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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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würde. Falls wir zurückkehren würden. Aber ich konnte es auch im Moment nicht ändern. Ich ging an Onkel Arthur vorbei an Deck.
    Im Steuerhaus nahm ich eine kleine Taschenlampe und richtete ihren Strahl nach unten auf das Wasser, hielt aber meine Hand schützend davor, so daß man den Lichtstrahl nicht weiter als fünfzig Meter sehen konnte. Sie waren tatsächlich mit einem Schlauchboot gekommen, an dem ein Außenbordmotor befestigt war. Die beiden Helden hatten sich vorgenommen, nachdem sie einen wirklich erstklassigen Job ausgeführt hatten, auf bequeme Art und Weise nach Hause zu fahren.
    Ich schlang ein schweres Tau um den Zylinder des Außenbordmotors und zog dann abwechselnd an der Leine, mit der das Boot festgemacht war, und an dem Tau. Ich hatte das Boot mitsamt dem Außenbordmotor in knapp zwei Minuten an Deck gebracht. Dann schraubte ich den Außenbordmotor ab und zog das Boot auf die andere Seite hinter die Aufbauten, auf die Seite, die dem Innenhafen abgewandt war. Dann untersuchte ich es sorgfältig mit meiner Taschenlampe. Aber außer dem Namen des Herstellers fand ich keinerlei Hinweise, nichts, was anzeigte, zu welchem Schiff es gehörte. Ich schnitt es in kleine Streifen und warf es über Bord.
    Dann ging ich ins Steuerhaus. Ich schnitt etwa sechs Meter von einem elektrischen Kabel ab, ging wieder nach draußen und band den Außenbordmotor um die Füße des Toten. Ich durchsuchte seine Taschen. Nichts. Ich wußte schon im voraus, daß ich nichts finden würde, schließlich hatte ich es mit Experten zu tun. Ich benutzte noch einmal die abgeschirmte Taschenlampe und sah mir sein Gesicht an. Ich hatte ihn noch nie vorher gesehen. Ich nahm ihm die Pistole, die er noch immer in der rechten Hand hielt, ab, dann löste ich die zwei Sicherheitshaken an der Reling, ließ zuerst den Außenbordmotor und dann den Mann hinab. Sie versanken in dem dunklen Wasser des Hafens von Torbay, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen. Ich ging wieder in das Steuerhaus und schloß dann hinter mir die Tür zum Salon.
    Onkel Arthur und der Verwundete hatten mittlerweile ihre Position gewechselt. Der Mann stand jetzt auf den Beinen und lehnte wie betrunken gegen eine Wand. Er betupfte mit einem blutverschmierten Handtuch, das Onkel Arthur gefunden haben mußte, sein Gesicht. Dabei stöhnte er ab und zu. Ich konnte es ihm nicht verübeln; mit einem gebrochenen Nasenbein, eingeschlagenen Vorderzähnen und einem Kinn, das möglicherweise auch noch gebrochen war, hätte ich wahrscheinlich auch gestöhnt. Onkel Arthur, in der einen Hand die Pistole, in der anderen ein Glas Whisky, saß auf der Bank und betrachtete sein blutiges Werk mit einer eigenartigen Mischung von Zufriedenheit und Ekel. Er sah auf, als ich kam, und nickte in Richtung des Gefangenen.
    »Er macht grauenhafte Flecke auf den Teppich«, beschwerte er sich. »Was fangen wir mit ihm an?«
    »Wir übergeben ihn der Polizei.«
    »Der Polizei? Ich war der Annahme, daß Sie der Polizei gegenüber gewisse Vorbehalte haben.«
    »Vorbehalte ist zwar nicht das richtige Wort dafür, aber wir müssen irgendwie weiterkommen.«
    »Und unseren Freund draußen auch?«
    »Wen bitte?«
    »Na, den … den Komplicen von diesem hier.«
    »Den hab' ich über Bord geworfen.«
    Onkel Arthur machte noch mehr Flecken auf den Teppich. Er übergoß ihn mit gutem Whisky. Dann fragte er: »Was haben Sie getan?«
    »Kein Grund zur Beunruhigung.« Ich zeigte dabei nach unten. »Es ist hier etwa dreißig Meter tief, und außerdem war er noch mit dreißig Pfund Metall beschwert, die ich ihm an die Füße gebunden habe.«
    »Sie wollen damit sagen, auf dem Meeresgrund?«
    »Was haben Sie gedacht, was ich mit ihm tun würde? Sollte ich ein Staatsbegräbnis für ihn organisieren? Es tut mir leid, ich hatte ganz vergessen, Ihnen zu sagen, daß er tot war. Ich mußte ihn töten.«
    »Ich mußte, ich mußte?« Er schien verärgert zu sein. »Aber warum, Calvert?«
    »Da gibt es keine Frage. Es ist auch keine Rechtfertigung notwendig. Ich habe ihn getötet, sonst hätte er mich getötet und dann Sie, und dann wären wir beide jetzt da, wo er ist. Muß man sich rechtfertigen, wenn man Menschen umbringt, die mindestens dreimal soviel gemordet haben, wenn nicht mehr? Und wenn dieser Mensch noch kein Mörder war, dann kam er heute nacht auf jeden Fall, um zu morden, ich habe ihn umgebracht mit genausowenig Überlegung oder Bedauern, wie ich eine Schwarze Witwe totgetreten hätte.«
    »Aber Sie

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