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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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Mancini war und Gemini dort gesehen habe. Ich habe keine Ahnung, woher dieser Bellini das weiß, ich meine, dass ich dort war.«
    Mantinger schien sichtlich überrascht. »Du warst bei Mancini? Soll das ein Scherz sein? Was hast du denn von dem gewollt?«
    Wieder zögerte sie verlegen. »Darüber würde ich gerne mit dir sprechen, bevor ich in die Questura gehe. Hast du Lust, nachher mit mir zu Mittag zu essen? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    Mantinger sah sie mit einem undefinierbaren Blick an. »Gerne, ich bin gespannt, was für Geschichten du mir erzählen willst. Sagen wir um halb eins, im La Torcia? Wir können zu Fuß hingehen.«
    ***
     
    Vincenzo lief unruhig in seinem Büro auf und ab. Hatten sie da soeben eine Lawine losgetreten, oder würde am Ende gar nichts passieren? Es war eine Gleichung mit mehreren Unbekannten und einem völlig offenen Ergebnis. Immerhin sorgten der neue Zeuge und Parlottis späte Aussage für zusätzlichen Wirbel. Normalerweise würde sie nicht straffrei ausgehen, wenn sie tatsächlich eine bedeutende Information so lange zurückgehalten hätte. Das galt erst recht für Mantinger. Beihilfe zum Mord war ein schwerwiegendes Vergehen.
    Er hatte die drei Männer auf der Rückfahrt genau beobachtet. Vor allem Junghans war ihm aufgefallen. Er hatte so ein merkwürdiges, selbstzufriedenes Grinsen aufgesetzt, das Vincenzo schlecht einordnen konnte. Lagen sie am Ende falsch? War es wirklich Gemini? Oder weder Gemini noch Mantinger? Hatte Gemini den Betrug inszeniert, aber Junghans die Morde begangen? Dann hätte der unwissende Mantinger Gemini zu Unrecht belastet, um sich selbst zu entlasten. Klaus Mantinger wäre dann nichts weiter als ein Mitläufer. Fragen über Fragen, die nicht dazu beitrugen, Vincenzos Gemütszustand aufzuhellen.
    Aber nun war die Sache nicht mehr aufzuhalten, er konnte nichts anderes tun als zu warten. Und das machte ihn noch nervöser. Er rief Marzoli an: »Was halten Sie davon, Ispettore, wenn wir zu meinen Eltern in die Trattoria gehen, um uns ein wenig abzulenken? Dieses Warten macht mich ganz verrückt.«
    »Gute Idee, mir geht es nämlich nicht anders. Mit jeder Minute, die verstreicht, kriege ich größere Zweifel, ob wir das Richtige tun.«
    »Quälen Sie sich nicht mit solchen Gedanken, Marzoli. Bald ist es vorbei. Ich hole Sie jetzt ab, ich habe Hunger.«
    Vincenzos Eltern freuten sich, ihren Sohn zu sehen und diesen netten Kollegen, der sich begeistert über Antonias Pastavariationen hermachte und das letzte Stück Weißbrot nutzte, um jeden Tropfen ihrer Salbei-Tomatensoße von seinem Teller aufzusaugen. Trotz der köstlichen Pasta prüfte Vincenzo in kurzen Abständen sein griffbereites Handy. Immer noch keine SMS.
    ***
     
    In einer anderen Pizzeria saßen sich eine Frau und ein Mann gegenüber. Für einen Außenstehenden wirkten sie vertraut, wie ein Paar. »Ich muss dir was gestehen, Klaus«, sagte Sabrina Parlotti verlegen lächelnd.
    »Da bin ich aber gespannt. Aber so schlimm kann es wohl nicht sein, du bist schließlich nicht meine Frau.«
    »Leider nicht«, kicherte Parlotti, während der Cameriere die Pizza servierte.
    »Du bist irgendwie seltsam heute, Sabrina, so kenne ich dich gar nicht. Was willst du mir denn gestehen?«
    »Ich habe den Mancini gekannt.«
    »Na und? Haben wir doch alle.«
    »Du verstehst mich nicht. Ich meine, richtig gut gekannt.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Mensch, Klaus, sei nicht so begriffsstutzig! Wir hatten eine Affäre.«
    Mantinger sah Parlotti entgeistert an. »Wie bitte? Du hattest ein Verhältnis mit ihm? Mit diesem unförmigen, schmierigen Typen? Das hätte ich dir nicht zugetraut, Sabrina.«
    Sie seufzte. »Es hat sich so ergeben, nach einem Kongress, letztes Jahr. Kannst du dich erinnern? Wir waren zusammen mit der Wirtschaftsförderung in Verona, als die neuen Förderprogramme vorgestellt wurden. Da ist es dann passiert. Bloß ein One-Night-Stand, mehr nicht, alkoholbedingt, ich vertrage nicht viel. Wir sind danach trotzdem Freunde geblieben. Er war eigentlich ein feiner Kerl. Wahrscheinlich wollte ihn seine Frau meinetwegen verlassen, seinen Fehltritt hat sie ihm nämlich sofort angemerkt. Ich hatte Mitleid mit ihm.«
    »Sabrina, das ist echt eine verrückte Story. Aber was habe ich damit zu tun?«
    Wie zuvor schon in Mantingers Büro rutschte sie verlegen auf ihrem Stuhl herum und schwieg einen Moment. Endlich hob sie den Blick und sah Mantinger direkt in die Augen. »Also gut. In der

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