Das Mondkind (German Edition)
Mordreds Rücken, bringt den schwergewichtigen Mann aus dem Gleichgewicht und lässt ihn mit dem Gesicht voran auf den Boden stürzen.
Crispin hebt den fallen gelassenen Hammer auf, der Hund vollführt eine Drehung von hundertachtzig Grad auf Mordreds Rücken, und sie setzen ihre Weg zur südlichen Treppe fort.
Diesmal ist auf dem Boden des Treppenhauses nicht das bleiche Feuer des Mondes zu sehen, sondern echtes Feuer, so hell wie die Sonne, und Rauch wirbelt herauf. Sie können nicht bis ganz nach unten laufen, nur in den ersten Stock.
Harley übernimmt die Führung durch diesen neuen Flur, wo das Feuer weiter hinten brennt. Sie rasen auf einer der geschwungenen Vordertreppen in die Eingangshalle hinunter, obwohl dieser Weg Kindern und Hausangestellten verboten ist, von Hunden ganz zu schweigen.
Als er von der untersten Stufe springt, hört Crispin den Schuss, und im selben Moment prallt die Kugel vom Kopf des Hammers ab, der ihm aus der Hand fällt.
In der Eingangshalle kommt Nanny Sayo, die ein schwar zes Strickkostüm und einen roten Schal trägt, mit einer Pistole in beiden Händen näher. »Ferkel«, sagt sie, »du würdest doch nicht etwa fortgehen, ohne Nanny einen Kuss zu geben, oder?«
Zum ersten Mal überhaupt knurrt der Hund.
»Du hast nichts Besonderes an dir, Ferkel. Jetzt wirst du Futter für die Würmer sein, genau wie deine Schwester und dein Bruder.«
»Du hast verloren«, sagt er.
Sie lächelt und kommt auf ihn zu. »Du kleiner Dummkopf. Ich habe hundert von deiner Sorte meinem Willen unterworfen und hundert weitere gebrochen. Ich sehe jung aus, aber ich bin älter als Jardena.«
Weniger als eine Armeslänge von ihm entfernt bleibt sie stehen.
Der Feueralarm schrillt weiter und Rauch beginnt sich die geschwungenen Freitreppen hinunter zu schlängeln.
Crispin starrt in die Mündung der Pistole, aber dann sieht er ihr in die Augen, die so wunderschön sind wie eh und je und dieselbe magnetische Anziehungskraft besitzen.
»Futter für Würmer … oder auch nicht. Die Entscheidung liegt bei dir. Aber Nanny hat dir so viel beizubringen, du hübsches Ferkel, und du wirst dich von A bis Z dafür begeistern. Du wirst meine Lektionen herrlich finden.«
Obwohl er dreizehn ist, fühlt sich der Junge wieder wie neun und ihr hörig. Er erinnert sich an ihre warme Hand auf seinem nackten Brustkorb, als habe er diese Berührung erst vor ein paar Minuten gespürt.
»Was du Nanny in jener Nacht vor dem Altar tun gesehen hast … Oh, mein hübsches Ferkel, das würde Nanny liebend gern auch mit dir tun.«
Ihre Augen sind bodenlose Brunnen, in die ein Junge fallen könnte.
Er weiß, dass er etwas sagen, ihren Worten etwas entgegensetzen sollte, aber er bleibt stumm. Und er zittert.
»Aber bevor Nanny so für dich sein kann, wie du sie dir wünschst, muss sie wissen, dass sie dir vertrauen kann. Komm her, Süßer. Beweise Nanny, dass du sie liebst. Komm her und leg deinen Mund um den Lauf der Pistole.«
Ehe er einen Schritt auf sie zugehen kann, falls er das tatsächlich tun sollte, schaltet sich die Sprinkleranlage ein, und wie in allen anderen Räumen des Hauses geht auch in der Eingangshalle ein peitschender Regen nieder.
Bestürzt weicht Nanny Sayo einen Schritt zurück, schwingt die Pistole nach links und dann nach rechts.
Schnell fließendes Wasser. Die Wasserfälle im Park, hinter denen er manchmal Zuflucht gesucht hat. Ein rauschender Bach. Jetzt dieser Regen im Haus. Das ist ein Dispens, den ihm die Natur in ihrer Barmherzigkeit erteilt, als sie jetzt ihn und den Hund für diese Frau und alle ihresgleichen unsichtbar macht.
Er und der Hund gehen zur Haustür, die er öffnet.
Eine klatschnasse Nanny Sayo, die sich vorsichtig bewegt und ihn im falschen Teil der Eingangshalle sucht, schießt zum ersten Mal, vertraut auf ihr Glück und gibt einen zweiten Schuss ab, der nicht einmal in seine Nähe kommt.
Er sagt: »Mirabell und Harley leben«, und sie wirbelt im Kreis herum und schießt eine der Lampen neben der Tür aus.
Ein weiterer Teil der Untermauerung des Hauses bricht dröhnend in sich zusammen. Die Wände beben und der Kronleuchter schaukelt.
Nanny Sayo taumelt, als sich der Boden der Eingangshalle unter ihr verschiebt.
Kaum ist Crispin mit Harley in das Schneetreiben hinaus getreten, das schon bald zu einem Schneesturm werden wird, falls Wind aufkommt, schließt er die Tür, wendet sich ab und hört Geräusche, die vermuten lassen, dass der Boden der Eingangshalle in den Keller
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