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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf, und ein
Roboter rollte ins Zimmer.
Allgemeiner Beifall.
»Dieser Roboter«, fuhr Strekosow fort, »gehört
zu den lernenden Automaten. Er arbeitet nicht nach einem eingespeisten
Programm, sondern entwickelt sein Programm selbst, je nach den sich
verändernden äußeren Bedingungen. Sein Gedächtnis
birgt mehr als tausend Wörter, und dieses Lexikon ergänzt
sich pausenlos selbst. Gedruckten Text liest er frei, stellt
selbständig Sätze zusammen und versteht die menschliche
Sprache. Den Strom liefern ihm Akkumulatoren, die er, sobald es
notwendig ist, selber am Netz auflädt. Wir haben ein ganzes Jahr
nach Feierabend daran gearbeitet, um ihn zu Ihrem Ehrentag
überreichen zu können. Man kann ihm jede Arbeit beibringen.
– Robbi, begrüßen Sie Ihren neuen Herrn«, sagte
er zu dem Roboter.
Robbi rollte auf mich zu, blieb stehen und sagte: »Es wird mir
ein Vergnügen sein, wenn Sie sich glücklich schätzen,
mich als Mitglied in Ihre Familie aufzunehmen.«
Das war sehr lieb gesagt, aber mir schien, als wäre der Satz nicht richtig gebaut.
Robbi wurde von allen umringt. Jeder wollte ihn möglichst genau in Augenschein nehmen.
»Ich kann unmöglich zulassen«, sagte meine
Schwiegermutter, »daß er nackt in der Wohnung
herumläuft. Ich werde ihm einen Kittel nähen.«
    Als ich am nächsten Tag erwachte, stand Robbi vor meinem Bett, wartete wohl auf Anweisungen. Höchst erstaunlich.
    »Seien Sie so gut, und putzen Sie meine
Schuhe, Robbi«, sagte ich. »Sie stehen im Korridor neben
der Tür.«
»Wie wird das gemacht?« fragte er.
»Ganz einfach. Im Schrank finden Sie braune Paste und eine
Bürste. Reiben Sie die Schuhe mit der Paste ein, und wienern Sie
sie mit der Bürste, bis sie glänzen.«
Robbi wandte sich gehorsam zum Korridor.
Ich war sehr neugierig, wie er mit seinem ersten Auftrag fertig würde.
Als ich zu ihm trat, war er damit beschäftigt, meine Schuhe mit
der Aprikosenkonfitüre einzureiben, die meine Frau für
besondere Gelegenheiten aufgehoben hatte.
»Oh, Robbi«, sagte ich, »ich habe vergessen, Ihnen zu
sagen, daß die Paste für die Schuhe unten im Schrank liegt.
Sie haben die falsche Dose erwischt.«
»Die Lage eines Körpers im Raum«, sagte er und sah
unerschütterlich zu, wie ich die Schuhe abzuwischen versuchte,
»kann mit drei Koordinaten innerhalb des kartesianischen
Koordinatensystems angegeben werden. Ein Fehler in der
Koordinatenangabe darf die Größe des Körpers nicht
übertreffen.«
»Richtig, Robbi. Ich habe, einen Fehler gemacht.«
»Als Ausgangspunkt der Koordinaten kann jeder Punkt im Raum
gewählt werden, beispielsweise die Zimmerecke hier.«
»Klar, Robbi. Ich werde es künftig berücksichtigen.«
»Die Koordinaten des Körpers können auch in
Winkelmaßen angegeben werden, mit Höhe und Azimut«,
brabbelte er weiter.
»Schön. Schwamm drüber.«
»In unserm Fall darf der Fehler, wenn man das Verhältnis der
Körpermaße und die Länge des Radiusvektors in Rechnung
stellt, zwei Tausendstel des Azimutradianten und ein Tausendstel des
Höhenradianten nicht übersteigen.«
»Genug! Hören Sie auf mit dem Thema«, brauste ich auf.
Tatsächlich verstummte er, folgte mir aber den Rest des Tages auf
der Ferse und versuchte, mir durch Gesten die Besonderheiten des
Übergangs vom rechtwinkligen zum schiefwinkligen Koordinatensystem
zu erklären.
Ehrlich gesagt, an diesem Abend war ich rechtschaffen müde.
    Schon am dritten Tag war mir klar, daß Robbi
sich mehr für intellektuelle Betätigung eignet als für
physische Arbeit. Mit prosaischen Dingen befaßt er sich
höchst ungern.
    In einem muß ich ihm Gerechtigkeit
widerfahren lassen: er rechnet virtuos. Meine Frau sagt, er wäre
ihr beim Verbuchen der Haushaltsgelder eine unschätzbare Hilfe,
hätte er nur nicht die Leidenschaft, alles mit einer Genauigkeit
bis zu einer tausendstel Kopeke auszurechnen.
    Meine Frau und meine Schwiegermutter sind
überzeugt, daß Robbi über glänzende mathematische
Fähigkeiten verfügt. Mir hingegen kommt sein Wissen recht
oberflächlich vor.
    Einmal, als wir Tee tranken, sagte meine Frau:
»Robbi, in der Küche ist eine Torte, schneiden Sie sie in
drei Teile, und bringen Sie sie auf den Tisch.«
    »Das ist ganz unmöglich«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Warum?«
»Es gibt keine Größe, die durch drei teilbar wäre. Der
    Teilungsquotient ist ein periodischer Bruch, den man nicht mit absoluter Genauigkeit bestimmen kann.«
Meine Frau blickte mich hilflos an.
»Ich glaube, Robbi hat recht«,

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