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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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müssen etwas kaufen«, sagte der Verkäufer in selbstgefälligem Ton und mit starkem Akzent, der seine Herkunft aus dem Nahen Osten verriet. Die Angestellten wechselten hier so häufig, dass Carlton sich nie ihre Namen merken konnte.
    »Ich brauche doch nur ein bisschen Kleingeld für die Telefonzelle! Ich kaufe fast jeden Tag bei Ihnen ein.«
    »Tut mir Leid, Sir. Wir wechseln kein Geld. Das ist unser Prinzip.«
    Nun reichte es Carlton. »Ihr Prinzip? Prinzip?« Er schob die rechte Hand in seine Anzugtasche, holte das DOJ-Abzeichen heraus und hielt es dem Mann unter die Nase. »Hier ist mein Prinzip. US-Justizministerium. Und jetzt wechseln Sie mein Geld, bevor ich Ihren Laden überprüfe – wegen Verstoßes gegen Bundesgesetze.« Nervös wechselte der erschrockene Verkäufer Carltons Fünfdollarnote in Kleingeld.
    »Sehen Sie? Prinzipien können sich ändern.« Carlton stürmte hinaus und warf einen Vierteldollar in den Münzschlitz des schmutzigen Telefons. Zum ersten Mal an diesem Morgen spürte er die Kälte.
    »Erika Wassenaar.«
    »Hier Pat.«
    Die Stimme am anderen Ende wurde vom Verkehrslärm übertönt.
    »Ich sagte, hier ist Pat. Ich bin in einer Telefonzelle. Hören Sie … ja. Ich hab’s gelesen. Hören Sie bitte. Ich kann hier nicht reden. Lassen Sie alles stehen und liegen, was Sie gerade … vergessen Sie das. Hören Sie nur zu. Ich möchte, dass Sie … hören Sie gut zu! … dass Sie mir einen unbeschriebenen Briefumschlag aus Senator Bighams Büro besorgen. Ich weiß nicht, wie. Nein, das kann ich jetzt nicht erklären. Versuchen Sie’s. Vor fünf. Es muss vor fünf Uhr sein. Ich finde Sie dann schon. Und sagen Sie Henri Monet, er soll nach Infos über die Cleveland Metals und einen Mann namens L. Churchman suchen. Haben Sie das?«
    Carlton blieb in der Zelle stehen und starrte benommen auf das Telefon. Sein Herz pochte. Sein Kopf schmerzte. Plötzlich wurde ihm übel, und er zitterte, als ihm aufging, wie die vielen Fragen der vergangenen Woche sich mit den neuen Fakten zusammenfügten.
    Scott Fress steckte dahinter. Endlich ergaben die seltsamen Manöver der verschiedenen Bundesbehörden einen Sinn. Der Stabschef des Weißen Hauses war in die Sache verwickelt? Ihm würde es nicht schwer fallen, ehrlichen, hart arbeitenden Angestellten weiszumachen, dass Mazursky, Osage und MacLean Verbrecher waren. Und das bedeutete, dass Carl ton nicht gegen einen Privatmann oder eine einzelne Bundesbehörde kämpfen musste. Hier ging es um einen Kampf mit dem Weißen Haus, das aus irgendeinem Grund mit den Diamanten in Arkansas zu tun hatte.
    Im Justizministerium stürmte Carlton an seinem Büro vorbei zum Fotokopierraum. Dort lehnte er sich keuchend gegen die gelbliche Wand, fuhr sich mit der Hand durch das verfilzte Haar und über die Bartstoppeln. Nach dem Spurt von der Tiefgarage über die Penn Avenue und die Treppen hinauf zu seinem Büro war er völlig verschwitzt. Er schnappte nach Luft; dann wandte er sich einem der beiden unförmigen Kopierer zu, der wie rasend Blätter ausspuckte. In dem kleinen Raum war es heiß und unerträglich laut.
    Die überraschte Angestellte lächelte ihn an.
    »Haben Sie’s heute aber eilig, Pat!«
    Carlton machte vor Schreck einen Satz. »Oh, ich … ich hab Sie gar nicht gesehen. Ja, ich hab’s wirklich eilig. Was dagegen, wenn ich mir schnell fünf oder sechs Kopien mache?«
    »Kein Problem.« Wieder lächelte die Frau. »Sie sehen aus, als wären Sie gerade von ’nem Lastwagen überfahren worden. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ja, ja. Hab’s nur eilig. Vielen Dank.«
    Carlton zog die zerknitterten Seiten aus der Tasche, fertigte von jeder drei Kopien an, dankte der Angestellten noch einmal mit einem Nicken und einem Lächeln und stapfte dann durch den schwach beleuchteten Korridor zu seinem Büro.
    Harry Jarvik wartete geduldig hinter Carltons Schreibtisch, »’nen kleinen Nachmittagsspaziergang gemacht, Carlton?«
    »Einen Augenblick, Sir. Komme gleich zu Ihnen.« Scheiße!
    »Carlton, ich …«
    »Brauche nur einen Moment.« Super. Nun musste er sich zu allem Überfluss auch noch mit Stalin herumschlagen. Er rannte den Korridor hinunter. Zum Glück war Erika in ihrem Zimmer. »Mann, bin ich froh, dass Sie da sind! Haben Sie ihn gekriegt? Den Umschlag?«
    »Natürlich. Hier ist er.« Erika strahlte. »Ich glaube, der Empfangschef in Bighams Büro steht auf Rothaarige.«
    Carlton nahm nur eine der Kopien, die, auf der Waterboers Überweisung an Cleveland

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