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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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gleich.
    »Nicht als geheiligte Wahrheit. Als Theorie. Ich habe auch nicht Ihren Namen genannt. Das fehlte mir noch, dass meine Leute ermordet oder bestochen werden! Hat keinen Sinn, für den Präsidenten den Kopf aus dem Fenster zu strecken, wenn er einem abgeschlagen wird. Wie dem auch sei, ich habe Andeutungen gemacht, dass die russischen Diamanten, die damals an Waterboer geliefert wurden, nur ein Teil des Gesamtbestands gewesen seien und dass der Brand in Mirnyj kein Unfall, sondern ein Überfall war und dass irgendeine Gruppierung Mirnyj klammheimlich übernommen habe, um nun selbst Diamanten an Waterboer zu verkaufen.
    Fress wurde wütend. Er kochte geradezu. Er widersprach all meinen Ausführungen. Fragte, wie ich solche Ignoranten – seine Bezeichnung, nicht meine – beschäftigen könne. Hat mich sogar beschimpft, dieser kleine Drecksack. Dann plötzlich hörte er auf. Beruhigte sich. Setzte sich wieder. Hat sich sogar entschuldigt.« Forbes machte eine abschließende Handbewegung. »Aber genug davon. Wir wissen nun, womit wir es zu tun haben.« Er hielt kurz inne, fuhr dann fort: »Auf dem Rückweg nach Langley habe ich die Besprechung noch mal rekapituliert, zusammen mit Hiroshi Yamato, dem Chef der Sektion Ostasien. Ich hatte Hiro gebeten mitzukommen, um den Präsidenten über die Lage in Nordkorea zu unterrichten. Und da hat er etwas aus dem Ärmel geschüttelt, dass mir ganz eisig wurde. Er sagte, er hätte nicht gewusst, dass die Mafia dahinter steckt.«
    Pink war gefesselt, hatte aber irgendwie den Anschluss verloren. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Sir.«
    »Verstehen Sie, als ich während des Briefings beim Präsidenten sagte, der Brand in Mirnyj sei vielleicht nicht auf einen Unfall, sondern auf einen Überfall irgendeiner oppositionellen Gruppierung zurückzuführen, widersprach Fress wütend, dass ich keinerlei Beweise hätte, ob es die Armee oder der FSB oder die Mafia war. Die Armee und der FSB würden natürlich bei einem Überfall auf Mirnyj zusammenarbeiten. Aber die Mafia? Warum hat Fress die Mafia erwähnt? Mirnyj ist doch keine Hauptlagerstätte.«
    »Stimmt genau. Es ist hauptsächlich eine Schleiferei.«
    »Warum sollte die Mafia ein solches Risiko auf sich nehmen und eine Anlage mitten in der sibirischen Einöde angreifen, wenn es dort nur ein paar Tausend Karat zu erbeuten gibt? Verstehen Sie, was ich meine? Das ist ein ganz alter Trick: Wenn jemand etwas zu sehr zu verbergen sucht, vergisst er irgendwann, was er früher gesagt hat, und verrät sich doch. Deshalb verhört die Polizei Verdächtige ja auch mehrere Male.«
    Als er weiterredete, berührte Forbes jeden Finger seiner linken Hand mit dem Pfeifenstiel. »Also war die Geschichte in Mirnyj ein Überfall. Nach dem Überfall wurde die Armee geschickt, um die Garnison zu ersetzen, die dem Feuer zum Opfer fiel. Die …«
    »Das muss es sein, Sir!«, fiel Pink ihm ins Wort.
    Forbes zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Verzeihung, dass ich unterbreche, Sir, aber die Armee … Sie haben gesagt, nach dem Überfall wurde die Garnison ersetzt. Aber wenn die Mafia Mirnyj nicht übernommen hat, um Diamanten zu stehlen, muss sie einen anderen Grund für den Überfall gehabt haben. Und das bedeutet, Mafia und Armee haben den Überfall gemeinsam geplant.«
    »Marschall Aleksakow?«
    »In einem Bericht wird erwähnt, dass er nach Sibirien reiste. Vielleicht hat er dort Molotok getroffen. Vielleicht ging es bei dem Treffen um die Beschaffung der Tacit Rainbow Missiles. Ogarkow war Befehlshaber der sibirischen Truppen und wird kurz vor dem Überfall auf Mirnyj ermordet? Das ist aber ein seltsamer Zufall. Wer sollte denn Interesse daran haben, Ogarkow zu beseitigen?«
    »Da kämen einige in Frage.«
    »Was das Motiv angeht, ja. Aber wer würde tatsächlich die Waffe abfeuern?«
    »Ein bezahlter Killer von der Mafia.«
    »Genau.«
    »Sie glauben demnach, Aleksakow und Molotok arbeiten mit der Mafia zusammen, nur um an die Diamanten zu kommen? Mit Unterstützung dieser Kraftmeier, dieser volki?«
    »Und Waterboer. So weit hergeholt ist das nicht. Schließlich ist die russische Mafia nicht wie die amerikanische oder sizilianische Cosa Nostra. Die russischen Paten, die krestnii otets, sind ehemalige apparatschiki. Funktionäre und Direktoren des alten Systems. Der Zusammenbruch des Kommunismus hat nichts daran geändert. Sie haben immer noch alles unter Kontrolle: Transportwesen, Kommunikationseinrichtungen, Lebensmittel- und

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