Das Mond-Monster
hinweg. Verschiedene Musiksparten kämpften gegeneinander, als wollten sie dabei eine Hitparade der besonderen Art aufstellen.
Auch die Erwachsenen waren dem Ruf der kleinen Kirmes gefolgt. Da es nicht regnete, konnten die Betreiber mit guten Geschäften rechnen und die Menschen, die hierher kamen, um sich zu amüsieren, hatten die vier verschwundenen Frauen und das Mond-Monster vergessen.
Wir nicht!
Es war für Suko und erst recht für Ben Cross eine Überraschung gewesen, als ich mit Mike Derek aus der Geisterbahn erschienen war. Ich hatte ihm keine Handschellen anlegen müssen, noch nicht. Wie es sein würde, wenn er in seine andere Phase hineingeriet, das mussten wir erst noch abwarten.
Ich hatte den beiden die Wahrheit erzählt und Ben Cross war entsetzt gewesen. Er wollte nicht glauben, dass es einen Menschen gab, der sich selbst als Halbvampir bezeichnete und in der Nacht einen wahnsinnigen Durst auf Blut bekam, wobei er Menschen verschont hatte, weil er sich zu diesen noch zu sehr hingezogen fühlte.
Wir waren nicht auf dem Rummelplatz geblieben, sondern hielten uns am Leichenwagen auf, der glücklicherweise so weit abseits stand, dass er von den Besuchern nicht immer beglotzt wurde.
Mike hatte die Heckklappe geöffnet und hockte auf der Ladefläche, wobei seine Beine nach draußen baumelten. Die Füße hatte er allerdings auf den Boden gestellt.
Ben Cross war nervös. Er konnte das alles nicht fassen und setzte die Vorgänge immer in einen Zusammenhang mit seiner verschwundenen Tochter. Wir hatten wirklich alles versucht, Mike auszuquetschen, doch er hatte keine Idee, wo er das Mond-Monster finden konnte.
»Nicht als Mensch«, sagte Suko, der mich ein Stück zur Seite gezogen hatte.
Ich gab ihm durch das Nicken Recht. »Das sehe ich leider auch so. Wahrscheinlich müssen wir warten, bis er sich verwandelt hat. Dann könnte der Kontakt entstehen.«
»Wir lassen es zu?«
»Sicher.«
Suko warf einen Blick zu Ben Cross, ohne allerdings einen Kommentar abzugeben. Unser Kollege war uns bisher keine Hilfe gewesen. Er hatte sich zu emotional verhalten und wäre Mike Derek am liebsten an die Kehle gesprungen. Auch jetzt warf er ihm ständig finstere Blicke zu. Mit Taten hielt er sich glücklicherweise zurück.
Je mehr Zeit verstrich, desto öfter schauten wir hoch zum Himmel. Wir suchten den vollen Mond und wir würden auch Glück haben, denn die großen Wolkenschiffe hatten sich allesamt verzogen. Nur noch kleine Reste trieben wie Wattebäusche über das allmählich dunkler werdende Blau hinweg, das tief im Westen von der allmählich verschwindenden Sonne in eine gewaltige Glutofenplatte verwandelt wurde.
Ja, wir sahen ihn.
Die Sonne sackte weg und wie aus den unendlichen Tiefen des Alls hervorgedrungen, zeigte sich der Kreis eines noch sehr blass wirkenden Mondes am Himmel.
»Er ist da«, flüsterte Suko.
»Dann wird es bald so weit sein.«
Wenn sich Mike Derek verwandelte, wollten wir auf jeden Fall in seiner Nähe sein. Bevor wir ihn erreichten, fing uns Cross ab. Er wirkte wie ein Topf, der unter Hochdruck stand. Sein Gesicht war rot angelaufen, die Hände hatte er zu Fäusten geballt und er bewegte seinen Mund, ohne etwas zu sagen.
»Es wird sich etwas ändern«, sprach ich ihn an.
Cross lachte mir scharf ins Gesicht. »Glauben Sie das? Glauben Sie das wirklich?«
»Ja.«
»Dann sind Sie ein Fantast, Sinclair. Was wir hier gemeinsam getan haben, das hätte ich auch allein erledigen können. Einfach nur herumsitzen und darauf warten, dass etwas geschieht. In der Zwischenzeit schneidet der Unhold meiner Tochter die Kehle durch oder was auch immer. Verdammt, ich will Helen finden.«
Ich konnte ihn ja verstehen, doch ich musste abwiegeln. »Wo wollen Sie mit der Suche anfangen?«
In seinen Augen blitzte der Zorn. »Ich soll mit der Suche anfangen«, fragte er flüsternd. »Verdammt noch mal, warum sagen Sie das nicht diesem Derek.«
»Er weiß es nicht.«
»Ha, und das glauben Sie?«
»Ja, Mr. Cross, das nehme ich ihm ab. Er hätte mir die Wahrheit gesagt.«
»Tut mir Leid, aber das kann ich nicht glauben. Auch nicht, was Sie da von seiner Doppelexistenz gesagt haben. Das ist völlig unverständlich.«
»Wie das Mond-Monster, nicht wahr?«
»Nein, verflucht. Es ist eine Realität. Da rennt irgendein Psychopath herum, dessen Gehirn durcheinander ist. Das hat doch nichts mit irgendwelcher Magie zu tun.«
»Da wäre ich an Ihrer Stelle nicht so sicher.«
»Dann setzen Sie noch immer auf
Weitere Kostenlose Bücher