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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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nicht von seiner Familie.
    Das Büro war riesig und besaß ein großes Fenster, das den Blick auf den grünen Innenhof des New Headquarters Building erlaubte. Hinter den Panzerglasscheiben leuchtete die Spätnachmittagssonne durch die Wolken – ein Anblick wie auf einem Gemälde von Turner. Auf dem Boden lag ein dicker, dunkelblauer Teppich, der einen lebhaften Kontrast zu den dunkelrot getünchten Wänden bildete. Einige Aufnahmen des DDI mit verschiedenen Präsidenten, Kongressmitgliedern und hochrangigen Militärs umrahmten zwei gewaltige Landschaftsgemälde von Bierstadt aus dem neunzehnten Jahrhundert, die von Halogenstrahlern angeleuchtet wurden. In Türnähe standen drei schwere braune Ledersessel einem Ledersofa gegenüber. In der Mitte des Raumes spiegelte ein glänzender Couchtisch aus Eiche die Flammen eines gemauerten Kamins wider. Weitere Lichtquellen waren Messingleuchter an der Wand und die Lampe auf dem Schreibtisch.
    Hinter Pink fiel die Tür automatisch ins Schloss, sodass er das Gefühl bekam, gefangen zu sein.
    »Setzen Sie sich.« Forbes machte eine einladende Geste zum Sofa.
    »Danke, Sir.«
    Forbes fuhr im Rollstuhl zum Couchtisch. Pink saß steif auf dem Sofa neben einem Samtkissen, das mit dem hellblauen und weißen Emblem von Forbes’ Alma Mater bestickt war: Lux et Veritas. Licht und Wahrheit. Der Wahlspruch der Yale-Universität. Forbes war Abkömmling der zehnten Generation einer wohlhabenden Familie aus Connecticut mit episkopalem Bekenntnis. Im Unterschied zu seinen Yale-Kommilitonen interessierte er sich mehr für die Belange des Staates als für den täglichen Trott des günstigen Einkaufens und teuren Verkaufens. Diese Dinge überließ er den »Geldsäcken«, wie er seine Bankiers zu nennen pflegte. Forbes war als junger Infanterist im Koreakrieg am Bein verletzt worden und musste seither im Rollstuhl sitzen. Nachdem er in Yale sein Juraexamen gemacht hatte, war er zunächst in der militärischen Abwehr, dann in einer Bostoner Anwaltskanzlei tätig gewesen. In den frühen Sechzigerjahren wurde er zum Botschafter in Südafrika ernannt. Aus jener Zeit rührte sein Interesse an Diamanten.
    Anders als viele WASPs der Ostküste in der damaligen Zeit verachtete Forbes die Apartheid. Der gewalttätige Rassismus und die unnachgiebige Haltung der damaligen südafrikanischen Regierung brachten ihn dazu, den diplomatischen Dienst zu quittieren. Er kehrte in die Staaten zurück und wurde als Abgeordneter seines Wahlkreises in Connecticut ins Repräsentantenhaus gewählt. Diesen Posten bekleidete er jedoch nur zwei Amtsperioden lang, dann überließ er ihn seinem Nachfolger. Ein hohes Tier in der Verwaltung, nicht zufällig ebenfalls ein Mitglied der Skulls and Bones Society – des Geheimbunds der Yale-Studenten ernannte ihn zum Stellvertretenden Direktor des militärischen Nachrichtendienstes. Ein paar Jahre später entschloss sich Forbes zur Rückkehr in ein langweiliges, ereignisloses Dasein als graue Eminenz in seiner früheren Kanzlei, als »Berater«. Doch auch diese Tätigkeit war nur von kurzer Dauer.
    Bald schon wurde er durch die Ernennung zum Stellvertretenden Direktor für den Nachrichtendienst, DDI, in den Hexenkessel der Geheimdienste zurückgezerrt. Die Ernennung überraschte ihn sehr. Er hatte nie irgendwelche Beziehungen zur CIA gehabt. Doch Forbes war ein gewiefter Praktiker und nahm die Ernennung aus Pflichtgefühl an, auch wenn sie nicht seinem Traumberuf entsprach. Anfangs tat er bloß pflichtgemäß seinen Job; dann aber begann er seine Arbeit zu lieben. Da Forbes nie geheiratet hatte, war ihm sein Amt inzwischen teurer als sein Privatleben. Unterdessen war ihm auch die Ehrenmedaille des Kongresses verliehen worden: Ihm war die Vereitelung eines terroristischen Anschlags zu verdanken, der am 1. Januar 2000 gleichzeitig in den zehn größten Städten der Welt verübt werden sollte. Doch diese Medaille hielt Forbes vor allen geheim.
    Er kleidete sich seiner Herkunft gemäß. Seine schlanke Gestalt war in ein weißes Hemd und einen blauen Nadelstreifenanzug gehüllt, dazu trug er eine gelbe Krawatte von Hermes. Sein leicht gelichtetes Silberhaar fanden die Frauen attraktiv.
    Forbes betrachtete seinen Untergebenen mit seinem bekannt durchdringenden Blick aus Augen, die grau waren wie eine Waffe und durch eine goldgefasste Brille blitzten. Die dünnen Linsen dieser Brille waren auf Forbes’ Kurzsichtigkeit abgestimmt, die er sich durch endloses Lesen und Lernen eingehandelt

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