Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
Vom Netzwerk:
hatte. Obwohl Forbes selten lächelte, war er davon überzeugt, dass sein Blick eher professionell als kalt auf seine Mitarbeiter wirkte.
    Pink saß nervös auf dem Sofa, den braunen Ordner mit seinen Unterlagen in den Schoß gedrückt.
    »Vorsichtig«, sagte Forbes und zeigte auf den Ordner. »Sie wollen ihn doch nicht platt drücken.« Er sprach bestes Ostküstenenglisch. »Hören Sie, Pink, ich weiß, dass es Sie furchtbar viel Zeit gekostet hat, diese Unterlagen auszuwerten. Es ist das erste Mal, dass Sie für mich persönlich einen Auftrag erledigen. Sie sind nervös, erschöpft, Sie schwitzen und Sie haben Hunger. Sie können nicht mehr klar denken. Es ist Ihnen unangenehm, mit mir zu sprechen, ohne dass Debbie Gold dabei ist, und weil ich im Rollstuhl sitze.« Er schwieg kurz. »Lassen Sie das jetzt beiseite! Alles, was ich will, ist eine solide Analyse. Wenn Sie mir die geben können, bin ich zufrieden.«
    »Ja, Sir.« Seltsamerweise wurde Pink noch nervöser.
    »Gut. Rauchen Sie, wenn Ihnen danach ist.« Forbes selber zog eine Pfeife aus Walnussholz und einen Beutel mit stark duftendem Tabak hervor. »Sie haben sich das Feuer in Mirnyj angesehen und den letzten Trip unseres allseits geliebten Heiligen Piet Slythe nach Moskau.« Er zündete die Pfeife mit einem Zedernstreichholz an und paffte, bis sein Kopf in eine duftende blaue Rauchwolke gehüllt war. Mit starken weißen Zähnen hielt er den Pfeifenstiel fest und blinzelte Pink durch den Qualm an. »Dann erzählen Sie mal.«
    »Ja, Sir. Wo soll ich anfangen, Sir?«
    »Zuerst möchte ich Ihre Schlussfolgerungen hören. Und mir gefällt es zwar, dass Sie so respektvoll sind, Pink, aber lassen Sie das ›Sir‹. Das knirscht so im Getriebe.«
    »Ja, Sir … äh, ja. Ich bin zu zwei Schlussfolgerungen gekommen: Erstens, Slythes Besuch in Moskau und die Vorkommnisse in Mirnyj scheinen nichts miteinander zu tun zu haben. Zweitens scheint es, als ob es irgendwo noch einen Vorrat russischer Diamanten gibt – demnach sind 1990 nicht die russischen Gesamtbestände an Waterboer transferiert worden.«
    Er hielt inne, doch Forbes’ Blick drängte ihn, fortzufahren.
    »Aber ich glaube, man kann aus dem vorliegenden Material noch eine dritte Folgerung ziehen. Ich weiß, dass Jerry Delpin die Satellitenfotos bereits ausgewertet hat. Aber meiner Meinung nach, Sir, gibt es bei den Fotos von Mirnyj einige Unklarheiten, die nach genauerer Prüfung verlangen.«
    Meiner Meinung nach. Diese Worte machten Eindruck auf Forbes. Normalerweise redeten seine Untergebenen um den heißen Brei herum und wurden immer dann besonders devot, wenn sie jegliche Verantwortung für falsche Schlussfolgerungen vermeiden wollten. Hier war endlich mal ein Mann, der nicht ängstlich darauf bedacht war, seinen Hintern aus der Schusslinie zu halten. »Sehr interessant. Und worauf gründen sich Ihre Schlussfolgerungen?« Forbes paffte weiter.
    »Nun, wie Sie wissen, hat Waterboer im Jahre 1990 Russland zwei Milliarden Dollar geliehen, damit das Land die Förderung und Verarbeitung modernisieren konnte. Als Gegenleistung erhielt Waterboer Russlands gewaltigen Lagerbestand an Diamanten. Mit der Kontrolle über den Vorrat konnte der Konzern dessen destabilisierenden Einfluss auf den Weltmarkt verhindern. Und das für zwei Milliarden. Das war ein ziemlich günstiges Geschäft für Waterboer, auch im Hinblick auf den Karatpreis.« Pink verstummte und suchte in seinem müden Hirn nach dem nächsten Punkt.
    »Unsere Berichte besagen, dass die Diamanten von Moskau nach London geschickt und dann auf die Lager von Waterboer rund um den Globus verteilt wurden. Bis hierher kein Problem. Merkwürdig wird es erst, wenn man die genaue Karatzahl ermitteln will, die Waterboer erhielt. Unseren Quellen zufolge, den Informanten bei Komdragmet, wurde jedes einzelne Karat aus russischen Lagern zu Waterboers Niederlassung in Moskau transportiert. Ungefähr zwanzig Millionen Karat in Edelstein- und Industriequalität. Allerdings geben uns die gleichen Quellen auch Zahlen an, die belegen, dass der Gesamtbestand Russlands einen Wert von dreißig Millionen Karat hatte.«
    »Also ist der Verbleib von zehn Millionen Karat ungeklärt?« Forbes starrte Pink durch eine Rauchwolke an.
    »So sieht es jedenfalls aus. Ja.«
    »Ihre Schlussfolgerung ist bereits 1990 von manchen Analysten der Firma gezogen worden.«
    Forbes wusste es schon? Pink spürte, wie ihm das Herz sank.
    »Also sind entweder die Angaben der Quellen falsch, und der

Weitere Kostenlose Bücher