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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Freundschaft.
    Pink rieb sich die Augen. Sie brannten vor Müdigkeit. Er hätte seinen rechten Arm für ein paar Augentropfen gegeben. »Hör mal, Elaine. Ich weiß, Jerry Delpin hat die Bilder von dem Feuer in Mirnyj längst ausgewertet, aber ich muss sie mir unbedingt noch mal anschauen.«
    »Hat Delpin etwa ’ne ruhige Kugel geschoben statt seine Arbeit zu machen?« Elaine machte kein Geheimnis daraus, dass sie Delpin nicht ausstehen konnte.
    »Das will ich ja gerade herausfinden.«
    Bei jedem anderen hätte Elaine sich geärgert, dass sie die gleiche Arbeit noch einmal machen musste. »Dann lassen wir’s eben noch mal durchlaufen.«
    »Du bist ein wahres Gottesgeschenk, Elaine.« Er grinste sie breit an.
    »Einer meiner vielen Vorzüge.« Sie schloss ihre Bürotür ab und ging durch den Flur voran zu einem Raum, in dem rote und grüne Leuchtdioden – digitale numerische Anzeigen und grüne Flüssigkristalldisplays – wie Lichter an einem Weihnachtsbaum blinkten. Die Elektronik in diesem Raum hatte Pink immer schon begeistert. Modernste Videotechnik. Geräte im Wert von mehreren Millionen Dollar in einem Raum zusammengepfercht, der nicht größer war als ein Fahrstuhl. Leise surrten die Ventilatoren, um die gewaltigen Geräte kühl zu halten. Jedes war dem gegenwärtigen Stand der Technik um Jahre voraus und unterlag strengster Geheimhaltung.
    »Wenn wir dieses Zeug doch nur verkaufen könnten«, bemerkte Pink. »Dann könnte Sony einpacken.«
    Auf einer ganz normal aussehenden Tastatur tippte Elaine den Befehl ein. Die Tastatur war mit einem der sieben CIA-internen Supercomputerserver verbunden, die allgemein nur »Die sieben Zwerge« hießen. Ein Roboterarm im staubfreien Nebenraum holte eine codierte Digitalkassette aus dem Wandregal und legte sie lautlos in einen Abspielmechanismus ein. Elaine betätigte die Regler an ihrem Abspielgerät, das so viel Ähnlichkeit mit einem normalen Bandgerät hatte wie ein Cray-Supercomputer mit einem Gameboy. Dann schaltete sie den Monitor ein. Die Auflösung von 50.000 Pixeln ließ den Bildschirm grellweiß aufflimmern. Pink wartete geduldig und betrachtete fasziniert die Geräte. Der einzige Laut im Raum war das leise Summen des Bandgeräts.
    Elaine griff sich in den Mund und zog ihr Kaugummi wie einen langen Faden heraus. Eine Angewohnheit, die die meisten Leute wahnsinnig machte.
    Pink hingegen fand sie amüsant. »Eines Tages wirst du hier noch die ganzen Apparate verkleben.«
    Elaine schnaubte verächtlich. »Dann merken sie vielleicht endlich mal, wie wichtig meine Arbeit ist.«
    »Ich hab nie daran gezweifelt.«
    »Weiß ich doch. Okay. Da ist es.« Sie drückte einen Knopf, schaltete die Halogenlampen an der Decke aus und stellte Helligkeit und Kontrast ein. »Von Anfang an?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Macht mir gar nichts aus. Ich hab den Streifen nie geguckt.«
    »Was soll das heißen? Hast du’s dir nicht mit Delpin zusammen angeschaut?«
    »Nee. Er wollte es alleine sehen.«
    »Komisch. Na, lass mal abspielen.«
    Eine Digitaluhr am unteren Rand des Videobildes zeigte Stunden, Minuten, Sekunden und Zehntelsekunden an. Die Zehntelsekunden liefen mit rasender Schnelligkeit und vermittelten den Eindruck, der Film laufe im Zeitraffer ab, doch das Gegenteil war der Fall. Der Monitor zeigte Bilder im Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums. Deshalb war das Bild nicht nur schwarz, es glühte auch in Farben, die verschiedene Wärmegrade erkennen ließen: Weiß zeigte die wärmsten Stellen, dann kamen Gelbtöne, Orangetöne, Rot-, Grün- und Blauabstufungen, die schließlich in Schwarz übergingen. Im Augenblick sah man wenige weiße, von Grün umgebene Punkte vor einem fast schwarzen Hintergrund.
    Pink drehte sich Elaine zu. »Sind das die Lichter der Kasernen?«
    »Du bist wirklich ein Naturtalent, Tom.«
    »Könntest du das Bild mal einfrieren? Und die Lichter heller machen? Ich muss mir das mal auf der Karte anschauen.«
    Er blätterte in Delpins dünnem Bericht, der inzwischen ziemlich zerknittert war, und fand eine detaillierte Karte des Mirnyj- Komplexes. Nachdem er viele Male zwischen Karte und Videobild hin und her geschaut hatte, wusste er, dass die weißgrünen Flecken tatsächlich Scheinwerfer waren.
    »Danke. Lass es bitte weiterlaufen.«
    Wieder sprang die Digitaluhr an. Zwei amöbenartige dunkelrote Gebilde schwebten über den Bildschirm; an jedem hing ein kleinerer dunkelgrüner Fleck.
    »Was ist das?«, rief Pink aufgeregt.
    »Hat

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