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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Metals stand. Er faltete das Blatt, schob es in den Umschlag, klebte ihn zu, schrieb seine Privatadresse darauf und gab den Umschlag Erika. »Das dürfte denen erst einmal das Handwerk legen.«
    »Was haben Sie …«
    »Fragen Sie nicht. Stempeln Sie den Umschlag nicht ab. Nehmen Sie die Metro bis … nein, vergessen Sie’s. Nehmen Sie ein Taxi zur Hauptpost an der Union Station. Werfen Sie den Brief in einen Kasten der Hauptpost. Vor fünf Uhr. Er muss noch vor fünf Uhr rausgehen. Dann ab zur Tortilla Coast. Ich sehe Sie dann dort. Reden Sie mit niemandem. Klar? Mit niemandem. Nicht einmal mit Leuten hier im DOJ. Haben Sie verstanden?«
    Sie nickte.
    »Okay.«
    Erika wandte sich zum Gehen.
    »Moment!« Carlton ergriff ihren Arm. »Nehmen Sie die anderen Kopien, und geben Sie sie Henri unten im Keller.« Er zeigte auf den Boden. »Sagen Sie ihm genau das, was ich Ihnen gesagt habe. Er soll ebenfalls ins Coast kommen. Und jetzt los!«
    Carlton kehrte in sein Zimmer zurück, um sich Stalin zu stellen.
    »Tut mir Leid, Sir. Ich musste nur schnell etwas rausschicken.«
    Jarvik beäugte ihn durch seine Hornbrille wie eine Eule. Carlton sah ihm an, dass er ihm kein Wort glaubte. »Verstehe. Eine sehr professionelle Einstellung.« Er lehnte sich bequem in Carltons Sessel zurück. »Aber was ich nicht verstehe: Warum sind Sie noch nicht weg? Was haben sie noch in D. C. verloren? Und was soll das ganze Material über Diamanten, das ich auf Ihrem Schreibtisch sehe? Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten in diesem dummen Fall einen raschen Vergleich erwirken! Inzwischen sollten Sie längst im Flieger nach Hawaii sitzen. Warum sind Sie noch hier?«
    »Sir, ich …«
    »Ja?«
    »Ich …«
    »Ich warte, Carlton.«
    »Ich wünschte wirklich, Sie würden einen anderen Mitarbeiter nach Hawaii schicken, Sir. Ich habe dringende Verpflichtungen in der Stadt – und außerdem, warum kümmert sich nicht der Staatsanwalt am Bundesgericht von Hawaii um den Fall? Warum haben Sie mich ausgesucht?«
    Es war eine dumme Ausrede, aber die einzige, die ihm in seinem erschöpften Zustand einfiel. Carlton wusste, dass er wie immer die passende Ausrede später finden würde, wenn er sie nicht mehr brauchte.
    Zum ersten Mal spürte er ganz deutlich, dass Jarvik anders war als sonst. Deshalb durfte er ihm nichts über die Diamanten in Arkansas erzählen. Carlton fühlte sich beklommen. Irgendetwas stimmte nicht mit Jarvik … Woher, zum Beispiel, hatte er von dem Geologenbericht der USGS erfahren?
    »Warum? Sie wollen wissen, warum?«
    »Sir, es ist nur so, dass ich …«
    »Nun, ich werde Ihnen sagen, warum. Weil der zuständige Staatsanwalt in Hawaii keine Erfahrung mit Kartellfällen hat, deshalb. Das FBI hat die Vorarbeit zu einem großen Fall geleistet, und nun brauchen sie einen fähigen Kartellanwalt für die Verhandlung. Reicht Ihnen das? Im Übrigen brauche ich Ihnen meine Anordnungen nicht zu erklären. Ich bin Ihr Boss, verdammt noch mal!«
    Beim Zuhören fiel Carlton plötzlich auf, dass Jarvik schon vor ein paar Tagen das FBI erwähnt hatte. Jarvik wollte, dass Carlton sich mit der FBI-Dienststelle auf Hawaii in Verbindung setzte. Das FBI hatte versucht, Dan Wenzel zu verhaften. Und warum konnte man den Fall nicht von hier aus bearbeiten?
    Carlton blickte zu Boden. »Ich würde sagen, das ist ein guter Grund, Sir.«
    »Da bin ich aber froh, dass wir uns einig geworden sind, Herr Anwalt. Dann seien Sie doch so nett und setzen sich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden in den Flieger nach Hawaii. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Sir, ich …«
    »Vierundzwanzig Stunden, Carlton. Verstanden? Oder Sie sind Ihren Job los. Ende der Geschichte.«
    Carlton starrte noch immer auf den Boden, verzweifelt und wütend, dass ihm keine brauchbare Ausrede einfiel, um sein erzwungenes Exil zu verhindern. »Ja, Sir«, murmelte er.
    »Gut.« Jarvik verließ das Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Carlton wusste, dass er jetzt und hier immer noch einen Rückzieher machen konnte. Niemand hatte ihn bisher bedroht. Niemand hatte eine Ahnung, dass er über Fress Bescheid wusste – nicht, nachdem Erika den Brief zu ihm nach Hause geschickt hatte, wo der falsche Postbote ihn finden würde. Die Information über Cleveland Metals war relativ harmlos und konnte ihn nicht in Gefahr bringen. Aber Carlton war klar, dass irgendetwas sehr Geheimes hinter den Kulissen vorging: zwei Tote, die Einmischung mehrerer Bundesbehörden, der Stabschef vom

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