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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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    Tod auf dem Arthur-Hartdegen-Weg
    Pustertal – Am Freitag ist auf dem Arthur-Hartdegen-Weg auf Höhe der Ursprungalm der 58-jährige Arthur Achatz aus Deutschland aus noch nicht abschließend geklärter Ursache verstorben. Er war mit einer Gruppe von Mitarbeitern der Firma SSP aus Bozen unterwegs, als er kurz hinter der Ursprungalm über starke Schmerzen in der Brust klagte. Ein Mitarbeiter verständigte daraufhin die Bergrettung, die mit einem Arzt und zwei Rettungsassistenten aus der Klinik Bruneck im Hubschrauber zum Unglücksort flog. Als die Rettungskräfte dort eintrafen, konnten sie bei Achatz keinen Herzschlag mehr feststellen. Sie leiteten eine sofortige Reanimation ein, die sie auf dem Flug nach Bruneck fortsetzten. Vergeblich. Der behandelnde Arzt, Dr. Tadini, spricht von einem tragischen Fall. Er gab vor der Presse folgende Stellungnahme ab: »Es war offensichtlich, dass Signor Achatz einen Herzinfarkt hatte. Wir werden zwar noch einige Untersuchungen vornehmen, aber ich denke, dass es bei der Diagnose bleiben wird. Der Mann hatte vermutlich großes Pech.« Wenn sich Dr. Tadinis Diagnose bestätigt, wäre dies der dritte Herzinfarkt auf dem Arthur-Hartdegen-Weg in diesem Jahr, jedoch der erste mit Todesfolge. Sollten sich in diesem Fall neue Anhaltspunkte ergeben, werden wir unsere Leser informieren.Fabiano Fasciani
     
    Nachdenklich schüttelte Vincenzo den Kopf. Es hatte den armen Teufel also tatsächlich erwischt. Vermutlich hatte er sich übernommen. Ob er selbst es nicht mitunter übertrieb? Vincenzo machte regelmäßig Sport. Aber wo verlief die Grenze zwischen gesundheitsfördernd und schädlich? Während einer Infektion konnte gerade bei Leistungssportlern starke körperliche Anstrengung zu einem plötzlichen Herztod führen. Deshalb hatte er letzte Woche überlegt, die Tour mit Hans Valentin abzusagen, obwohl seine Halsschmerzen längst abgeklungen waren. Oder wenn er an seine Bergrunde dachte, die er in den Sommermonaten mindestens zweimal pro Woche lief. Sie führte ihn von seiner Wohnung aus nach Westen zur Sarner Skihütte, dann entlang des Almbaches zum Auener Joch mit seinem atemberaubenden Panoramablick, weiter nach Südosten zu den Putzwiesen und schließlich über das Putzenkreuz zurück nach Hause. Mehr als tausend Höhenmeter, über zehn Kilometer. Die wenigsten Menschen in seinem Alter würden das durchhalten. Ob er damit seine Gesundheit aufs Spiel setzte? Er wollte auf keinen Fall so enden wie dieser Pechvogel aus Deutschland. Vincenzo legte die Zeitung beiseite, ohne zu ahnen, dass ihm der Name Arthur Achatz bald wieder begegnen würde.
    ***
     
    Wie glatt es gelaufen war, wie perfekt. Er konnte nicht umhin, sich zu bewundern. Manchmal gab es in extremen Situationen, in denen die meisten Menschen einknickten, eben Dinge, die einfach getan werden mussten.
    Und er tat sie. Das war eine der vielen Eigenschaften, die er seinen Mitmenschen voraushatte. Es war nicht einfach gewesen, die richtige Gelegenheit abzupassen. Aber es hatte funktioniert, niemand hatte auch nur den Hauch eines Zweifels. Jetzt konnte er sich überlegen, welches Boot er als Nächstes kaufen würde. Nur eines war noch zu tun: Der Wicht musste beruhigt werden. Er rief ihn von seinem Zweithandy mit Prepaidkarte an: »Hast du die Fördergeldanträge für Rödderlink vorbereitet?«
    »Achatz ist tot!«
    »Was du nicht sagst. Was hat das mit den Anträgen zu tun?«
    »Bist du verrückt? Du kannst doch wegen unserer Sache keinen Menschen umbringen. Da mache ich nicht mehr mit, nicht wahr! Ich steige aus!«
    Es war zum Heulen. Er konnte Schwächlinge nicht ertragen, sie widerten ihn an. Wer Skrupel hatte, sollte von solchen Geschäften die Finger lassen. Bei seinem nächsten Bootsausflug würde er sich überlegen, inwieweit die Küchenschabe ersetzbar war. »Wer sagt, dass ich jemanden umgebracht habe? Bist du durchgeknallt?«
    »Das kann doch kein Zufall sein, dass es den armen Kerl ausgerechnet jetzt erwischt hat, nicht wahr.«
    »Armer Kerl, wenn ich das schon höre! Ein erbsenzählender Bürokrat war das. Aber Herzinfarkt ist Herzinfarkt. Schließlich war das nicht sein erster.«
    »Und du hast wirklich nichts damit zu tun?«
    »Ich bringe doch niemanden um, du Idiot! Ich versuche lediglich, Geld zu verdienen, indem ich cleverer bin als andere. Beantworte gefälligst meine Frage, ich habe nicht ewig Zeit. Sind die Anträge vorbereitet?«
    »Ja, das habe ich am Wochenende erledigt. Sobald der Geschäftsplan

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