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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ist etwa zwei Meter tief in Schlamm eingegraben und muß sich schon seit Jahren dort befinden.«
    »Nun ja, macht nichts. Man kann ja schließlich nicht gleich das erstemal Glück haben, oder was meinen Sie?«
    Ein paar Minuten später und wieder eine Flußmündung. Es sah kaum so aus, als ob dort überhaupt ein Boot durfahren könnte. Aber auf jeden Fall flogen wir einmal dort entlang. Etwa eine halbe Meile von der Mündung entfernt hatte der Fluß eine milchig weiße Farbe, als er durch einige Strudel floß. Wir wendeten wieder.
    Jetzt war es langsam hell geworden, und wir hatten den nördlichsten Punkt, den wir uns als Grenze für dieses Gebiet gesetzt hatten, erreicht. Hier beherrschten steile, zerklüftete Berge, die fast senkrecht in die See abfielen, die Landschaft. »Wie weit geht es denn hier noch nach Norden?« fragte ich.
    »Ungefähr zehn bis zwölf Meilen, bis man in Loch Lairg angekommen ist.«
    »Kennen Sie es?«
    »Ich bin schon einige Male hingeflogen.«
    »Höhlen?«
    »Nirgendwo eine Höhle.«
    Ich hatte eigentlich auch nicht geglaubt, daß es dort welche geben würde. »Wie sieht's dort weiter aus?« Ich zeigte dabei nach Westen, wo die gebirgige Küstenlinie trotz des immer noch heftigen Regens und der niedrigen Wolken sichtbar wurde. Sie schien direkt von der Spitze von Loch Lairg bis zum Beginn des Sunds von Torbay zu reichen.
    »Glauben Sie mir, noch nicht einmal die Möwen können dort aufsetzen.«
    Ich glaubte ihm. Wir flogen die Strecke, die wir gekommen waren, wieder zurück, bis wir unseren Ausgangspunkt an der Küste erreichten, und von dort weiter nach Süden. Von der Insel Torbay bis zum Festland war das Meer eine weiße schäumende Masse, die mit spitzen Wellen nach Osten durch die dunklen Fjorde strömte. Nirgendwo war auch nur ein Boot zu sehen. Selbst die großen Brocken waren im Hafen. So schlimm war es. Bei diesem Sturm ging es auch unserem Hubschrauber nicht gerade gut. Er schlingerte hin und her; manchmal kam es einem vor, als säße man in einem Schnellzug, einige Sekunden vor dem Entgleisen. Unter diesen Bedingungen zu fliegen, erweckte in mir eine lebenslange Aversion gegen Hubschrauber. Aber der Gedanke, wie es mir zumute sein würde, wenn ich dort unten in einem Boot säße, mitten im Toben des Meeres, ließ beinah eine Zuneigung zu diesem verdammten Hubschrauber in mir aufsteigen.
    Wir flogen zwanzig Meilen nach Süden – falls man die Art, wie wir in der Luft hin- und hergeworfen wurden, mit Fliegen bezeichnen konnte –, trotzdem schafften wir sechzig Meilen in südlicher Richtung. Jeder kleine Sund zwischen den Inseln und dem Festland, jeder von der Natur geschaffene Hafen, jede Seebucht und jede Einmündung mußte untersucht werden. Meist flogen wir ziemlich niedrig, nicht viel höher als etwa siebzig Meter. Manchmal mußten wir sogar bis auf dreißig Meter heruntergehen. So schwer fiel der Regen, und so heftig war der Wind, der ihn gegen unsere Windschutzscheibe peitschte, daß die Scheibenwischer fast nutzlos waren. Aus diesem Grund mußten wir so tief wie möglich fliegen, um überhaupt etwas sehen zu können. Trotz allem glaubte ich nicht, daß wir auch nur einen Meter der Küste, des Festlandes oder der kleinen in der Nähe des Festlandes liegenden Inseln ausließen. Wir sahen alles, und wir sahen nichts.
    Ich blickte auf meine Uhr. Es war 9 Uhr 30. Die Stunden verstrichen, und wir hatten bis jetzt noch nichts erreicht. Ich sagte: »Wie lange wird der Hubschrauber diesem Toben noch standhalten?«
    »Ich bin mit ihm schon mehr als fünfzig Meilen über den Atlantik geflogen bei einem Wetter, das sehr viel schlechter war als dieses hier.« Es war Oberleutnant Williams nicht anzumerken, daß ihn die Fliegerei anstrengte, nervös machte oder ermüdete. Wenn man überhaupt etwas an ihm feststellen konnte, dann nur, daß er sich über die ganze Angelegenheit freute. »Wichtig ist nur zu wissen, wie lange Sie diese Fliegerei noch aushalten können.«
    »Nicht mehr sehr lange, aber wir müssen weiter. Kehren wir zurück zu der Bucht, in der Sie mich aufgenommen haben, und dann fliegen wir die Küste von Torbay entlang. Zuerst die Südküste, dann nach Norden, die Westküste entlang, und dann östlich an Torbay vorbei, bis wir wieder am südlichen Ufer des Sunds sind.«
    »Sie geben hier die Befehle.« Williams drehte den Hubschrauber nach Nordwesten und machte dabei eine Auffangbewegung, die meinem Magen nicht sehr guttat. »In der Kiste hinter Ihnen finden Sie Kaffee

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