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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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gewissen Unterwürfigkeit etwas erreichen konnte.
    »Inzwischen sind es drei Todesfälle, Signor Lamberger. Ehrlich gesagt, haben wir jetzt ziemlichen Druck.« Vincenzo erläuterte die Hintergründe seines Anliegens und betonte Lambergers große Bedeutung für ihre Ermittlungen.
    »Commissario, das dürfte für eine Offenlegung der Konten reichen. Wenn Sie die Konteneinsicht heute beantragen, können Sie in spätestens zwei Wochen die Kontoauszüge sehen. Ich werde mich persönlich darum bemühen, dass es vielleicht noch etwas schneller geht.«
    Vincenzo war überzeugt, dass sich Liechtenstein irgendwann dem Druck von EU und OECD würde beugen müssen. Doch im Moment nützte ihm das nichts, er musste weiterhin die ungeliebte Rolle des Bittstellers spielen. »Das wäre zu großzügig von Ihnen, Signore, das ist nicht selbstverständlich, ich weiß das sehr zu schätzen. Sehen Sie vielleicht auch eine Chance, sich ein paar Fotos anzusehen, die ich Ihnen zumaile? Es geht nur darum, festzustellen, wer von unseren Opfern oder Verdächtigen wann bei Ihnen gewesen sein könnte.«
    Tatsächlich war es gerade diese bittstellerische Art, die bei Ignaz Lamberger bestens ankam und ihn gesprächsbereiter machte. »Gerne, Commissario, angesichts Ihrer Schilderungen werde ich mit Ihnen in dem nach unseren Statuten zulässigen Umfang kooperieren. Es geht schließlich bloß um ein paar Bilder. Schicken Sie diese bitte an meine E-Mail-Adresse, ich sehe sie mir gleich an und rufe Sie zurück.«
    Mit etlichen »Danke schön«, »sehr zu schätzen«, »nicht selbstverständlich« beendete Vincenzo das Gespräch. Durch dieses Telefonat hatte sich in ihm die nötige Aggressivität angestaut, um sich Gemini im Anschluss so richtig vorzunehmen.
    Um ganz sicherzugehen, schickte Vincenzo Lamberger sieben Bilder. Unter die Fotos schrieb er bewusst keine Namen, sondern nur Nummern. Nach weniger als fünf Minuten klingelte das Telefon. Vincenzos Schmeicheltaktik zeigte Erfolg.
    »Hallo, Commissario, ich bin es wieder, Ignaz Lamberger.« Dass sich Lamberger mit »Hallo« und vollem Namen meldete, wertete Vincenzo als gutes Zeichen. »Also, ich habe mir alle Fotos gründlich angesehen. Einen davon erkenne ich auf Anhieb wieder, die Nummer zwei. Dieser Mann hat sich seinerzeit als Carlos Mancini ausgewiesen, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung in Bozen. Er hat die IFS gegründet.«
    Damit hatte Vincenzo gerechnet. »So, wie Sie es formulieren, Signor Lamberger, war aber nicht nur Nummer zwei bei Ihnen, oder?«
    »Sie sagen es, Commissario. Mancini hatte noch jemanden bei sich, der sich als Bevollmächtigter der SSP ausgab. Mancini wollte die SSP im Gesellschaftsvertrag als Kontobevollmächtigte eingetragen haben, weil sie näher am Kunden dran sei. Mir war das egal. Leider kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob es jemand von den anderen war. Mit Sicherheit nicht die Nummer sieben, eine Frau war das nicht.«
    War es tatsächlich möglich, dass Lamberger den zweiten Mann nicht wiedererkannte? Hatten sie sich dermaßen getäuscht? War der Täter doch nicht bei der SSP zu finden? »Hat er Ihnen denn keinen Namen genannt oder sich ausgewiesen? Und warum erkennen Sie ihn nicht auf den Fotos? War es jemand anderes?«
    »Er stellte sich als Salvatore Gemini vor, mit diesem Namen hat er auch die Vollmacht unterschrieben. Einen Ausweis musste er nicht vorlegen, weil der Herr Mancini ihn ja kannte. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Er trug eine Augenklappe und einen Verband um den Kopf. Außerdem hatte er zahlreiche blaue Flecken. Von einem Autounfall.« Wieder einmal zeigte sich, wie gerissen der Täter war. Wie in Köln blieb er ein Phantom, sogar an blaue Flecken hatte er gedacht. Kein Wunder, dass Lamberger ihn nicht identifizieren konnte.
    »Bitte, Signor Lamberger, sehen Sie sich Nummer eins noch mal ganz genau an, vergrößern Sie es, lassen Sie sich ruhig Zeit. Könnten Sie den mit Sicherheit ausschließen?«
    Fast eine Minute lang herrschte Stille in der Leitung. »Auf keinen Fall, er könnte es sein. Ich sehe mir die gerade alle noch mal an. Die Nummer sechs war es auch nicht. Die anderen könnten es theoretisch alle gewesen sein.« Mit weiteren Dankesbekundungen verabschiedete sich Vincenzo. Er erhielt die Zusage, schon in der kommenden Woche die Konten einsehen zu können.
    Die Art und Weise, wie der Täter vorgegangen war, bei den Morden, in den Verhören, als Unfallopfer in Vaduz, war dermaßen cool und durchdacht, dass Vincenzo

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