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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ratternde Geräusch, das der Auspuff des Diesels machte. Die ›Firecrest‹ schwamm mit den großen über sie hinwegbrausenden Wellen nach unten und stieg dann vorsichtig wieder empor. Eine merkwürdige meteorologische Laune der Hebriden wurde mir zum erstenmal bewußt. Nämlich ein ausgesprochenes Ansteigen der Temperatur nach Mitternacht. Außerdem mußte ich mit den Verantwortlichen reden in bezug auf ihre Garantie, daß die Klarsichtscheiben sich unter keinen Umständen vernebeln dürfen. Vielleicht war das auch unfair, denn Bedingungen wie diese lagen wohl außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Ich wollte gerade die automatische Steuerung abstellen, um mir selbst etwas Beschäftigung zu verschaffen, als sie sagte: »Ich glaube, ich werde bald nach unten gehen. Hätten Sie gern vorher noch eine Tasse Kaffee?«
    »Wenn Sie kein Licht dazu anmachen müssen und wenn Sie dabei nicht über Onkel Arthur stolpern – ich meine Sir …«
    »Onkel Arthur paßt genau zu ihm«, erwiderte sie. Sie drückte noch einmal meinen Arm und verschwand.
    Die merkwürdige meteorologische Laune dauerte nur kurz an. Langsam war meine Temperatur wieder auf dem Normalpunkt angelangt und die für die Klarsichtscheiben gegebene Garantie erwies sich als richtig. Ich überließ die ›Firecrest‹ der automatischen Steuerung, lief nach hinten zu meinem Schrank, nahm meinen Taucheranzug zusammen mit Luftzylindern und Maske heraus und brachte alles nach vorn ins Steuerhaus.
    Sie brauchte fünfundzwanzig Minuten, um den Kaffee zu machen. Mit Propangas geht es sehr viel rascher als mit unserem üblichen Kohlengas, und selbst wenn man die Schwierigkeit, das Ganze in der Dunkelheit zuzubereiten, mit einkalkulierte, dann handelte es sich hier um einen Weltrekord an Langsamkeit für die Zubereitung von Kaffee auf See. Ich hörte das Klappern des Geschirrs, als der Kaffee durch den Salon getragen wurde, und lächelte zynisch in der Dunkelheit. Dann dachte ich an Hunslett und Baker und Delmont und Williams, und das Lächeln verging mir.
    Ich lächelte auch nicht, als ich mich über die Felsen von Eilean Oran schleppte. Dort legte ich das Zubehör des Taucheranzugs ab und befestigte das große Warnlicht genau so, daß es direkt zur See schien. Mir war wirklich angst, ob die zehn Minuten, bevor ich die ›Firecrest‹ verlassen hatte, gereicht hatten, um Charlotte und Arthur zu lehren, wie man ein Schiff in einer festen Position und im gleichen Abstand von einem fixierten Punkt zum Land halten kann.
    »Halten Sie das Boot nach dem Kompaß in genau westlicher Richtung«, hatte ich gesagt, »und zwar so, daß der Bug stets zur See und zum Wind gerichtet ist. Wenn die Maschine auf ›kleine Fahrt‹ steht, dann wird Ihnen das genügend Widerstand geben, die Position zu halten. Sollte es Ihnen passieren, daß Sie zu weit vorwärtskommen, machen Sie eine Drehung nach Süden – niemals nach Norden! Sie würden geradewegs auf die Felsen vor Eilean Oran auflaufen. Fahren Sie mit halber Kraft nach Osten, nicht langsamer, sonst könnte es sein, daß Sie auflaufen, dann scharf wieder nach Norden, und drehen Sie bei ›kleiner Fahrt‹ wieder nach Westen. Sie können dort am Südufer die Brecher sehen. Was Sie auch tun, halten Sie sich auf jeden Fall mindestens zweihundert Meter davon entfernt, wenn Sie nach Westen drehen, und noch etwas mehr, wenn Sie nach Osten drehen.«
    Sie hatten mir feierlich versprochen, daß sie genau das tun würden, und schienen mir ein bißchen beleidigt zu sein, als sie meinen absoluten Mangel an Vertrauen zu ihren Steuerkünsten bemerkten. Aber ich hatte Grund dafür, denn keiner von beiden hatte bewiesen, daß er die Küstenbrecher von den hohen gischtigen Wellen, die nach Osten zum Festland hinrollten, unterscheiden konnte. In meiner Verzweiflung hatte ich ihnen gesagt, ich würde einen statischen Lichtstrahl am Ufer anbringen, nach dem sie sich richten könnten. Jetzt betete ich nur zu Gott, daß Onkel Arthur nicht versuchen würde, sich wie der Kapitän einer französischen Schaluppe aus dem 18. Jahrhundert zu benehmen, der plötzlich eine Schmugglerlaterne an der felsenzerklüfteten Küste von Cornwall bemerkte und das verdammte Boot auf Grund laufen ließ, nur weil er den Eindruck hatte, hier ist ein Hoffnungsstrahl. Onkel Arthur war ein wirklich tüchtiger Mann, aber zu behaupten, daß die See der richtige Platz für ihn sei, wäre übertrieben.
    Der Bootsschuppen war beinah leer, aber nicht ganz. Ich leuchtete mit meiner

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