abgewartet und gehofft, man würde in der entgegengesetzten Richtung nach ihm suchen. Und nun glaubte er, daß er die Flucht gefahrlos antreten konnte. Die Kleine meinte, er wäre vermutlich zur Furt bei Uffington geritten.
    Die Beamten dankten ihr herzlich, schickten einen Mann mit der Nachricht, daß man eine heiße Spur gefunden hätte, und der Bitte um Verstärkung ins Schloß und galoppierten frohen Mutes zur Furt. Alys schaute ihnen nach, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, dann rannte sie über die Brücke zum Stadttor. Niemand achtete auf das elfjährige Mädchen, das da ein und aus ging.
    Jenseits der Furt von Uffington entdeckten die Jäger das gesuchte Wild, das fast gemächlich die schmale Straße nach Upton entlangtrabte. Als sich der Junge umblickte und die Verfolger sah, galoppierte er blitzschnell davon. Das braune Pferd mit der hellen Mähne war unverkennbar, und die Verfolger fragten sich, warum der Flüchtling die gestohlene Kutte nicht abgelegt hatte, die ihn eher verriet als tarnte, denn mittlerweile mußten alle Leute in meilenweitem Umkreis danach Ausschau halten.
    Es war um die Mitte des Nachmittags, und das Tageslicht begann zu erlöschen. Die Verfolgungsjagd dauerte stundenlang. Der Junge schien alle Nebenstraßen und Schlupfwinkel zu kennen. Mehrmals konnte er die Truppe abschütteln, verließ immer wieder die Straßen, um sie in gefährliche Sumpfgebiete zu locken oder auf steinige Pfade, wo ein Pferd auf einen spitzen Kiesel trat und lahmte. Auf dem Weg durch Atcham, Cound und Cressage holte er einen großen Vorsprung heraus und verlor sie zeitweise aus den Augen. In den Wäldern hinter Acton ermüdete Rufus und stolperte, und dort stürzten sie sich auf ihn, griffen nach Kutte und Kapuze und hielten ihn fest. Sie fesselten ihm die Hände, und, weil er sie so lange an der Nase herumgeführt hatte, gingen sie ziemlich unsanft mit ihm um, was er widerstandslos und mit philosophischer Gelassenheit ertrug. Er bat nur, man möge dem Pferd zuliebe langsam nach Shrewsbury zurückreiten.
    Irgendwann hatte er aus dem Gürtel, der zu seinem Mönchshabit gehörte, ein provisorisches Zaumzeug angefertigt.
    Dieser Strick erfüllte nun einen neuen Zweck. Sie setzten ihn hinter den leichtesten Mann aufs Pferd und banden ihn am Reiter fest, aus Angst, er könnte trotz der gefesselten Hände abspringen und zu Fuß durch die

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