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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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ernsthaft verliebt hatte.
    Vielleicht bot sich an diesem Wochenende die Gelegenheit, noch einmal mit Gianna über ein baldiges Zusammenleben zu sprechen?
    ***
     
    Bei der SSP herrschte auch am Freitagnachmittag noch rege Betriebsamkeit. Der hektische Arbeitsalltag hatte die Gedanken an Arthur Achatz schnell verblassen lassen, kaum verwunderlich, da keiner der Kollegen persönlich eng mit ihm verbunden war. Achatz war bald kein Gesprächsthema mehr. Lediglich Ernesto Panzini saß gedankenversunken an seinem Schreibtisch und rieb sich die hohe Stirn. Schon die ganze Woche beschäftigte ihn die Frage, wie Achatz so plötzlich sterben konnte, so ganz ohne jede Vorwarnung.
    Soweit Panzini es beurteilen konnte, hatte Achatz gesund gelebt und keinerlei Beschwerden gehabt. Sein Herzinfarkt lag schon viele Jahre zurück, mit jeder gemeinsamen Tour war er ausdauernder geworden, und beim Anstieg hatte er auch am letzten Samstag gut mitgehalten. Er selbst lebte ungesünder und war weniger fit, trotzdem hatte er noch nie Herzprobleme gehabt. Na gut, er selbst war ein paar Jahre jünger, aber er fand das merkwürdig. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr beschlichen ihn Zweifel. Vielleicht hatte doch jemand seine Finger im Spiel? Das war eigentlich unvorstellbar, wer sollte so etwas tun? Vor allem, warum und wie? Panzini hatte seine Gedanken bisher für sich behalten, er wollte sich bei den anderen nicht lächerlich machen. Ob wohl eine nähere Untersuchung oder gar eine Obduktion angeordnet wurde? Eher nicht, Herzinfarkte waren im Hochgebirge keine Seltenheit. Aber was sollte er mit diesen Überlegungen anfangen? Zur Polizei gehen? Die würden ihn auslachen. Aber dieses blöde Gefühl, diese Ungewissheit … Irgendetwas musste er unternehmen.
    Einer Intuition folgend griff Panzini zum Telefon. » Pronto! Praxis Laurenzi, was können wir für Sie tun?«
    »Ernesto Panzini, kann ich bitte mit Dottore Laurenzi sprechen? Es ist dringend.«
    »Einen Moment, bitte.«
    » Pronto! Ernesto, schön, dass du dich mal wieder meldest, aber hier in der Praxis ist es ungünstig.«
    »Ich weiß, deshalb komme ich sofort auf den Punkt. Du hast von dem Todesfall auf dem Arthur-Hartdegen-Weg gehört?«
    »Ja, Arthur Achatz, warum? War das etwa euer Partner, von dem du mir so viel erzählt hast? Warst du dabei?«
    »Ja, war er, und ich war dabei. Genau das ist mein Problem.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ehrlich gesagt, Daniele, mir kommt dieser Herzinfarkt merkwürdig vor.« Panzini schilderte Laurenzi, warum er nicht recht an einen simplen Unglücksfall glauben mochte.
    »Das finde ich nachvollziehbar, Ernesto, aber wie kann ich dir dabei helfen? Das Wartezimmer ist voll.«
    »Ich will dich wirklich nicht lange aufhalten. Mir geht es darum, ob es Medikamente oder Substanzen gibt, die zu einem Herzinfarkt führen, und ob und wie lange man diese nachweisen kann.«
    »Mein Gott, Ernesto, ich glaube, deine Phantasie geht mit dir durch …«
    Panzini unterbrach ihn sofort. »Gibt es solche Substanzen oder nicht?«
    »Freilich, aber …«
    »Bitte, Daniele, erzähl es mir einfach! Ich will das nicht auf sich beruhen lassen. Ich mochte Arthur Achatz.«
    »Okay, ich treffe heute Abend ein paar Kollegen. Danach fahre ich in meine Hütte auf dem Penegal. Willst du mich dort besuchen?«
    »Gerne, wann?«
    »Ich denke, ich bin zwischen zehn und halb elf oben. Komm gegen elf.« Panzini legte auf. Er freute sich, den alten Freund wiederzusehen und seine Meinung zu hören, auch wenn er nicht wusste, was er mit der Information anfangen würde. Er beschloss, Feierabend zu machen und nach Hause zu fahren. Er war innerlich zu aufgewühlt, um noch zu arbeiten.
    Auf dem Weg durch den Flur lief ihm ein aufgeregter Fabio Franco über den Weg. »Ernesto, ist dir mein Autoschlüssel irgendwo begegnet? Ich kann ihn nirgends finden.«
    »Nein, keine Ahnung, hast du schon überall nachgesehen?«
    »Sicher, ich habe auch die anderen gefragt. Vergeblich.«
    »Hast du den Schlüssel nicht immer in deiner Schublade?«
    »Doch, aber da ist er nicht. Wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen?«
    »Glaub mir, der taucht von selbst wieder auf. Ich gehe auch gerade und kann dich mitnehmen.«
    »Danke, Ernesto, das Angebot nehme ich an. Ich brauche den Wagen am Wochenende sowieso nicht.«
    ***
     
    Am späten Nachmittag erreichte Vincenzos Zug Mailand. Gianna stand nicht, wie verabredet, am Bahnsteig und war auch sonst nirgends zu entdecken. Vincenzo stellte sich an

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