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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und stolperte über eine Fußbank.
    »Nein«, flüsterte sie und versuchte wegzukriechen. »Nein … Bobbi … nein …«
    »Schön, dass du hier bist«, sagte Bobbi immer noch lächelnd. »Ich hatte nicht mit dir gerechnet – überhaupt nicht –, aber ich denke, wir werden eine Aufgabe für dich finden. Es sind noch Stellen frei, wie man so sagt.«
    »Bobbi …« Sie brachte noch dieses eine entsetzte Flüstern hervor, dann spürte sie, wie die Tentakel sanft über ihren Körper glitten. Anne zuckte zurück und versuchte zu entkommen … und die Tentakel legten sich um ihre Handgelenke. Bobbis Hüften stießen in einer Bewegung nach vorne, die der obszönen Parodie einer Kopulation glich.

Kapitel zwei
Gardener geht spazieren
    1
    Gardener befolgte Annes Rat und ging spazieren. Er ging genau genommen bis zu dem Schiff im Wald. Ihm wurde klar, dass er zum ersten Mal ganz auf sich allein gestellt hier draußen war, und es würde bald dunkel sein. Er hatte eine unbestimmte Angst, wie ein Kind, das an einem Spukhaus vorübergeht. Sind Geister dort drinnen? Die Geister verstorbener Tommyknockers? Oder sind die echten Tommyknockers selbst noch da, vielleicht in künstlicher Starre, Wesen wie gefriergetrockneter Kaffee, die nur darauf warten, aufgetaut zu werden? Und was für Geschöpfe sind das überhaupt?
    Er setzte sich neben dem Unterstand auf den Boden und sah das Schiff an. Nach einer Weile ging der Mond auf und hüllte seine Oberfläche in ein noch geisterhafteres Silber. Es war seltsam und doch gleichzeitig wunderschön.
    What’s going on around here?
    Ich möchte es nicht wissen.
    What it is ain’t exactly clear …
    Ich möchte es nicht wissen.
    Hey, stop, what’s that sound, everybody look what’s going down …
    Er kippte die Flasche und trank einen kräftigen Schluck. Er stellte sie weg, rollte sich auf den Bauch und legte den pochenden Kopf auf die Arme. So schlief er ein, im Wald,
neben der anmutigen Rundung des Schiffes. Dort schlief er die ganze Nacht.
    Am Morgen lagen zwei Zähne auf der Erde.
    Das habe ich davon, in seiner Nähe zu schlafen, dachte er verdrossen, aber er hatte immerhin eine Gegenleistung erhalten – er hatte überhaupt keine Kopfschmerzen, obwohl er die Flasche Scotch nahezu geleert hatte. Ihm war schon früher aufgefallen, dass das Schiff – oder die Veränderungen in der Atmosphäre, die es bewirkt hatte – neben seinen anderen Eigenschaften auch die eines wirksamen Schutzes vor einem Kater zu haben schien.
    Er wollte seine Zähne nicht einfach so hier liegen lassen. Er gab einem verschwommenen Drang nach und bedeckte sie mit Erde. Während er das tat, dachte er wieder: Hamlet spielen ist ein Luxus, den du dir nicht mehr leisten kannst, Gard. Wenn du dich nicht sehr bald – schon an einem der nächsten Tage, glaube ich – für die eine oder andere Vorgehensweise entscheidest, dann wirst du nichts mehr tun können, als bei mit den anderen mitzulaufen.
    Er sah zum Schiff, dachte an die tiefe Kluft, die neben seiner glatten, ununterbrochenen Oberfläche verlief, und dachte wieder: Wir werden bald bei der Luke sein, wenn es eine Luke gibt … Was dann?
    Anstatt nach einer Antwort zu suchen, machte er sich auf den Heimweg.
    2
    Der Cutlass war verschwunden.
    »Wo warst du gestern Nacht?«, fragte Bobbi Gardener.
    »Ich habe im Wald geschlafen.«

    »Hast du dich wirklich betrunken?«, fragte Bobbi mit überraschender Sanftheit. Ihr Gesicht war wieder mit Make-up nachgedunkelt. Und in den letzten Tagen hatte Bobbi Blusen getragen, die seltsam lose und weit waren; heute Morgen glaubte er erkennen zu können, warum. Ihre Brust nahm an Umfang zu. Ihre Brüste fingen an, wie eine Einheit zu wirken, anstatt wie zwei Wölbungen. Gardener musste an Gewichtheber denken.
    »Nicht sehr. Ein oder zwei Schluck, dann war ich weggetreten. Kein Kater heute Morgen. Und keine Insektenstiche. « Er hob die Arme, die oben sonnengebräunt waren, an den Unterseiten jedoch weiß und seltsam verwundbar. »Normalerweise würde man im Sommer aufwachen und wäre so von Insekten zerstochen, dass man die Augen nicht mehr aufbekäme. Aber jetzt sind sie weg. Zusammen mit den Vögeln. Und den anderen Tieren. Anscheinend stößt es alles ab, außer Narren wie uns.«
    »Hast du deine Meinung geändert, Gard?«
    »Das fragst du mich ständig. Ist dir das schon aufgefallen? «
    Bobbi erwiderte nichts.
    »Hast du gestern die Nachrichten im Radio gehört?« Er wusste, dass sie sie nicht gehört hatte. Das Schiff war

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