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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts dagegen tun und sie konnte die Gestalt auch nicht wegzaubern.
    Die erste war aus ihrem Erinnerungsvermögen noch nicht gewichen und so war Helen jetzt in der Lage, Vergleiche anstellen zu können. Sie fand heraus, dass diese Person schlimmer, viel schlimmer aussah als die zuvor. Sie musste um eine Vollmondphase länger tot sein, und so sah sie auch aus.
    Einfach grauenhaft…
    Schon stärker verwest. Sie hatte auch Flüssigkeit abgesondert, die schließlich auf ihrem Gesicht eingetrocknet war und kristalline Bahnen hinterlassen hatte, die bis zu den Mundwinkeln gelaufen waren und sich dort festgesetzt hatten.
    Helen schaute nur auf das Gesicht, den Körper sah sie sich nicht an, und auch bei dieser Toten stand der Mund wieder weit offen. Die Zunge war ein Stück nach vorn geschoben worden und die Spitze hatte Kontakt mit der Unterlippe bekommen.
    Ein Übelkeit erregender Gestank wehte ihr aus dieser Nische entgegen. Unter den Füßen entdeckte sie noch eine eingetrocknete Pfütze, auf deren Oberfläche sich das Kerzenlicht verlor.
    Helen ging wieder zurück. Sie weinte nicht mehr. Sie kam sich so verändert vor und wusste nicht einmal genau, ob sie noch ein normaler Mensch war oder nicht.
    Zwei Tote. Zwei Lichtinseln. Aber noch zwei weitere Inseln, und sie spürte einen wahnsinnigen Druck um ihren Magen herum, als sollte ihr Körper dort gesprengt werden.
    Mit stolprigen Schritten und weit geöffneten Augen ging sie weiter auf die nächste Lichtinsel zu, während der Verwesungsgestank immer schlimmer wurde.
    Fast hätte sie die vier Kerzen der dritten Lichtinsel umgetreten. Im letzten Augenblick stoppte sie ab und starrte wieder in die Nische hinein.
    Da hing die dritte Tote.
    Helen hatte die Gestalt gesehen. Zu spät schlug sie die Hand gegen die Augen, denn der Anblick hatte sich unauslöschlich eingeprägt. Es war einfach ein furchtbares Bild, denn bei dieser Person lag bereits ein Teil der Knochen frei. Die Haut auf der Stirn war nicht mehr vorhanden, das Haar wuchs noch wie ein verfilzter Busch und sie hatte auch die Bewegung darin gesehen, wobei die Strähnen nicht vom Wind bewegt wurden, sondern von den Tieren, die sich in dieser zähen Wolle gesammelt hatten. Es waren kleine Käfer und auch Würmer. Bei manchen Käfern erkannte sie sogar das Schillern ihrer Panzer, wenn sie am Gesicht der Leiche entlanghuschten und in den stinkenden Resten der Kleidung verschwanden.
    Der Maskenbildner, der die Gestalten für einen Horror-Film fertigte, hätte seine Monstren nicht schlimmer darstellen können, als es die Realität getan hatte.
    Die Frau drehte sich auf der Stelle herum und stolperte weiter zur vierten Leiche. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat. Da steckte irgendetwas in ihr, das sie antrieb, aber einen normalen Grund konnte sie nicht nennen.
    Zwischendurch kam ihr in den Kopf, dass die kleinen Kerzen in den silbrigen Aluminiumschälchen sehr schnell herunterbrannten und immer wieder erneuert werden mussten. Wenn das alles so stimmte, dann würde das Mond-Monster irgendwann hier erscheinen, um die Lichter zu erneuern. Und es würde das fünfte Opfer vorfinden. Es würde eine neue Insel aus Licht bauen, denn bestimmt gab es noch eine weitere Nische.
    Zunächst mal gab es die vierte.
    Und in ihr hing die zuerst entführte Frau. Sie war am stärksten verwest. Die verschwundene Haut hatte das Skelett freigegeben. Im Licht der kleinen Kerzen hatten die Knochen einen besonderen Glanz bekommen. Sie sahen aus, als steckte in ihnen ein sehr unruhiges Leben. Aber wer hier hing, der lebte nicht mehr, und schon gar nicht als fast vollständiges Skelett.
    Es war schon seltsam für Helen, aber diesen Anblick konnte sie besser ertragen als die drei anderen davor, denn da waren die Leichen noch zu sehr menschlich gewesen.
    Über die blanken Knochen krabbelten ebenfalls Käfer hinweg. In den Augenlöchern und der Mundhöhle hatten Spulwürmer und Maden ihre Behausungen gefunden und fühlten sich wohl. Was sonst tief in der Erde ablief, wurde ihr hier präsentiert.
    Helen merkte genau, dass sie nicht mehr lange an sich halten konnte. Der Gestank in der Höhle war einfach zu schlimm und sie konnte ihm auch nicht ausweichen. Hinzu kam das Wissen, bis in den Tod hier eingesperrt zu sein, und genau das machte sie fertig. Zum seelischen Tief kam noch das körperliche hinzu.
    Sie drehte sich auf der Stelle und lief mit taumelnden Schritten bis zur anderen Wand vor, gegen die sie sich abstützte, dann den Kopf senkte und

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