Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
alles, was Bobbi sah, hörte und woran sie dachte. Ihr Kopfschütteln überraschte ihn nicht. »Mobilmachung in Libyen. Neue Kämpfe im Libanon. Amerikanische Truppenbewegungen. Die Russen werden immer lauter und lauter wegen SDI. Wir sitzen immer noch auf dem Pulverfass. Daran hat sich seit 1945 kein bisschen geändert. Dann findest du einen Deus ex Machina in deinem Garten und möchtest ständig wissen, ob ich meine Meinung über seinen Einsatz geändert habe.«
    » Hast du?«

    »Nein«, sagte Gardener und war sich selbst nicht sicher, ob er log oder nicht – aber er war sehr froh , dass Bobbi ihn nicht lesen konnte.
    Oder kann sie es? Ich glaube, dass sie es kann. Nicht viel, aber mehr, als sie vor einem Monat lesen konnte … und jeden Tag ein wenig mehr. Weil dein »Werden« jetzt auch angefangen hat. Deine Meinung geändert? Ha, das ist ein Witz! Du bist ja nicht einmal in der Lage, einen Entschluss zufassen.
    Bobbi ließ davon ab, oder wirkte zumindest so. Sie wandte sich dem Stapel von Handwerkzeugen zu, die auf der Veranda aufgeschichtet waren. Gardener sah, dass sie direkt unterhalb des rechten Ohrs vergessen hatte, Make-up aufzutragen – genau an der Stelle, die auch viele Männer auslassen, wenn sie sich rasieren. Er stellte angewidert, aber ohne echte Überraschung fest, dass er in Bobbi hineinsehen konnte – ihre Haut hatte sich verändert und war zu einer Art halbdurchsichtigem Gelee geworden. In den vergangenen Tagen war Bobbi kleiner und dicker geworden, und die Veränderungen schritten immer schneller voran.
    Großer Gott, dachte er entsetzt und auf bittere Weise belustigt. Das also geschieht, wenn man sich in einen Tommyknocker verwandelt, ja? Man fängt an auszusehen wie jemand, der in eine große, schreckliche Kernschmelze hineingeraten ist.
    Bobbi, die sich über die Werkzeuge gebeugt hatte und sie sich auf die Arme lud, drehte sich rasch um und sah Gardener argwöhnisch an.
    »Was?«
    Ich sagte, machen wir uns auf den Weg, du Faultier, sendete Gardener deutlich, und der argwöhnische, rätselnde Ausdruck wurde zu einem widerwilligen Lächeln.
    »Okay. Dann hilf mir hier mit.«

    Nein, die Opfer von starker Gammabestrahlung wurden natürlich nicht durchsichtig, so wie Claude Rains in Der Unsichtbare. Sie fingen nicht an, kleiner zu werden, während ihre Körper dicker wurden. Aber ja, sie verloren die Zähne, das Haar fiel ihnen aus – mit anderen Worten, in beiden Fällen gab es eine Art körperliches »Werden«.
    Er dachte noch einmal: Meet the new boss. Same as the old boss.
    Bobbi sah ihn wieder mit verkniffenen Augen an.
    Mein Raum zum Manövrieren wird knapp. Ziemlich schnell.
    »Was hast du gesagt, Gard?«
    »Ich habe gesagt: ›Gehen wir, Boss.‹«
    Nach einer langen Pause nickte Bobbi. »Ja«, sagte sie. »Wir sollten kein Tageslicht vergeuden.«
    3
    Sie fuhren mit dem Tomcat zur Grabungsstelle hinaus. Er flog nicht so, wie das Fahrrad des kleinen Jungen in E.T. geflogen war; Bobbis Traktor würde niemals kinogerecht hoch über den Dächern vor der Mondscheibe dahinschweben. Aber er schwebte leise und sachte eineinhalb Fuß über dem Boden, und seine großen Reifen drehten sich langsam, wie sterbende Propeller. Die Fahrt ging dadurch erheblich glatter vonstatten. Gardener fuhr. Bobbi stand hinter ihm auf der Anhängerkupplung.
    »Ist deine Schwester wieder fort?«, fragte Gard. Er brauchte nicht zu schreien. Der Motor des Tomcat war ein leises, fernes Schnurren.
    »Ja, genau«, sagte Bobbi. »Sie ist wieder fort.«

    Du kannst immer noch nicht das kleinste bisschen lügen, Bobbi. Und ich glaube – ich glaube das sehr klar –, dass ich sie schreien gehört habe. Kurz bevor ich in den Wald spaziert bin, habe ich sie schreien gehört, glaube ich. Und wie viel gehört dazu, eine egozentrierte, hartgesottene und eierabschneidende Nutte wie Schwesterchen dazu zu bringen, laut aufzuheulen? Wie schlimm muss es gewesen sein?
    Die Antwort darauf war einfach: Sehr schlimm.
    »Sie war nie der Typ, der mit Anstand aufgeben konnte«, sagte Bobbi, »oder der anderen ihren Anstand ließ, wenn sie es verhindern konnte. Du weißt, sie ist gekommen, um mich nach Hause zu bringen … pass auf den Stumpf da auf, Gard, er ist hoch.«
    Gardener schob den Schalthebel ganz nach oben. Der Tomcat hob sich eine weitere Handbreit und schwebte über den hohen Baumstumpf. Als sie darüber hinweg waren, zog er den Hebel wieder zurück, und der Tomcat sank auf seine ursprüngliche Flughöhe von eineinhalb Fuß

Weitere Kostenlose Bücher