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Das mohnrote Meer - Roman

Das mohnrote Meer - Roman

Titel: Das mohnrote Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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Dann China.«
    Jetzt verstand ihn Zachary. Ungläubig fragte er: »Du willst heimlich von Bord gehen?«
    »Warum nix?«, sagte Serang Ali. »Malum Zikri will, ich weg, nein? Besser mach gleich, viel besser. Malum Zikri einzig Grund, Serang Ali komm auf Ibis . Sonst nix komm.« Serang Ali brach ab, um einen Mundvoll Betel loszuwerden. »Bara Malum nix gut Mann. Hab seh was macht Ärger mit Shaitan-jīb?«
    »Und die Ibis? « Zachary hieb mit der Faust auf das Schanzkleid. »Was wird dann aus ihr? Und aus den Passagieren? Bist du denen nichts schuldig? Wer bringt sie dann dorthin, wo sie hin müssen?«
    »Hab viel ander Laskar. Kann bring Ibis nach Por Lui. Nix Problem.«
    Zachary schüttelte den Kopf, noch ehe der Serang zu Ende gesprochen hatte. »Nein. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Malum Zikri nix muss mach. Nur schlaf bei Wach ein Nacht. Viertelstund.«

    »Ich kann das nicht zulassen, Serang Ali.« Zachary war sich jetzt ganz sicher, dass er hier seine Autorität ausspielen musste. »Ich kann nicht zulassen, dass du dich mit einem der Boote aus dem Staub machst. Was, wenn wir danach in Schwierigkeiten kommen und von Bord gehen müssen? Wir können es uns nicht leisten, auf ein Boot zu verzichten, mit so vielen Menschen an Bord.«
    »Ander Boot hab. Is genug.«
    »Tut mir leid, Serang Ali«, sagte Zachary. »Ich kann einfach nicht dulden, dass das passiert, nicht während meiner Wache. Ich habe dir einen fairen Vorschlag gemacht – dass du wartest, bis wir in Port Louis sind. Mehr kann ich nicht für dich tun.«
    Der Serang wollte noch etwas sagen, aber Zachary brachte ihn zum Schweigen. »Und bedräng mich nicht, sonst bleibt mir nichts anderes übrig, als zum Kapitän zu gehen. Verstehst du?«
    Serang Ali seufzte tief auf und nickte. »Ja, Malum Zikri.«
    »Gut.«
    Im Gehen drehte sich Zachary noch einmal um. »Und keine Tricks, Serang Ali, dass das klar ist! Ich behalte dich im Auge.«
    Serang Ali lächelte und strich sich den Schnauzbart. »Malum Zikri viel schlau Mann, nein? Was Serang Ali kann mach?«

    Die Nachricht von Hirus Heirat brach wie eine Woge über den Laderaum herein und hinterließ Wirbel und Strudel der Aufregung. Nach all dem Unglück, das geschehen war, meinte Diti, hatte man bei allem Kummer nun endlich Grund zum Lachen.
    Als jedermanns bhaujī fiel es wie selbstverständlich ihr zu, sich Gedanken über die Vorbereitung der Hochzeit und alles,
was damit zusammenhing, zu machen. »Soll eine tilak -Zeremonie stattfinden?«, fragte sie missmutig, weil wieder einmal ihr das mühevolle Geschäft aufgebürdet wurde, eine Familienfeier zu organisieren. »Und was ist mit der haldī , dem Auftragen von Kurkuma, so wie es sich gehört?«
    Weitere Fragen tauchten auf, als die anderen Frauen von der Neuigkeit erfuhren. Würde es einen kohbar geben? Würde es ohne Brautgemach überhaupt eine richtige Hochzeit sein? Aber das war mit ein paar Tüchern und Matten ja leicht herzustellen. Und wie stand es mit dem Feuer, das sieben Mal rituell umkreist werden musste? Würde eine Kerze genügen, oder ein Lämpchen?
    »Wir reden und reden hier«, schimpfte Diti, »aber das können wir doch nicht allein entscheiden! Wir wissen ja nicht einmal, was in der Familie des Jungen üblich ist.«
    »Des Jungen?« Alles lachte. »Das ist kein Junge, das ist ein ausgewachsener Mann!«
    »Bei einer Hochzeit ist jeder ein Junge. Was hindert ihn daran, wieder einer zu werden?«
    »Und was ist mit der Mitgift? Mit den Geschenken?«
    »Sagt ihm, wir schenken ihm eine Ziege, wenn wir in Marich sind.«
    »Nein im Ernst … Was gibt’s da zu lachen?«
    In einem Punkt waren sich alle einig: Es hatte keinen Zweck, die Sache noch hinauszuzögern. Sie sollte so schnell wie möglich über die Bühne gehen, und so wurde zwischen den beiden Seiten vereinbart, dass der ganze nächste Tag der Hochzeit gewidmet sein sollte.
    Nur bei Munia hielt sich die Begeisterung in Grenzen. »Kannst du dir vorstellen, dein Leben mit einem von diesen Männern zu verbringen?«, fragte sie Paulette. »Nicht für viel Geld würde ich das tun.«

    »Wen hast du denn dann im Auge?«
    »Ich brauche einen, der mir ein bisschen was von der Welt zeigt.«
    »Ach ja?«, neckte Paulette sie. »Einen Laskaren vielleicht?«
    Munia kicherte. »Warum nicht?«

    Sarju, die Hebamme, ließ als einzige der Frauen noch immer keine Anzeichen einer Erholung von der Seekrankheit erkennen. Sie konnte weder Nahrung noch Wasser bei sich behalten und war so abgemagert, dass es

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