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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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daß ich eine neue Hoffnung in sein Leben gebracht hatte. »Wer sind Sie, Sir? Wer sind Sie? Sie sind keiner von denen, und Sie sind auch kein Polizist. Ich weiß, daß Sie kein Polizist sind. Die kenne ich. Sie sind aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.« Ganz plötzlich schien das Leben in ihn zurückzukehren. Er starrte mich eine ganze Minute an, und ich fühlte mich unbehaglich unter dem Blick der fast erloschenen Augen. »Ich weiß, wer Sie sind, ich weiß, wer Sie sein müssen. Sie sind ein Regierungsbeamter. Sie sind ein Agent des britischen Geheimdienstes.«
    Also, ich muß schon sagen, ich machte innerlich eine Verbeugung vor dem alten Burschen. Hier stand ich ohne jegliche besondere Merkmale vor ihm, bis zum Kinn in einen Taucheranzug verpackt, und er hatte mich sofort durchschaut. Soviel nur über unseren Geheimdienst. Ich dachte daran, was Onkel Arthur ihm gesagt haben würde. Bedrohung mit Entlassung und Gefängnis, falls der alte Mann auch nur ein Wort verlauten ließe. Aber Donald MacEachern hatte keine Stellung, aus der man ihn entlassen konnte, und nach einem Leben auf Eilean Oran würde der finsterste Zellenbau ihm wie ein Luxushotel erscheinen, das im Baedeker mit fünf Sternen versehen ist. Deshalb schien es mir sinnlos, ihn einzuschüchtern. Statt dessen sagte ich zum erstenmal in meinem Leben: »Ja, Mr. MacEachern, ich bin ein Agent des Geheimdienstes. Und ich werde Ihnen Ihre Frau zurückbringen.«
    Er nickte langsam und sagte dann: »Sie werden sehr tapfer sein müssen, Mr. Calvert. Sie haben keine Ahnung, was für schreckliche Menschen dort auf Sie warten.«
    »Falls ich jemals einen Orden bekommen sollte, Mr. MacEachern, dann kann es sich nur um eine Personenverwechslung handeln. Ich weiß ziemlich genau, gegen wen ich losziehe. Bitte versuchen Sie mir zu glauben, Mr. MacEachern. Es wird schon klappen. Sie waren im Krieg, Mr. MacEachern.«
    »Sie wissen das? Hat man es Ihnen gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Niemand mußte mir das sagen.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.« Sein Rücken war plötzlich ganz straff. »Ich war zweiundzwanzig Jahre Soldat. Ich war Feldwebel in der einundfünfzigsten Hochlanddivision.«
    »Sie waren Feldwebel in der einundfünfzigsten Hochlanddivision«, wiederholte ich. »Es gibt viele Leute, Mr. MacEachern, und nicht nur Schotten, die auf dem Standpunkt stehen, daß es keine bessere Einheit auf der Welt gegeben hat.«
    »Und Donald MacEachern wird diese Ansicht nicht bestreiten, Sir.« Zum erstenmal schien so etwas wie ein Lächeln in seinen dunklen Augen aufzuleuchten. »Es gibt vielleicht ein oder zwei schlechtere. Sie haben sich ganz klar ausgedrückt, Mr. Calvert. Wir waren nicht gerade bekannt dafür, davonzulaufen, die Hoffnung zu verlieren oder uns zu ergeben.« Ganz plötzlich erhob er sich. »Wovon rede ich denn überhaupt? Ich komme mit ihnen, Mr. Calvert.«
    Ich erhob mich und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Ich danke Ihnen, Mr. MacEachern, aber das kommt nicht in Frage. Sie haben genug durchgemacht. Ihre Tage des Kampfes sind vorbei. Überlassen Sie das mir.«
    Er sah mich schweigend an, dann nickte er. Wieder der Anflug eines Lächelns. »Ja, ja. Vielleicht haben Sie recht. Ich würde einem Mann wie Ihnen nur im Weg sein. Das verstehe ich.« Erschöpft setzte er sich wieder in seinen Sessel.
    Ich ging zur Tür. »Gute Nacht, Mr. MacEachern, bald wird sie in Sicherheit sein.«
    »Bald wird sie in Sicherheit sein«, wiederholte er. Er sah zu mir auf, und seine Augen waren feucht. Als er sprach, war in seiner Stimme eine gewisse Überraschung wahrzunehmen. »Wissen Sie was? Ich glaube es wirklich.«
    »Bestimmt. Ich werde sie persönlich hierher zurückbringen, und das wird mir mehr Freude machen als alles, was ich je in meinem Leben getan habe. Bis Freitagmorgen, Mr. MacEachern.«
    »Freitagmorgen? So bald?« Er sah auf einen Punkt, der eine Billion Lichtjahre entfernt zu sein schien, und war sich kaum noch bewußt, daß ich in der offenen Tür stand. Dann lächelte er mir offen und fröhlich zu, und seine Augen funkelten. »Mr. Calvert, ich werde heute nacht kein Auge zu machen und morgen nacht auch nicht.«
    »Dafür werden Sie am Freitag schlafen«, versprach ich. Er konnte mich nicht länger ansehen. Tränen strömten über seine hageren unrasierten Wangen. Daraufhin schloß ich leise die Tür und ließ ihn allein mit seinen Träumen.

A CHTES KAPITEL
    Donnerstag: zwei Uhr bis vier Uhr dreißig
    I ch hatte mittlerweile Eilean Oran mit

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