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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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saßen, hüteten sich, ein Wort zu sagen. Der weiße Boeing Business Jet von Waterboer wartete auf der überfrorenen Rollbahn; die Maschinen dröhnten bereits. In der Kabine ließ Slythe sich in seinen Ledersessel sinken, drückte den Welpen Kimberley an sich, schnupfte Kokain aus einem kleinen Platinröhrchen, legte den Kopf in den Nacken und zog die Nase hoch. Dann grinste er.
    Der arme Orlow! Er war so sicher, die Familie Slythe und Waterboer geschlagen zu haben. In Wahrheit war alles zu Waterboers Gunsten ausgegangen. Vielleicht nicht gerade ein Hauptgewinn, aber annehmbar.
    Erstens hatte Waterboer nun einen neuen Vertrag, der dem Konzern die gesamte russische Diamantenproduktion sicherte, sodass er sein Monopol aufrechterhalten konnte. Außerdem gab es keinen regulären Sekundärmarkt für Diamanten, wie Orlow sehr wohl wusste, denn auch dieser Markt wurde von Waterboer kontrolliert. Doch es war ein geschickter Schachzug, die Welt glauben zu lassen, es gäbe einen Teil des Diamantenhandels, den Waterboer nicht beherrschte.
    Zweitens hatten Orlows Bemerkungen und Argumente deutlich gezeigt, dass er nicht wusste, dass nur ein Teil des riesigen russischen Vorrats vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion an Waterboer transferiert worden war. Und das ließ Molotok freie Hand, nach den Diamanten zu suchen, ohne Einmischung von Regierungsseite befürchten zu müssen.
    Drittens – und das war vielleicht das Beste – hatte Slythe nicht nur die peinliche Enthüllung der belastenden Fotos verhindert – obwohl er immer noch nicht glaubte, dass man ihn hätte verhaften können –, sondern die Nutte Lena hatte ihm überdies eine höchst willkommene Nachricht zugespielt. Er nahm den Streichholzbrief heraus, den sie in seine Jackentasche gesteckt hatte. Unter der Klappe stand eine handgeschriebene Notiz:
    GRU-Oberst Kowanetz macht Ermittlung Pjaschinew, sucht auch Diamanten für Molotok.
    Nicht nur, dass Molotok nach den Diamanten suchte, er erhielt auch noch Unterstützung von Mitarbeitern der russischen Geheimdienste. Von Orlows eigenen Leuten.
    Zum ersten Mal seit jener Nacht, als es ihm höllisches Vergnügen bereitet hatte, Lena Schmerzen zuzufügen, musste Slythe herzhaft lachen.

 
    30.

Die Warnung
     
    Washington, D. C., 14.35 Uhr
     
    Hallo.«
    »Erika? Hier Pat.« Carlton hielt sein winziges Handy dicht ans Ohr, sonst hätte er ihre leise Stimme nicht hören können bei dem Lärm, den der Motor des Shark machte.
    »Wo sind Sie gewesen? Ich habe in Ihr Büro geschaut und …«
    »Hören Sie!«
    »Und ich …«
    »Erika!«, rief Carlton. »Sie müssen mir zuhören!«
    »Was?«
    »Nehmen Sie die erste Maschine nach Hause.«
    »Wieso?«
    »Die wissen über Sie Bescheid.« Beinahe hätte er ihr von der Morddrohung erzählt, hielt sich aber gerade noch rechtzeitig zurück.
    »Die wer? Was wollen Sie damit …«
    »Ich erkläre es Ihnen später. Tun Sie einfach, was ich sage. Packen Sie gar nicht erst die Koffer. Sagen Sie keinem Menschen ein Wort. Rufen Sie ein Taxi, und fahren Sie zum Flughafen. Nehmen Sie Ihr Handy mit. Ich rufe später an. Verstanden?«
    »Aber ich …«
    »Haben Sie verstanden?«
    »Ja.«
    »Fahren Sie, sofort! Ich rufe später noch mal an.« Er brach die Verbindung ab.
     

31.

Der DDI
     
    CIA-Zentrale, 16.31 Uhr
     
    Pink wollte gerade an die massive Mahagonitür klopfen, als innen der Riegel aufgeschoben wurde. Noch nie zuvor war er zum Deputy Director der CIA bestellt worden, Randall Forbes, dem Mann, den alle im Haus nur »Malcolm« nannten. Jeder fürchtete Forbes – sogar der CIA-Direktor höchstpersönlich, wenn man den Gerüchten glauben wollte –, und Pink bildete da keine Ausnahme. Er schwitzte heftig. Mund und Kehle waren trocken.
    Er drehte den schweren Messingtürknauf.
    »Kommen Sie herein, Pink«, sagte der Mann hinter dem Eichenschreibtisch, der im Rollstuhl saß.
    Pink sah sich rasch in dem üppig ausgestatteten Dienstzimmer um und überlegte, wie ein Staatsbeamter, selbst in so hoher Position, sich das alles leisten konnte. Dann fiel ihm wieder ein, dass Forbes äußerst wohlhabend war. Wahrscheinlich hatte er alles aus eigener Tasche bezahlt. In Pinks übermüdetem Zustand – zudem hatte Forbes ihre Besprechung um acht Stunden verschoben – hatte dieser Gedanke etwas Beängstigendes. Vielleicht steckten Fress und Forbes unter einer Decke. Wenn jemand Fress in der internationalen Arena helfen konnte, dann Forbes. Vielleicht kam Forbes’ Geld in Wirklichkeit von Waterboer und

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