Das Mörderschiff
vorzubereiten? Verdammt noch mal, Mann, ich hab' ja nicht einmal eine Pistole.«
»Sie werden auch keine brauchen. Vielleicht sind Sie mit mir nicht einer Meinung.« Ich gab ihm die Luger. Er nahm sie, kontrollierte sie und überzeugte sich, daß der Sicherheitshebel leicht zu bewegen war. Dann saß er da und hielt sie ungeschickt in der Hand.
»Sollten wir nicht etwas tun, Calvert? Wir sind doch hier lebende Zielscheiben.«
»Sie werden noch eine ganze Zeit auf sich warten lassen. Das nächste Haus oder Boot ist nach Osten hin mindestens noch eine Meile entfernt. Sie müssen mit dem Wind und mit der Flut kommen, und sie können es nicht wagen, dabei einen Motor zu gebrauchen. Ob sie mit einem Segelboot kommen oder in einem Schlauchboot paddeln, sie haben auf jeden Fall eine weite Strecke vor sich. Trotzdem haben wir wenig Zeit, Sir. Wir haben heute noch eine Menge zu tun. Um auf Loch Houron zurückzukommen, die Expedition kommt nicht in Frage. Die wären nicht einmal in der Lage, ein Schlauchboot aufzubringen, geschweige fünf schwere Frachter. Unser Freund Donald MacEachern benimmt sich äußerst verdächtig. Dort wären Möglichkeiten vorhanden. Er ist zu Tode beunruhigt, vielleicht zielten ein halbes Dutzend Gewehre auf seinen Rücken, während er mir seins vors Gesicht hielt. Aber das war alles zu gut, um wahr zu sein. Berufsverbrecher würden sich nicht in dieser Art und Weise benehmen.«
»Vielleicht erwarten Berufsverbrecher von einem Kollegen, daß er genauso reagiert. Sie sagen, er hätte Angst gehabt?«
»Es kann sein, daß er irgend etwas damit zu tun hat. Vielleicht nicht gerade direkt. Und dann sind da noch die Haifischer, die haben Boote und Möglichkeiten, und weiß der Himmel, das sind wirklich harte Burschen. Dagegen spricht, daß sie dort seit Jahren leben. Die Gegend wimmelt von Haifischen. Es müßte sich leicht feststellen lassen, ob regelmäßige Lieferungen von Haifischleberöl zum Festland verschickt werden. Noch dazu kennt man sie gut und hat allergrößte Hochachtung vor ihnen hier an der Küste. Ich bin überzeugt, daß man sie jederzeit überprüfen kann. Und dann noch Dubh Sgeir. Lord Kirkside und seine hübsche Tochter Sue.«
»Lady Susann«, sagte Onkel Arthur. Es ist gar nicht einfach, mit einer unpersönlichen klanglosen Stimme einen gewissen Vorwurf auszudrücken. Aber es gelang ihm ohne jede Schwierigkeit. »Selbstverständlich kenne ich Lord Kirkside.« Sein Ton ließ erkennen, daß es höchst ungewöhnlich wäre, wenn er ihn nicht kennen würde. »Und während ich, was Sir Anthony betrifft, vielleicht nicht recht habe – ich wette aber eins zu hundert Pfund, daß ich recht habe –, bin ich bei Lord Kirkside überzeugt, daß er völlig unfähig ist, eine unehrliche oder illegale Handlung zu begehen oder zu unterstützen.«
»Ich auch. Er ist, könnte man sagen, ein wirklich harter Bursche, der aber mehr auf der Seite der Engel steht.«
»Und seine Tochter? Ich habe sie noch nie getroffen.«
»Ein ausgesprochen modernes Mädchen. Kleidet sich der Mode entsprechend und spricht, wie es heute modern ist: ›Ich bin hart, ich bin leistungsfähig und ich kann schon für mich alleine sorgen. Danke sehr.‹ Sie ist natürlich durchaus nicht hart, sondern ein nettes altmodisches Mädchen in neumodischen Kleidern.«
»Dann sind die beiden auf alle Fälle über jeden Verdacht erhaben.« Onkel Arthurs Stimme klang erleichtert. »Bleibt noch die Expedition, auch wenn Sie sich darüber lustig machen. Die Insel von MacEachern und die Haifischer. Ich würde mich auf jeden Fall für die Haifischer entscheiden.«
Mir war es egal, wofür er sich entscheiden würde. Für mich war es jetzt Zeit, an Deck zu gehen, und ich sagte es ihm.
»Das wird doch nicht lange dauern, oder?«
»Nicht anzunehmen, Sir. Wir werden die Lichter im Salon ausmachen; es würde ihnen merkwürdig vorkommen, wenn sie durch die Fenster sehen und niemanden hier bemerken würden. Wir werden die beiden Lichter in den Kabinen anmachen und das Licht am Bug. Auf diese Art und Weise haben sie keine Sicht. Das gesamte hintere Deck wird in Licht gebadet sein, während es ihnen vorn stockdunkel erscheinen wird. Wir werden uns in der Dunkelheit verbergen.«
»Wo denn im Dunkeln?« Das klang nicht sehr vertrauensvoll.
»Sie gehen bitte ins Steuerhaus. Die Tür des Steuerhauses öffnet sich nach außen. Halten Sie immer eine Hand ganz leicht auf dem Türgriff. Wenn Sie fühlen, daß er sich dreht, und zwar sehr langsam
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