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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr zwar
überhaupt nicht, doch ich könnte es gut gebrauchen, und es
ließe sich auch anbringen, wenn man ein paar Löcher in meine
Verkleidung bohrte. Blaue Reflexe auf schwarzem Hintergrund, was
könnte es Eleganteres geben?
    Ich ertrage es nicht länger. Gleich brenne ich den Speicherblock durch. Lieber Demontage als so ein Leben!
    Das ist alles, was auf dem Magnetband aufgezeichnet
war. Es war mir in einem Gewirr von Radioteilen zufällig in die
Hände gefallen. Die Aufzeichnungen waren zweifach
verschlüsselt.
Boris Gurfinkel
Mitleid
    In die Passagierkabine wurde ein Funkspruch
gereicht. Der Mann in Campinghemd und Shorts am Fenster las: itatsuke
10.00 stop sicht null windstärke zwölf landung unmöglich
stop transport umgehend auf landweg disponieren stop II 6/8 cliffton.
    Wütend zerknüllte er das Stück
Papier. Taifun Gloria, der zweihundert Meilen südwärts die
japanische Küste heimsuchte, durchkreuzte also auch die Pläne
der »General Atomic«.
    »Landung in Yokohama!« wies er den
Piloten an, wobei er aus dem Fenster sah, blinzelnd wegen des grellen
Lichts. Unten der Stille Ozean. Über das kräuselnde Wasser
tanzte gleißend das Spiegelbild des Sonnenballs, jagte der
geschwänzte und gehörnte Schatten des Hubschraubers.
    Der Hubschrauber flog eine steile Kurve – die
Wasserfläche kippte weg. Ins Blickfeld rückte ein dunkler
Küstenstreifen. Die Spitze eines abgetreppten Wolkenkratzers
tauchte hoch. Obendrauf ein fliegender Kranich. Für Sekunden stand
die Maschine in der Luft, dann sank sie und setzte mit einem bösen
Kreischen auf. Der Mann riß die Tür auf, sprang auf die
heiße Piste und starrte, die Hand als Schirm über den Augen,
dem heranjagenden dunkelgrünen Jeep entgegen.
    »Herzlich willkommen, Sir!« Auf
schwarzen Brillengläsern blitzten Sonnenreflexe. »Kawassaki,
von der Spedition Dsidohscha-Umpan, stehe zu Diensten.«
    »Entladen, Bill«, sagte der Gast aus dem Hubschrauber, und: »Tag, Mr. Kawassaki.«
»Augenblick mal, Sir.« Ein Lächeln höflichen
Bedauerns auf seiten des Japaners. »Wohin geht die Fracht?«
»Nach Itatsuke, und so schnell wie möglich.« Das klang ungeduldig.
»Wird aber ein teurer Spaß, Sir. Die Autobahn nach Itatsuke
haben die vom Bund der Atomkriegsgegner unter Kontrolle. Es muß
sich erst mal ein Fahrer finden. Dazu kommt der Begleitschutz.«
Der Gast zog ein langes Gesicht. Hatte er schon gehört. Diese
Burschen! Versuchen mit Guerillamethoden die Versorgung des
Stützpunktes zu stören. Können Hiroshima nicht
vergessen. Dabei ist das über dreißig Jahre her, dachte er
und faßte instinktiv nach der weißlichen Narbe, die ihm ein
japanisches Projektil hinterlassen hatte.
»Kostenpunkt?« fragte er.
»Hundert Dollar die Meile, Sir. Es ist mit komplizierten
Umleitungen zu rechnen. Außerdem, Sir«, der
Transportmanager grinste, »eine Rente auf Lebenszeit für die
Witwe des Fahrers.«
»Macht zweiundzwanzigtausend Dollar plus Rente. Und wie
steht’s mit Versicherung?« fragte der Gast nach kurzem
Überlegen.
»Ausgeschlossen, Sir«, sagte Kawassaki. »Pech. Aber
die da«, er zeigte auf den enormen Gebäudekoloß mit
dem Kranich obendrauf. »Güterschnellverkehr Kyuukoo-Umpan,
Sir, möglich, daß die sich darauf einlassen.«
»Warten, Bill«, sagte der Angereiste. »Sie bringen mich doch hin, Mr. Kawassaki?«
Während der Gast auf dem Sitzpolster des Jeeps
durchgeschüttelt wurde, entfaltete er die letzte Ausgabe der
»Nippon Times«. Sein Blick fiel auf eine Unterschrift:
Doris Hunt. Oh, eine alte Bekannte! Der Artikel hieß
»E-Hirn im öffentlichen Dienst«. Bestimmt wieder so
ein albernes Elektronenvieh, dachte er. Doch wenn Doris mitmixt,
muß was dran sein. Die hat einen Riecher für Sensationen.
Man sollte sie aufsuchen.
    Die gläserne Drehtür rotierte und blitzte
in der Sonne. Der alte Portier verneigte sich devot und stieß
geräuschvoll die Luft durch die Zähne: Donnerwetter, ein
respektabler Gast!
    Im vierzehnten Stock wurde der Gast von einem
stattlichen Japaner in Empfang genommen und schweigend bis zu einer
Tür geleitet. Der Büroraum war, wie es schien, nur von zwei
Flächen begrenzt, von einem Fenster, das die ganze Wand einnahm,
und einer Riesenkarte von Hokkaido. Hinter einem polierten Tischchen
erhob sich jemand zur Begrüßung.
    »Die Kyuukoo-Umpan steht Ihnen zur
Verfügung, Sir.« Das Englisch war tadellos.
»Mitsukawa, ich vertrete den Transportservice.« Die Stimme
klang nach Sicherheit und Selbstvertrauen.
    »Sehr erfreut,

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