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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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großen Stil vermutete. Er wurde ermordet, sagen Sie?«
    »Am 20. Juni, er wurde vergiftet.«
    »Mein Gott, was für eine traurige Geschichte. Sie vermuten einen Zusammenhang mit meinen Recherchen?«
    »Leider. Deshalb wüsste ich gerne, was Sie herausgefunden haben und ob Sie sich in Bozen als Finanzinspekteur ausgegeben haben.«
    Langsam formten sich die Konturen eines Bildes. »Dieses Rollenspiel war fester Bestandteil meiner Ermittlungen. Mir wurde schnell klar, dass Achatz kein Spinner war. Es geht um Millionenbeträge. Ich habe mich schon gewundert, dass er noch nicht auf meine letzte Nachricht reagiert hat.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Ich habe ihm die bisherigen Ergebnisse meiner Arbeit als Paket in sein Schließfach gelegt. Darüber ist er per E-Mail benachrichtigt worden. Ich habe darauf gewartet, dass er das Material sichtet und mir sagt, ob wir weitermachen sollen.«
    Damit war klar, wozu der Schlüssel gehörte, den Vincenzo in Achatz’ Geldbörse gefunden hatte. »Signor Farmer, haben Sie den Fall geklärt? Wissen Sie, wem Arthur Achatz zum Opfer gefallen sein könnte?«
    »Ich habe noch keine Beweise, die sich vor Gericht verwerten ließen, aber einen konkreten Verdacht, der unter anderem auf einer mehrtägigen Überwachung basiert.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile, und Vincenzo stellte zufrieden fest, dass seine Hypothese stichhaltig war. »Signor Farmer, ich fahre übers Wochenende nach Nürnberg. Wäre es möglich, dass ich mir die Sachen bei Ihnen abhole? Ich komme quasi bei Ihnen vorbei.«
    Angesichts der dramatischen Entwicklungen war ein Treffen am Sonntag für Farmer kein Problem. Sie verabredeten sich auf einem Rastplatz.
    Am Montag würde es spannend werden, wenn die Ermittlungsergebnisse von Farmer und Achatz vorlagen und ihnen mit Lambergers Hilfe ein Zugang zu den IFS-Konten freigeschaltet wurde. Vermutlich bekamen sie dann auch den Bericht von Mancinis Obduktion. Vincenzo war sich jetzt sicher, dass das Ergebnis nicht Selbstmord lauten würde. Er beschloss, nach Hause zu fahren und seine Sachen für das Wochenende zu packen.
    Während Vincenzo ins Sarntal abbog, saß Gemini sinnierend in seiner Zelle. Sie hatten ihn verhaftet, weil er drei Morde begangen haben sollte. Was für eine absurde Vorstellung – er, ein Massenmörder. Und all das, um zu vertuschen, dass er den Staat seit Jahren um Millionen von Euro erleichterte? Wie waren sie überhaupt auf ihn gekommen? Nur durch diesen ominösen Abschiedsbrief, oder weil sein Name in Vaduz aufgetaucht war? Unmöglich, denn er sollte Mancini ebenfalls umgebracht haben. In dem Fall hätte er logischerweise auch den Abschiedsbrief geschrieben. Dann aber hätte er darin jeden beschuldigt, nur nicht sich selbst. Also blufften sie und Mancini hatte sich doch umgebracht. Dann stellte sich die Frage, warum der Mann ihn des Mordes bezichtigte. Oder er war tatsächlich ermordet worden. Dann waren sie scheinbar zu dumm, die Zusammenhänge so zu durchblicken wie er. Glaubten sie allen Ernstes, jemand wäre so dämlich, sich in Vaduz mit richtigem Namen vorzustellen, wenn er einen Riesenbetrug abziehen wollte? Die ganze Sache war abstrus. Ganz offensichtlich hatte ihm jemand eine perfide Falle gestellt. Aber wer? Und warum?

25
     
    Freitag, 24. Juli
     
    Vincenzo war gespannt, was dieser zwielichtige Sensationsreporter aus den offiziellen Verlautbarungen der Polizei gemacht hatte. In der Questura angekommen, ließ er sich von Paolo die »Dolomiten« geben und verschwand damit in seinem Büro. Er war neugierig, ob seine Hypothese sich weiterhin bewahrheitete. Ja, da war sie, die erwartete Sensationsschlagzeile:
    Hat das Monster von Bozen erneut zugeschlagen?
    Bozen – Bereits am Mittwoch wurde der 56-jährige Carlos Mancini tot in seiner Wohnung aufgefunden. Mancini war Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und in zahlreichen Ausschüssen und Verbänden in Südtirol aktiv. Nach offizieller Verlautbarung der Polizei erschoss sich Mancini mit einer kleinkalibrigen Beretta. Aus gut unterrichteten Kreisen konnte unsere Zeitung jedoch erfahren, dass in der Questura Zweifel an der Selbstmordtheorie bestehen. Vielmehr wird nicht ausgeschlossen, dass das Monster von Bozen wieder zugeschlagen hat. Unmittelbar nach dem Auffinden des Leichnams wurde ein Mann festgenommen, der unter dem dringenden Verdacht steht, Arthur Achatz und Ernesto Panzini ermordet zu haben. Unsere Zeitung hat ausführlich darüber berichtet. Es handelt sich um

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