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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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plötzliche Trommeln des Regens auf dem Dach. »Es ist Zeit, wir müssen jetzt gehen.«
    Wir gingen durch die Küchentür, tasteten uns nach hinten und ließen das Boot ganz leise ins Wasser. Wir stiegen ein, und ich machte die Leine los. Der Wind und die Flut trieben uns in Richtung auf den Hafen. Durch den dichten Regen konnte man zur Linken undeutlich die ›Shangri-la‹ erkennen, als wir in ungefähr hundert Meter Entfernung an ihrer Steuerbordseite vorbeifuhren. Nachdem wir etwa den halben Weg zwischen der ›Shangri-la‹ und der Küste zurückgelegt hatten, startete ich den Motor, und wir fuhren auf die ›Shangri-la‹ zu.
    Der große Tender war am Ende eines langen Balkens festgemacht. Das Hinterschiff des Tenders war ungefähr drei Meter von der erleuchteten Gangway entfernt. Ein Mann im Ölzeug, mit einer der komischen französischen Matrosenmützen, die die Besatzung der ›Shangri-la‹ trug, kam die Gangway entlanggelaufen und nahm unsere Leine.
    »Ah, guten Abend, mein Freund«, sagte Onkel Arthur. Das war durchaus nicht gekünstelt, sondern die Art, wie er zu den meisten Menschen sprach. »Ist Sir Anthony an Bord?«
    »Ja, Sir.«
    »Wäre es wohl möglich, daß ich ihn einen Augenblick sehen kann?«
    »Falls Sie einen Augenblick …« Der Matrose unterbrach sich und starrte Sir Arthur an. »O Gott, es ist … es ist der Admiral.«
    »Admiral Arnford-Jason, selbstverständlich. Sie sind doch der Bursche, der mich heute nach dem Abendessen zum Columba-Hotel gebracht hat?«
    »Jawohl, Sir. Ich führe Sie sofort in den Salon, Sir.«
    »Mein Boot kann hier wohl ein paar Augenblicke liegenbleiben?« Damit stempelte er mich stillschweigend zu seinem Chauffeur.
    »Aber selbstverständlich, Sir.«
    Sie gingen gemeinsam die Gangway entlang nach hinten. Ich brauchte zehn Sekunden dazu, die Leitung zu untersuchen, die die Gangway mit Licht versorgte, und kam zu dem Entschluß, daß sie nicht viel Widerstand bieten würde. Dann folgte ich den beiden nach hinten. Ich ging an dem Gang, der zum Salon führte, vorbei und versteckte mich hinter einem Ventilator. Der Matrose kam wieder aus dem Gang heraus und machte sich auf den Weg nach vorn. Nach etwa zwanzig Sekunden würde er wie ein Wilder brüllen, daß der angebliche Chauffeur verschwunden sei. Mir war es völlig egal, was er in zwanzig Sekunden tun würde.
    Als ich die angelehnte Salontür erreichte, hörte ich die Stimme von Sir Arthur. »Nein, nein, ich bedaure es außerordentlich, Sie so plötzlich belästigen zu müssen. Ja danke, gern, einen kleinen Schluck bitte, ja, mit Soda.« Onkel Arthur hatte es heute abend mit dem Whisky. »Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen. Auf Ihr Wohl, Lady Skouras. Ihre Gesundheit, Gentlemen. Ich halte Sie nicht lange auf. In der Tat möchte ich fragen, ob Sie uns eventuell behilflich sein können. Mein Freund und ich sind äußerst besorgt, ich muß wirklich sagen, äußerst besorgt. Ja, wo ist er denn, ich dachte, daß er direkt hinter mir …«
    Das war das Stichwort für Calvert. Ich schlug den Kragen, der den unteren Teil meines Gesichts verdeckt hatte, herunter und nahm den Südwester, der den oberen Teil verdeckte, ab. Ich klopfte höflich an, trat ein und sagte: »Guten Abend, Lady Skouras. Guten Abend, Gentlemen. Bitte entschuldigen Sie die Störung.«
    Abgesehen von Onkel Arthur waren sechs Personen um den Kamin am Ende des Salons geschart. Sir Anthony stand, die anderen saßen. Charlotte Skouras, Dollmann, der Generaldirektor von Skouras, Lavorski, sein Buchhalter, Lord Charnley, sein Börsenmakler, und noch ein fünfter Mann, den ich nicht kannte. Alle hatten Gläser in den Händen.
    Die Reaktion, die mein plötzliches Eintreten auslöste, war höchst interessant. Der alte Skouras saß halb nachdenklich, halb beobachtend da und sah überrascht aus. Charlotte Skouras begrüßte mich mit einem erzwungenen Lächeln. Onkel Arthur hatte nicht übertrieben, als er von ihrem blauen Fleck gesprochen hatte. Er war wirklich enorm. Das Gesicht des Fremden war unbeteiligt. Das von Lavorski undurchdringlich. Dollmann sah aus, als ob sein Gesicht aus Marmor gehauen wäre, und bei Lord Charnley hatte man nur eine Sekunde lang den Eindruck, als ginge er um Mitternacht über einen Friedhof und jemand tippte ihm plötzlich auf die Schulter. Zumindest dachte ich das, ich konnte es mir auch eingebildet haben. Was ich mir nicht einbildete, was das plötzliche Herunterfallen eines Glases, das geräuschlos über den Teppich rollte. Es

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