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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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musterte er sie eingehend. Lena trug einen glänzend schwarzen, hautengen Bodysuit, der fast alles zeigte. Sie war eine hoch gewachsene Frau mit fantastischer Figur. Lüstern folgte Slythe der Linie ihrer Beine von den Plateausohlen der Schuhe bis zum kleinen, festen Po. Lena stand auf einem Bein und stemmte das andere gegen die Wand. Um die Taille trug sie ein Goldkettchen, das in verführerischer Weise ihre Hüften betonte.
    Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung streifte sie den Bodysuit ab. Darunter kamen feste Brüste mit aufgerichteten Knospen zum Vorschein. Lena war schlank wie ein Model. Im Bauchnabel trug sie einen Ring mit Brillant. Verspielt biss sie an einem langen, pinkfarbenen Nagel herum. Slythe konnte nicht sehen, ob sie von Natur aus brünett war.
    »Gefällt dir?« Sie drehte sich um, neigte den Kopf nach vorn, warf ihn dann nach hinten und drehte nur den Kopf zu ihm um, während sie anzüglich lächelte. Das lange braune schimmernde Haar ergoss sich über ihren Rücken und hörte erst kurz über dem Po auf, wo ein kleiner russischer kaiserlicher Adler tätowiert war. »Da?«
    »Aber ja. Da.« Er setzte sich aufs Sofa, hielt ihr das Platinröhrchen hin.
    Lena schnupfte bereits seit zwei Jahren Kokain – ein großer Fortschritt seit ihrer Jugend in einer heruntergekommenen Kleinstadt nahe Archangelsk in Nordrussland. Damals hatten sie alle Benzin geschnüffelt.
    Nun sog sie das Kokain tief ein und war erstaunt, wie rein es war. »Otschen charascho.« Sie lächelte verführerisch, griff Slythe in den Schoß, nahm ihm das Handtuch ab und ließ sich vor ihm auf die Knie nieder. Für gewöhnlich waren reiche Geschäftsleute aus dem Westen fette und hässliche Männer. Der hier hätte ein Filmstar sein können. Lena schaute zu ihm auf und lächelte. Wenigstens war es ihr diesmal nicht vollkommen zuwider, ihre bezahlten Dienste zu verrichten.
    Bald schon sollte sie ihre Meinung ändern.
    Unruhig warf sich Lester Churchman unter seinem dicken Federbett hin und her. Nicht nur, dass er verantwortlich war für die Rechtsbeugungen seines Brötchengebers – und das allein war mehr als ein Fulltimejob –, er litt auch jedes Mal aufs Neue unter den Auswirkungen des Jetlags. Nachdem er stundenlang vergeblich versucht hatte einzuschlafen, war es ihm gerade gelungen, als plötzlich der gellende Schrei einer Frau durch den Korridor hallte. Er schlug die Augen auf und seufzte. Drei Uhr in der Frühe. Wenn Slythe seine Spielchen noch lange weiter trieb, würde er gar keinen Schlaf mehr finden.
    Ungefähr um fünf erlangte Lena das Bewusstsein wieder. Ihr ganzer Körper pochte vor Schmerz. Sie drehte sich um und kämpfte gegen den Brechreiz, als sie diesen Teufel in Menschengestalt neben sich im Bett liegen sah.
    Sie erschauderte. Was er mit ihr gemacht hatte! Solkin sin.
    Lena war schon lange Prostituierte; sie hatte mit vierzehn begonnen. Doch niemals hatte sie so etwas erlebt oder auch nur geglaubt, dass solche Dinge möglich wären. Sie hing über der Toilettenschüssel und würgte; dann untersuchte sie vor dem großen Spiegel ihre Wunden. Der schlimmste Schmerz war bald vorbei, das wusste sie aus Erfahrung. Und ihr Zuhälter kannte einen fähigen Arzt, der sich stets um das Wohl der Sexsklavinnen kümmerte. Was ihr Sorgen bereitete, waren die großen Blutergüsse und die roten Striemen auf Beinen und Gesicht. Die langen blutigen Kratzer, die sich über ihren ganzen Rücken hinzogen, konnte sie verstecken, nicht aber die blauen Flecken auf Gesicht und Unterarmen.
    Wie lange es wohl dauert, bis sie verblassen?, überlegte Lena, während sie vorsichtig ihre schmerzenden Gliedmaßen massierte. So wie sie jetzt aussah, würde keiner ihrer Kunden mehr zahlen, auf jeden Fall nicht die reichen Männer der mafija, die Lena stets in einem Moskauer Nobelrestaurant zu treffen pflegte, dem Zarskoje Ochota.
    Als Lena die Fassung wiedergewonnen hatte, versuchte sie die verräterischen Spuren mit Make-up zu verdecken. Sie fürchtete die Miliz in der Hotelhalle. Eine dicke Schicht Make-up reichte für eine schnelle Flucht aus dem Hotel. Am liebsten wäre sie sofort aus dem Zimmer gerannt, aber sie hatte ihren Auftrag noch nicht ganz beendet. Gestern Abend schon hatte sie ihm die Botschaft mitteilen wollen, doch er hatte sie nicht sprechen lassen. Nur schreien … Lena starrte an die Decke, tastete in ihrer Handtasche nach Zigaretten und Streichhölzern. Noch immer benommen, suchte sie nach einer Lösung des Problems, während

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