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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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beseitigen. Am liebsten wäre ich stehen geblieben und hätte mich dir in die Arme geworfen. Aber dann bin ich doch wieder nach oben gelaufen und habe gewartet, bis du weg warst. Dann habe ich den armen, dummen Kerl auf seinem Sofa gesehen. Du hattest ganze Arbeit geleistet.«
    Angesichts dieser ungeheuerlichen Anschuldigungen blieb Mantinger weiterhin erstaunlich ruhig. Anstatt sein Gegenüber wütend zu beschimpfen oder aufzustehen und zu gehen, sagte er leise: »Du hast ihn also da liegen sehen? Und wie hast du das angestellt? Hast du seine Tür eingetreten? Oder war ich so nachlässig, sie offen stehen zu lassen?«
    »Quatsch. Ich habe einen Schlüssel. Er sagte damals, wenn mal irgendwas ist … ich denke, im Unterschied zu mir hat er sich von unserer Affäre mehr versprochen und hatte immer noch Hoffnung. Er war schrecklich einsam.«
    Mantinger nickte anerkennend. »Das klingt überzeugend. Es passt zu ihm. Angenommen, dein Phantasieroman entspricht tatsächlich der Realität, was willst du dann von mir?«
    Sie streichelte ihm über den Arm. »Klaus, du bist begriffsstutzig. Ich will dich! Du hast doch bestimmt ein stattliches Vermögen angehäuft. Damit könnten wir Bozen den Rücken kehren und ein neues Leben beginnen. Außerdem habe ich selbst einiges gespart.«
    Mit keinem Wort ging Mantinger darauf ein. »Du hast dem Commissario vorhin erzählt, dass du Gemini gesehen hast statt mich? Du hast ihn angelogen? Jetzt verstehe ich, was dieser Zeuge heute in der Questura wollte! Er hat dich bei Mancini gesehen.«
    »Gut kombiniert. Also musste ich reden. Gottlob habe ich schnell genug geschaltet. Was hältst du davon, wenn wir uns am Wochenende bei mir treffen, um gemeinsam zu überlegen, wie es weitergeht? Du musst dir keine Gedanken machen. Wenn es nichts mit uns wird, bleibe ich trotzdem bei meiner Aussage. Was habe ich mit Gemini zu schaffen? Ich will dich nicht erpressen, Klaus, ich liebe dich!«
    Als Sabrina Parlotti in sein Büro gekommen war, hatte Mantinger mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser Geschichte. »Sabrina, das Ganze ist ein Witz. Ich habe weder mit dem Betrug noch mit den Morden irgendetwas zu tun, ich wusste nur von Anfang an, dass Gemini dahintersteckt. Es ist wirklich deprimierend, dass du mir solche Gräueltaten zutraust. Wie kommst du überhaupt auf diese abstruse Idee? Mich kannst du jedenfalls nicht bei Mancini gesehen haben, ich war noch nie bei ihm zu Hause. Deine Phantasie finde ich trotzdem süß. Und da ich dich wirklich gerne habe«, er lächelte sie sanft an und legte jetzt seine Hand auf ihren Arm, »vergesse ich ganz einfach, was du da behauptet hast und komme gerne zu dir. Wann hast du Zeit?«
    »Kannst du morgen? Gegen sieben? Ich sorge für ein paar kulinarische Highlights. Du kannst gerne den Wein mitbringen, damit kennst du dich besser aus als ich.«
    »Ich werde pünktlich sein.«
    ***
     
    Auf dem Weg zur Questura wirbelten die Gedanken durch ihren Kopf. Warum machte sie bei diesem Irrsinn mit? Sie zweifelte nicht daran, dass Klaus unschuldig war, sonst wäre er doch viel wütender geworden. Stattdessen war er auf sie eingegangen, machte ihr nicht einmal Vorwürfe wegen dieser ungeheuerlichen Anschuldigungen. Nur einmal hatte er kühl gewirkt, allzu verständlich nach dem, was er sich hatte anhören müssen. Gut, er hatte Gemini belastet, aber doch bloß, weil der vermutlich umgekehrt versucht hatte, ihm den schwarzen Peter zuzuschieben. Sie konnte kaum davon ausgehen, dass die Polizei ihr alles erzählt hatte.
    In der Pizzeria hatte sie eigentlich nur vorgehabt, Bellinis Plan umzusetzen, obwohl er ihr von Anfang an verrückt schien, weil sie niemals an Klaus’ Unschuld gezweifelt hatte. Das hatte sie dem Commissario auch erklärt, aber der sagte, Geminis Schuld sei noch nicht zweifelsfrei erwiesen, und sie müssten deshalb weiterhin in alle Richtungen ermitteln. Sie hatte versucht, ihn davon zu überzeugen, dass Klaus Mantinger unschuldig sein musste. Wenn überhaupt jemandem außer Gemini solche Verbrechen zuzutrauen seien, dann Franz Junghans. Er sei ein unerträglicher Narziss, der charakterlich absolut nichts tauge.
    Sie hatte Junghans noch nie gemocht. Diese abstoßende Selbstverliebtheit, diese Kaltschnäuzigkeit, die er auch jetzt wieder an den Tag legte, indem er versuchte, die Gunst der Stunde zu nutzen, um sich in den Vordergrund zu drängen. Aber vielleicht hatte Junghans die Voraussetzungen für seinen Aufstieg selbst geschaffen? Und dabei ging es

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