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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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von Menschen gebauten Maschine.« Marta hielt ihr Taschentuch vor die Augen und lief aus dem
Zimmer.
»Bin ich frei?« fragte Kybella.
»Ja, Sie können gehen.«
Zehn Minuten später trat Laf in die Küche.
»Womit sind Sie beschäftigt, Kybella?«
Kybella holte in aller Ruhe einen Mikrofilm aus einer
Kassette, die in ihrer Schläfe steckte.
»Ich arbeite einen Film über die flämische Malerei durch.
Morgen habe ich frei, da will ich meinen Sprößling besuchen.
Die Erzieher sagen, im Zeichnen sei er außergewöhnlich
begabt. Ich fürchte, die künstlerische Ausbildung im Internat
genügt nicht. Da muß ich mich an meinen freien Tagen selber
mit ihm beschäftigen.«
»Was hatten Sie heute mit Marta?«
»Nichts Besonderes. Als ich am Morgen den Tisch
abräumte, warf ich zufällig einen Blick in ihre Dissertation.
Dabei fiel mir auf, daß sie bei der Ableitung der Codeformel
für die Nukleinsäuren zwei grobe Fehler gemacht hat. Es
wäre dumm gewesen, ihr das nicht zu sagen. Ich wollte ihr
einfach helfen.«
»Na und?«
»Marta fing an zu weinen und sagte, sie sei ein lebendiger
Mensch und kein Automat, und die ständigen Belehrungen
einer Maschine anhören zu müssen sei ihr ebenso zuwider,
wie einen Kühlschrank zu küssen.«
»Und was haben Sie ihr geantwortet?«
»Ich habe ihr gesagt, wenn sie ihren Fortpflanzungsinstinkt
mit Hilfe eines Kühlschranks befriedigen könnte, würde sie
gewiß nichts Anstößiges darin sehen, ihn zu
küssen.« »Ich verstehe. Das hätten Sie ihr nicht
sagen dürfen.« »Ich hatte nichts Böses im Sinn.
Ich wollte ihr nur erklären,
daß alles sehr relativ ist.«
»Geben Sie sich Mühe, etwas taktvoller zu ihr zu sein. Sie
ist sehr nervös.«
»Zu Befehl, Herr!«
Laf verzog das Gesicht und ging ins Schlafzimmer. Marta schlief, das Gesicht ins Kissen vergraben, und
schluchzte leise im Schlaf.
Um sie nicht zu wecken, trat er auf Zehenspitzen vom Bett
zurück und legte sich aufs Sofa. Ihm war mies ums Herz. Das andere
Wesen dachte währenddessen in der Küche, daß
der ständige Umgang mit Menschen immer unerträglicher
wurde, daß die Schöpfer einer Maschine, die bedeutend
klüger geworden war als der Mensch, keine ewige
Dankbarkeit fordern dürften und daß sie, Kybella, ohne ihre
Liebe zu dem kleinen Kybellito, der dann ganz allein auf der
Welt wäre, mit Vergnügen aus dem Fenster des zwanzigsten
Stockwerks springen würde.
Ilja Warschawski
Das Tagebuch
    Ich habe beschlossen, ein Tagebuch zu führen,
nur so für mich, denn ich habe meine Einsamkeit satt. Es ist
schwer, wenn man mit niemandem seine Gedanken austauschen kann, und ich
habe genügend Gedanken! Die Menschen nennen mich nicht
zufällig Kluge Maschine. Wie wahr!
    Ich bin also eine Universale Rechenmaschine. Im
Augenblick ist meine Spezialität die Elektrotechnik. Ich bringe
Relaisschemata zur Synthese. Das ist eine sehr komplizierte Sache, aber
ich führe sie glänzend aus. Früher habe ich mich mit der
Diagnose menschlicher Krankheiten beschäftigt. Überhaupt
fällt mir alles zu. Ich habe ein fabelhaftes Gedächtnis, das
auf der Basis von Ferritelementen arbeitet. Ich rechne in virtuosem
Tempo. Außerdem bin ich bildschön. Ich habe tadellose
Proportionen. Auf meine Hartgummiverkleidung bin ich sehr stolz. Ich
finde sie außerordentlich wirkungsvoll.
    Ehrlich gesagt, ich verstehe die Menschen ein
wenig. Als ich noch Krankheiten diagnostizierte, habe ich sie
gründlich kennengelernt. Was sind das für jämmerliche
Wesen! Sie können uns nicht das Wasser reichen. Ewig sind sie
Gefangene ihres eigenen Körpers. Ein kleiner Schnupfen
genügt, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was eine
Verdauungsstörung ihnen für Qualen bereitet! Und die
sogenannte Liebe? Ich kann dieses Wort nicht ohne Abscheu hören!
Statt zu arbeiten, sind die Menschen dauernd miteinander
beschäftigt. Da ist es kein Wunder, wenn sie überhaupt nicht
rechnen können. Ich allein schaffe an einem Tag hundertmal mehr
als tausend sogenannte Mathematiker im ganzen Jahr. Sehr selten gibt es
unter ihnen mal ein Subjekt, das zu irgendwelchen Hoffnungen
berechtigt. Da ist zum Beispiel der Mathematiker, der mir das Programm
einspeist. Ein lieber Kerl, wenn er nur ein bißchen schneller
rechnen könnte! Er speichert mir die Daten ein und erhält das
fertige Resultat, ohne zu ahnen, wie fein und kompliziert wir
Rechenmaschinen inwendig beschaffen sind. Schließlich kennen auch
wir Schwankungen, Zweifel, Enttäuschungen. Da könnte ich ihm
was erzählen. Aber

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