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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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todesähnlichen Benommenheit gefallen, und wenn die Klimaanlage des Cutlass bei geschlossenen Fenstern nicht eingeschaltet gewesen wäre, als sie anhielt, dann wäre sie gekocht worden wie ein Truthahn zu Thanksgiving. Aber ihre Stirnhöhlen waren fast ebenso schlecht wie ihre Zähne, und die künstliche Luft von Autoklimaanlagen reizte
sie. Während sie die alte Farm mit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen ansah, wurde ihr plötzlich klar, dass dieses körperliche Leiden ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Sie war mit vier offenen Fenstern gefahren. Andernfalls …
    Dies führte zu einem anderen Gedanken. Sie hatte den ganzen Tag in einer todesähnlichen Benommenheit in einem Auto am Straßenrand verbracht, und niemand hatte angehalten, um nach ihr zu sehen. Dass auf einer Hauptstraße wie der Route 9 seit halb zehn heute Morgen kein Mensch vorbeigekommen war, war etwas, dass sie einfach nicht glauben konnte. Nicht einmal hier am Arsch der Welt. Und wenn sie am Arsch der Welt jemanden sahen, der Schwierigkeiten hatte, dann traten sie nicht einfach aufs Gaspedal und fuhren weiter, wie New Yorker, die über einen besoffenen Penner hinwegstiegen.
    Was ist das überhaupt für eine Stadt?
    Wieder dieses ungewohnte Kitzeln, wie heiße Säure in ihrem Magen.
    Diesmal erkannte sie das Gefühl als Angst, schätzte es ein, drehte ihm den Hals herum … und tötete es. Sein Bruder würde vielleicht später nachfolgen, wenn ja, dann würde sie ihn ebenfalls umbringen und mit ihm die ganze Sippschaft, die noch kommen mochte.
    Sie fuhr auf den Hof.
    16
    Anne hatte Jim Gardener bislang nur zweimal gesehen, aber sie vergaß niemals ein Gesicht. Dennoch hätte sie den großen Dichter kaum wiedererkannt, aber sie glaubte, sie
hätte ihn selbst an einem vergleichsweise böigen Tag vierzig Schritte gegen den Wind riechen können. Er saß in einem ärmellosen T-Shirt und Blue Jeans auf der Veranda und hatte eine offene Flasche Scotch in der Hand. Er hatte einen Drei – oder Viertagebart, größtenteils grau. Seine Augen waren blutunterlaufen. Gardener war, was Anne nicht wusste – und was ihr auch einerlei gewesen wäre –, seit zwei Tagen mehr oder weniger in diesem Zustand. All seine guten Vorsätze waren über Bord gegangen, seit er die Hundehaare auf Bobbis Kleid gefunden hatte.
    Er verfolgte mit der trüben Überraschungslosigkeit eines Betrunkenen, wie das Auto in den Hof einbog und dabei den Briefkasten nur knapp verfehlte. Er sah die Frau aussteigen, schwanken und sich einen Augenblick an der Tür festhalten.
    Mannomann, dachte Gardener. Ein Vogel, ein Flugzeug, nein, es ist das Supermiststück! Schneller als ein eingeschriebener Hassbrief, imstande, unterwürfige Familienangehörige an einer einzigen Leine springen zu lassen.
    Anne schlug die Autotür zu. Sie stand einen Augenblick da und warf einen langen Schatten, und Gardener empfand ein unheimliches Gefühl der Vertrautheit. Sie sah aus wie Ron Cummings, wenn Ron die Hucke voll hatte und überlegte, ob er durch ein Zimmer gehen konnte.
    Anne ging über den Hof, wobei sie mit einer stützenden Hand an Bobbis Truck entlangtastete. Als sie den Truck hinter sich gelassen hatte, griff sie sofort nach dem Verandageländer. Sie sah auf, und im schrägen Sieben-Uhr-Licht, fand Gardener, sah die Frau gealtert und alterslos zugleich aus. Er dachte außerdem, dass sie böse aussah, gelbsüchtig und angelaufen, mit einer schweren Ladung Boshaftigkeit, die sie gleichzeitig aushöhlte und auffraß.
    Er hob den Scotch, trank, hustete nach dem scharfen
Brennen. Dann salutierte er ihr mit dem Flaschenhals. »Hallo,Schwesterchen. Willkommen in Haven. Und nachdem das gesagt worden ist, rate ich dir dringend, uns so schnell du kannst wieder zu verlassen«
    17
    Sie kam die beiden ersten Stufen gut hoch, dann stolperte sie und fiel auf ein Knie. Gardener streckte eine Hand aus. Sie ignorierte es.
    »Wo ist Bobbi?«
    »Du siehst nicht gut aus«, sagte Gard. »Diese Wirkung hat Haven heutzutage häufig auf andere Menschen.«
    »Mir geht es gut«, sagte sie und erklomm endlich die Veranda. Sie stand keuchend über ihm. »Wo ist sie?«
    Gardener neigte den Kopf zum Haus. Aus einem der Fenster drang das unablässige Zischen von Wasser. »Dusche. Wir haben den ganzen Tag im Wald gearbeitet, und es war ess… ex trem heiß. Bobbi glaubt, dass Duschen den Schmutz entfernt.« Gardener hob erneut die Flasche. »Ich glaube nur an Desinfektion. Einfacher und angenehmer.«
    »Sie riechen wie

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