Das Monopol
ergibt doch keinen Sinn, stimmt’s?«
»Stimmt«, gab Elaine zu.
»Also war der, der entkam, kein Mitglied der Garnison.«
»Das würde ich in deinem Bericht an Malcolm unbedingt erwähnen.«
»Aber klar!« Pink schaute auf seine Uhr: Viertel nach drei. »Falls ich nicht vorher an Erschöpfung sterbe. Vielen Dank für deine Hilfe, Elaine.«
26.
Lena
Hotel Goldener Ring
Moskau, 7.01 Uhr
Piet Slythe saß auf der Bettkante in der luxuriösen Grand Palace Suite des kürzlich fertig gestellten Hotels Goldener Ring. Das Hotel war von einer Behörde errichtet worden, die Milliarden Dollar für Regierungsbauten ausgab, um hochrangige Staatsbeamte, Diplomaten und ausländische Würdenträger darin unterzubringen. Nicht zuletzt auch die Paten der russischen mafija. Im Immobilienbüro des Kreml wusste man genau, dass ausländische Delegationen horrende Preise zahlten und harte US-Dollars einbrachten.
Slythe war einen Tag vor den Verhandlungen eingetroffen, um sich besser auf die Zeitumstellung einstellen zu können, sodass er beim Meeting mit dem russischen Präsidenten in Topform war.
Vergoldete Bettpfosten trugen einen wogenden Baldachin. Weiße Seidentücher mit Goldbrokat hingen an den Wänden. Slythe ging in das marmorverkleidete Bad mit den prunkvollen goldenen Wasserhähnen und Spiegeln, stellte die Dusche an und genoss den Schwall heißen Wassers. Er grinste: Morgen würde er Orlow in die Knie zwingen.
Mehr noch als im Kalten Krieg brauchte Russland Bargeld. Trotz Orlows Reformen war der Rubel stark abgewertet worden. Die Staatskasse war fast leer, weil Orlow gewissenhaft Russlands Auslandsschulden abzahlte, um seine Kreditwürdigkeit zu beweisen. Der Präsident musste seine Kassen wieder füllen, um zu verhindern, dass kommunistische und nationalistische Fanatiker wie Molotok und seine Russkost das Ruder übernahmen.
Doch Orlow hatte keinen Trumpf in der Hand; sämtliche Trümpfe hielten Slythe und Waterboer. Waterboer konnte den Preis diktieren. Piet Slythes Grinsen wurde immer breiter: Wieder einmal würde er verhindern, dass das Imperium seiner Familie angegriffen wurde.
Er stieg aus der Dusche und betrachtete sich im Spiegel. Fand sich ziemlich attraktiv. Abgesehen von den grauen Haaren konnte er für einen Vierzigjährigen durchgehen. Slythe trocknete sich ab und ging durchs Schlafzimmer in das ebenso luxuriöse Wohnzimmer. Er nahm ein Glasfläschchen mit Kokain aus seinem Diplomatenkoffer.
Der Drogenbesitz hätte ihn leicht zehn bis zwanzig Jahre in einem scheußlichen Moskauer Gefängnis kosten können – falls es je zu einer Anklage gekommen wäre. Doch die Waterboer Mines und Slythe standen hoch über den Gesetzen, die für normale Sterbliche galten. Piet Slythe flog nie mit Linienmaschinen. Musste nie an der Gepäckaufgabe warten, geschweige denn beim Zoll. Seine Maschinen rollten in einen privaten Hangar, der Zoll war eine bloße Formsache. In einer Mercedes-Limousine, eskortiert von der Moskauer Miliz, wurde er zum Hotel gefahren und unverzüglich in die Präsidentensuite geführt. Mithin bestand ein äußerst geringes Risiko, wegen Besitzes illegaler Drogen verhaftet zu werden.
Slythe schüttete ein wenig Kokain auf ein dünnes Glasplättchen und schob es mit einem Platinrasiermesser zu zwei dünnen Lines zusammen. Mit einem Röhrchen, ebenfalls aus Platin, sog er die Lines in die Nasenlöcher. Dann legte er den Kopf zurück und zog mit weit aufgerissenen Augen die Nase hoch.
»Darf ich auch?«, fragte eine Frauenstimme mit starkem russischen Akzent. Slythe sah niemanden; die Frau war nur eine körperlose Stimme aus den Schatten.
»Wer ist da?«, rief er mit scharfer Stimme und suchte den Raum mit Blicken ab. Dann sah er die Frau. »Was hast du hier zu suchen? Wie bist du hereingekommen?«
»Mann mit komische Augen hat Tür aufgemacht.« Sie hatte eine leise, angenehme Stimme. »Ich bin Lena. Ich zu Zimmer geschickt von … Freund. Um sicher sein, dass dir gefällt Zimmer.« Langsam kam die Frau ins Licht. Sie war eine atemberaubende Schönheit, sicher nicht älter als zwanzig. Fast noch ein Mädchen. Sie blickte Slythe an und lächelte. Über große braune Rehaugen senkten sich verführerisch lange Wimpern. Das unschuldige Gesicht wurde von hohen Wangenknochen betont, die ihr das Aussehen einer erwachsenen Puppe verliehen. Die vollen Lippen waren in Hot Pink geschminkt und zu einem leichten Schmollmund verzogen.
Nachdem Slythe sich von seinem Schreck erholt hatte,
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