Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
Vom Netzwerk:
sich nicht wie in der realen Polizeiwelt, sondern wie in einem klischeehaften Kriminalroman vorkam. Er war gespannt, wie Gemini auf diese Neuigkeiten reagieren würde.
    Vor dem Verhörraum schilderte Marzoli ihm gestenreich, wie schockiert der ansonsten stets beherrschte Gemini auf die Todesnachricht und den Abschiedsbrief reagiert hatte. Mehrfach hatte er seine Unschuld beteuert.
    Als Vincenzo das Verhör fortsetzte, verlieh er seiner Stimme so viel Nachdruck wie möglich. »Signore, machen wir es kurz. Sie sind in Vaduz identifiziert worden.« Er vermied es, darauf hinzuweisen, dass sich Lamberger unsicher war. Er musste Gemini unter Druck setzen. Nur so würde er vielleicht einknicken. »Und zwar als der Mann, der als Vertreter der SSP zusammen mit Mancini die IFS gegründet hat. Sie besitzen uneingeschränkte Kontovollmacht. Sie müssen begreifen, dass es vorbei ist. Reden Sie endlich!«
    Salvatore Gemini schüttelte den Kopf und sah Vincenzo direkt in die Augen. Er hatte sich gefangen, sprach wieder langsam und deutlich. »Commissario, ich war noch nie in Liechtenstein. Und ich höre zum ersten Mal, dass meine Firma Vollmacht über die Konten der IFS haben soll. Ich habe damit schlichtweg nichts zu tun.«
    Vincenzo konnte nicht hinter diese Maske blicken, die Gemini wie schon bei jeder Befragung zuvor aufgesetzt hatte. Sagte er die Wahrheit? Oder war er tatsächlich in der Lage, sogar unter dieser erdrückenden Beweislast vollkommen ungerührt zu bleiben? Hatte er Vincenzos Bluff vielleicht sogar durchschaut und war deshalb so schnell wieder ruhig geworden? Wie auch immer die Antwort lautete, Vincenzo konnte nicht mehr von dem eingeschlagenen Pfad abweichen.
    »Und wie wollen Sie erklären, dass gleich zwei Beteiligte Sie identifiziert haben?«
    Gemini lächelte spöttisch. »Ich bin kaum derjenige, dem Sie diese Fragen stellen sollten, denn ich habe logischerweise keine Antwort darauf. Vielleicht handelt es sich um eine Verschwörung?«
    Vincenzo schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Hören Sie doch auf, Verschwörung! Was hätte ein Selbstmörder davon, posthum einen Unbeteiligten zu diffamieren?«
    Das Verhör zog sich bis in den späten Nachmittag hinein. Die Hoffnung, Gemini könnte irgendwann einbrechen, sank mit jeder weiteren Frage. Gemini blieb seiner Linie strikt treu und zeigte nicht einmal Ermüdungserscheinungen. Auf einen Anwalt verzichtete er, weil »es nichts zu verteidigen gibt«.
    Nachdem sie ihn in eine Zelle hatten bringen lassen, befassten sich Vincenzo und Marzoli erneut mit ihren Pinnwänden, die nunmehr von dem Namen Gemini dominiert wurden. Ergebnislos.
    »Wir machen Schluss für heute, Marzoli. Ich komme morgen später. Ich muss mal in mich gehen, die Ereignisse Revue passieren lassen. Es gibt ein paar Dinge, die mir schon die ganze Zeit im Kopf umherspuken. Nehmen Sie derweil Gemini wieder in die Mangel, vielleicht gibt er doch irgendwann auf. Fragen Sie ihn nach seinem Alibi für Mancinis Tod! Wo ist er Sonntagnacht gewesen? Lassen Sie durchblicken, dass wir von einem Mord ausgehen, Sie dürfen ruhig ein wenig übertreiben. Er weiß ja nicht, dass wir noch keinen Obduktionsbefund haben.«
    Vincenzo hatte keinesfalls vor, in sich zu gehen. Er wollte ein Alibi überprüfen, eines, das er längst überprüft hatte, aber vielleicht nicht gründlich genug.
    ***
     
    »Verschwinde endlich, Süße! Ich habe noch eine Menge zu erledigen.«
    »Bitte schick mich nicht weg, Franz. Lass uns noch ein bisschen schmusen und quatschen.«
    »Schätzchen, merk dir eins, ich bin kein Typ zum Schmusen, und zum Quatschen habe ich keine Zeit. Ich habe zu tun, verstehst du das?« Junghans komplimentierte seinen One-Night-Stand mit einem Klaps auf den Hintern in Richtung Tür. »Ich rufe dich an, Süße, okay?«
    »Ich liebe dich, Franz, ich würde alles für dich tun.«
    »Das weiß ich, Schätzchen, aber im Moment ist es ungünstig, ich muss noch ein paar ganz wichtige Präsentationen überarbeiten. Ciao .«
    Genervt schloss er die Tür. Das war das Schlimme an den Weibern. Erst gaukelten sie einem vor, auch nur das Eine zu wollen, und plötzlich war man ihre große Liebe. Kerle wie er, richtige Männer, hassten Schmusen wie die Pest. Er wollte lediglich Spaß, sonst nichts. Sie dachten, wenn sie es ihm gut und oft genug besorgten, würde er weich werden. Da täuschten sie sich gewaltig! Für ihn waren Frauen zur Lustbefriedigung da, mehr nicht. Umgekehrt durften sie das gerne genauso sehen. Das

Weitere Kostenlose Bücher