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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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behandeln. Ich kann kein Wort von dem verstehen, was er sagt.«
    »Das hat nichts mit seinem Gesicht zu tun. Der Hauptgrund ist der, daß er Italienisch spricht.«
    »Ach, ein Italiener, das werden wir schnell haben. Der Besitzer des Kaffees Western-Insel ist ein Italiener.«
    »Das ist gut. Es sind nur vier kleine Fragen, die er an unseren Freund stellen soll. Wo sein Paß ist, wie er in dieses Land gekommen ist, wer sein Arbeitgeber ist und wo er lebt.«
    Der Polizeimeister sah mich eine Weile an und sagte dann langsam: »Sie scheinen mir ein außerordentlich eigenartiger Meeresbiologe zu sein, Mr. Petersen.«
    »Und ich kann Ihnen nur sagen, daß Sie mir ein außerordentlich eigenartiger Polizeimeister zu sein scheinen. Gute Nacht.«
    Ich ging über die sparsam erleuchtete Straße bis zur Kaimauer und wartete im Schatten einer Telefonzelle. Zwei Minuten später kam ein Mann mit einer kleinen Tasche die Straße herauf und ging in die Polizeistation. Nach fünf Minuten kam er wieder heraus, was nicht überraschend war. Ein normaler Arzt konnte nicht viel für einen Mann tun, der ins Krankenhaus gehörte.
    Dann öffnete sich wieder die Tür, und Polizeimeister MacDonald trat heraus. Er trug einen langen schwarzen Regenmantel, der bis zum Hals zugeknöpft war. Er ging schnell an der Kaimauer entlang, ohne nach links oder rechts zu sehen, was es mir außerordentlich erleichterte, ihm zu folgen. Dann wandte er sich dem alten steinernen Pier zu. Als er am Ende des Piers war, ließ er eine Taschenlampe aufleuchten, ging ein paar Stufen hinunter und begann, ein kleines Boot heranzuziehen. Ich lehnte mich über die Mauer des Piers und machte meine eigene Taschenlampe an.
    »Warum geben sie Ihnen eigentlich kein eigenes Telefon oder ein Radio, um dringende Nachrichten mitzuteilen?« fragte ich. »Sie können sich ja den Tod holen, wenn Sie bei solchem Wetter hinaus zur ›Shangri-la‹ rudern.«
    Er richtete sich langsam auf und ließ die Leine aus den Händen fallen. Das Boot trieb allein hinaus in die Dunkelheit. Dann kam er die Stufen herauf, mit den schweren Schritten eines alten Mannes, und sagte ruhig:
    »Was sagten Sie eben über die ›Shangri-la‹?«
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten, Herr Polizeimeister«, erwiderte ich freundlich. »Die Pflicht geht immer privaten Dingen vor. Ihre erste Pflicht ist Ihrem Herrn gegenüber. Gehen Sie nur, sagen Sie nur, daß einer ihrer Spielgefährten schwer zusammengeschlagen worden ist und daß außerdem Petersen sehr schwere Verdachtsmomente gegen den Polizeimeister MacDonald hat.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte er mit hohler Stimme. »Die ›Shangri-la‹ … Ich wollte noch nicht einmal in die Nähe der ›Shangri-la‹.«
    »Und wohin wollten Sie dann? Erzählen Sie es mir doch. Vielleicht fischen? Unter diesen Umständen müßte ich Ihnen sagen, daß Sie Ihr Angelzeug vergessen haben, nicht wahr?«
    »Und wie wäre es denn, wenn Sie sich um Ihren eigenen verdammten Kram kümmern wollten«, entgegnete MacDonald wütend.
    »Genau das tue ich. Lassen Sie es gut sein, Polizeimeister. Glauben Sie, daß mich unser italienischer Freund irgendwie interessiert? Von mir aus können Sie ihm vorwerfen, daß er in der Hauptstraße Verstecken gespielt hat. Ich habe ihn ja nur zu Ihnen gebracht, um Ihnen auf diese Art und Weise mitteilen zu können, daß Sie hinter nichts Gutem her sind. Ich wollte sehen, wie Ihre Reaktion ist, um meine letzten Zweifel zu beseitigen. Sie haben einfach fabelhaft darauf reagiert.«
    »Ich bin vielleicht keiner der klügsten Menschen, Mr. Petersen«, sagte er würdevoll. »Aber ich bin auch kein kompletter Idiot. Ich dachte, daß Sie einer von denen seien oder hinter denselben Dingen her sind, wie sie.« Er machte eine Pause. »Das sind Sie nicht. Sie sind ein Agent des Geheimdienstes.«
    »Ich bin Beamter.« Ich nickte hinüber zu dem Platz, wo die ›Firecrest‹ kaum zwanzig Meter entfernt lag. »Sie kommen am besten mit zu meinem Boß.«
    »Ich lasse mir von einem Beamten keine Befehle erteilen.«
    »Ganz wie Sie wollen«, sagte ich ungerührt, wandte mich ab und sah auf das Meer hinaus. »Was Ihre beiden Söhne anlangt, ich meine die sechzehn Jahre alten Zwillinge, von denen man mir erzählt hat, daß sie in den Cairngorms vor einiger Zeit umgekommen seien …«
    »Was ist mit meinen Söhnen?« fragte er tonlos.
    »Es ist einfach so, daß es mir keinen Spaß macht, ihnen sagen zu müssen, daß ihr eigener Vater keinen Finger

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