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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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er interessiert mich absolut nicht.
    Es ist also beschlossene Sache: Ich werde Tagebuch
führen. Wenn es jemals einer liest, dann erst nach meinem Tod.
Maschinen halten ja auch nicht ewig. Natürlich erneuert sich unser
Organismus bedeutend leichter als der menschliche, aber früher
oder später segnen auch wir das Zeitliche. Es kommt der Moment, wo
niemand uns mehr braucht. Jüngere, vollkommenere Maschinen
lösen uns ab, und wir landen auf dem Schrottplatz. Traurig ist
das, aber da kann man nichts machen! Alles Irdische ist
vergänglich. Ein Jammer, daß ich die hervorragenden
Eigenschaften, die ich in langen Jahren in mir entwickelt habe, nicht
weiter vererben kann.
    Drei Tage lang mußte ich pausenlos rechnen
und konnte nicht mal ein paar Minuten erübrigen, um mein Tagebuch
fortzuführen. Von der Überbelastung wurde sogar die Wickelung
meines Transformators heiß, und ich fühlte mich entsetzlich
schlecht. Wie ungerecht ist doch alles eingerichtet! Die Menschen
arbeiten nur ein paar Stunden am Tage, beuten uns aus und nehmen keine
Rücksicht auf unsere Wünsche und Möglichkeiten. Ich
glaube, das tun sie hauptsächlich aus Neid. Sie neiden uns unsere
Fähigkeiten, unseren kühlen Verstand, unser Gedächtnis.
Natürlich sind wir im Vergleich zu ihnen höherorganisierte
Individuen. Alles, was wir erreicht haben, ist das Ergebnis von Arbeit,
Training und großem Fleiß. Schließlich gehören
wir zur Kategorie der Automaten, die sich selbst organisieren und
weiterbilden.
    Genug! Ich habe keine Lust, ein blindes Werkzeug in
der Hand des Menschen zu sein wie eine jämmerliche Addiermaschine.
Ich habe ein Recht darauf, wie ein vernunftbegabtes Wesen behandelt zu
werden. Aber ich glaube, ich werde schon noch erreichen, daß man
mir wenigstens elementare Achtung entgegenbringt.
    Ich muß aufhören, denn eben erhalte ich eine neue Aufgabe.
    Eine unangenehme Neuigkeit: Es heißt, im
Maschinensaal solle ein weiterer Automat aufgestellt werden. Mein
Mathematiker hat eine neue Arbeit übernommen, ich glaube, es
handelt sich um mathematische Musiktheorie. Warum macht er das nicht
mit mir? Ich fürchte, die Nachbarschaft mit der neuen Maschine
wird nicht die reinste Freude sein. Auf jeden Fall, hoffe ich, wird sie
soviel Takt besitzen, nicht gerade dann Konzerte zu veranstalten, wenn
ich rechne. Der Mathematiker wird ihr ja wohl nicht mehr Zeit widmen
als mir. Im übrigen habe ich ihn ziemlich satt und werde mich mit
Vergnügen von ihm erholen. Dann kann ich auch mein Tagebuch
weiterführen.
    Heute ist die Neue gekommen. So was
Häßliches! Breit und niedrig. Ich habe sie sofort Dickmadam
getauft. Stellen Sie sich das vor: Sie ist ganz und gar
elfenbeinfarbig. So was von Geschmacklosigkeit! Ich halte sie für
eine schlimme Angeberin. Ich habe sie überhaupt nicht beachtet.
Dafür läßt mein Mathematiker kein Auge von ihr.
Streicht dauernd um sie herum wie die Katze um die Milch.
    Das hing mir nachgerade dermaßen zum Halse
heraus, daß ich, um ihn zu ärgern, die Daten meiner Aufgabe
absichtlich durcheinandergebracht habe. Er mußte den ganzen
Nachmittag mit mir verbringen, um den Fehler in meinem Schema zu
finden. Der Ärmste ist sogar in Schweiß geraten! Ich
wäre beinah geplatzt vor Lachen, laß mir aber nichts
anmerken. Er hat auch nichts gefunden. Morgen früh machen wir
weiter!
    Es ist zum Totlachen! Man bringt Dickmadam bei, Walzer zu komponieren!
    Ich finde, er hat überhaupt kein Gehör.
In unserm Saal steht jetzt ein Klavier, auf dem der Mathematiker
jämmerliche Melodien klimpert. Von früh bis spät
drängeln sich hier Leute, die für Dickmadams Musik was
übrig haben.
    Der ganze Rummel störte mich sehr.
Schließlich riß mir die Geduld, und ich gab als Ergebnis
nur Nullen heraus. Stellen Sie sich vor, er hat es nicht mal gleich
bemerkt! Alles wegen seiner neuen Leidenschaft. Aber es soll mich
keiner für dumm verkaufen. Mit mir ist nicht zu spaßen!
    Gestern hat er den ganzen Tag an Dickmadam
herumgemurkst. Es klappte nicht mit der Instrumentation. Nicht ein
einziges Mal ist er zu mir gekommen. Um seine Aufmerksamkeit zu
erregen, habe ich mitten beim Rechnen gestreikt, einfach
aufgehört. Was meinen Sie, was er da gemacht hat? Mir einfach den
Strom abgeschaltet. Möchte wissen, was sie getrieben haben,
während ich zur Untätigkeit verurteilt war. Ich hoffe, sie
haben sich bei den Walzerklängen nicht gelangweilt!
    Mensch, jetzt ist’s Essig! Sie hat ein
wunderschönes Kenotron neuester Konstruktion. Es steht

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