Das Monopol
Sessel und beruhigte sich. Er rang sich ein Lächeln ab. »Regen Sie sich nicht auf, Mr Slythe. Russland und Waterboer sind seit Jahrzehnten gute Geschäftspartner. In den letzten Jahren sind die Beziehungen ein wenig frostig geworden, aber man kann sie ja wieder auftauen.« Er zündete sich eine dritte Zigarette an. »Seit den Sechzigerjahren verkaufen wir Diamanten an Waterboer. Wir wollen doch nicht zu Feinden werden, nur weil ein paar unglückliche Fehler begangen worden sind. Ungeachtet der Vorkommnisse in der Vergangenheit ist Russland immer noch sehr an einem neuen Vertrag mit Ihrem Unternehmen interessiert.«
Slythe schaute hoffnungsvoll auf. »Dann schlage ich einen Karatpreis von 175 Dollar vor.«
Orlow achtete so wenig auf den Vorschlag, als hätte er ihn gar nicht gehört. »Ich möchte einen Dreijahresvertrag vorschlagen. Russland wird 50 Prozent seiner Rohdiamanten an Waterboer verkaufen. Den Rest wird Russland behalten und auf dem Sekundärmarkt verkaufen. Russland braucht neue Arbeitsplätze so nötig wie Bargeld. Warum also nicht Diamantschleifer und Marketingexperten heranbilden? Der Karatpreis wird im ersten Jahr auf 200 Dollar festgelegt, kann aber jedes Jahr erhöht werden – und zwar, nachdem neutrale Prüfer Proben aus jeder russischen Mine untersucht und geschätzt haben. Die Diamanten, die wir behalten und selbst verkaufen, können natürlich auch von Waterboer erworben werden. Aber auf dem Sekundärmarkt.«
Wo die Preise höher sind, wie Orlow gar nicht erst hinzufügen musste.
Slythe war fassungslos. In Wahrheit waren die Bedingungen gar nicht so verschieden von den aktuellen Marktpreisen, aber für ihn waren sie inakzeptabel. Noch problematischer als der hohe Preis, den Orlow forderte, war die Einschränkung, dass er nur die Hälfte der geförderten Rohdiamanten an Waterboer Mining verkaufen wollte, die andere Hälfte hingegen zu höheren Preisen auf dem freien Markt und damit in direkter Konkurrenz zu Waterboer. Der Marktpreis für Diamanten würde rasant in den Keller fallen. In seiner hundertzwanzigjährigen Firmengeschichte hatte Waterboer sich nie auf den Wettbewerb mit einem anderen Großverkäufer eingelassen. Die Stärke des Konzerns basierte auf seinem Monopol.
»Ich fürchte, diese Bedingungen sind unannehmbar, Herr Präsident.«
»Ich verstehe. Das wäre zu viel Wettbewerb, und das sind Sie als Monopolist nicht gewöhnt.« Orlow grinste schlau. »Kann ich gut verstehen. Es gibt natürlich noch eine zweite Möglichkeit.«
Slythe beugte sich vor.
»Russland wird seine gesamte Fördermenge, jedes einzelne Karat, an Waterboer verkaufen, und zwar …«
»Ja?« Slythe konnte seine Erregung nicht verbergen. Schnief.
»Und zwar zu einem Preis von 300 Dollar pro Karat.«
»Dreihundert? Unmöglich. Waterboer wäre innerhalb weniger Monate zahlungsunfähig.«
»Das möchte ich bezweifeln.« Orlow lächelte spitzbübisch und blies Zigarettenrauch aus.
»Nein, Herr Präsident, das ist …«
»Russland möchte natürlich nichts Unvernünftiges verlangen. Waterboers Untergang wäre auch für uns eine schlimme Sache. Wem sollten wir dann unsere Diamanten verkaufen? Aber ich kann Ihrer trüben ökonomischen Prognose nicht zustimmen. Waterboer würde niemals zahlungsunfähig werden. Zugegeben, 300 Dollar pro Karat sind ein stolzer Preis, aber nur verglichen mit den Preisen, die Waterboer sonst zahlt. Nicht die Preise, die Waterboer selbst verlangt. In diesem Licht betrachtet, liegen 300 Dollar durchaus noch im Bereich des Marktpreises. Und Sie erhalten damit noch einen zusätzlichen Bonus, Mr Slythe, nämlich die Kontrolle über die gesamte russische Diamantenproduktion. Damit könnte Waterboer den Preis für Rohdiamanten kontinuierlich erhöhen – eine Praxis, die Sie ja schon während der vergangenen hundert Jahre betrieben haben. Außerdem könnte das Unternehmen sich dann darauf konzentrieren, sich der Flut entgegenzustemmen, mit der Kanada, Australien und die bürgerkriegsgebeutelten Länder Afrikas den Markt überschwemmen wollen.«
Slythe schüttelte den Kopf. »Ich kann einem solchen Vorschlag nicht zustimmen.«
»Nun, wenn Sie es wünschen, kann Waterboer seine Geschäfte auch ohne einen neuen Vertrag mit Russland weiterführen. Wir müssten dann einen neuen Abnehmer für unsere Diamanten finden. Das wäre ein Problem, sicher. Aber noch schwieriger wäre die Lage für Waterboer. Denn damit würde das Unternehmen die Kontrolle über zwölf Millionen Karat jährlich
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