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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und schrie. Schrie in seinem Kopf.
    Er versuchte, den Hahn zurückzuziehen, hätte es auch fast geschafft, aber dann rutschte er ab. Schnick.
    Bitte, lieber Gott, o bitte, lass mich ein letztes Mal ihr Freund sein!
    Diesmal bekam er den Hahn zurück. Er drückte noch einmal den Abzug. Diesmal ging der Revolver los.
    Plötzlich wurde der Schrei in Gardeners Kopf zu einem
lauten Summen. Er wusste, dass er die geistigen Geräusche einer tödlichen Leitungsunterbrechung hörte. Er hob den Kopf. Ein greller Streifen Sonnenlicht fiel wie durch einen offen stehenden Reißverschluss durch den Schlitz im Dach herein und teilte sein Gesicht in zwei Hälften. Gardener schrie.
    Plötzlich hörte das Summen auf, und Stille trat ein.
    Bobbi Anderson – oder das, wozu sie geworden war – war so tot wie die herbstlaubtrockenen Kadaver im Kontrollraum des Schiffes, so tot wie die Galeerensklaven, die den Antrieb des Schiffes geliefert hatten.
    Sie war tot, und Gardener wäre in diesem Augenblick ebenfalls mit Freuden gestorben – aber es war immer noch nicht vorbei.
    Noch nicht.
    2
    Kyle Archinbourg trank gerade eine Pepsi in Cooder’s Market, als die Schreie in seinem Kopf anfingen. Die Flasche fiel ihm aus der Hand und zerschellte am Boden, als beide Hände an seine Schläfen flogen. Dave Rutledge, der vor Cooder’s auf einem Stuhl döste, dessen Sitz er selbst geflochten hatte, lehnte damit an der Hauswand und hatte unheimliche Träume in fremden Farben. Er riss die Augen auf und schnellte kerzengerade in die Höhe, als hätte ihn jemand mit einem Stromkabel berührt; die Sehnen in seinem dürren Nacken traten hervor. Der Stuhl glitt unter ihm weg, und als sein Kopf gegen die Holzwand des Market prallte, brach sein Genick wie Glas. Er war tot, noch bevor er auf dem Pflaster lag. Hazel McCready machte sich eine Tasse Tee.
Als die Schreie anfingen, zuckten ihre Hände. Die Hand, die den Teekessel hielt, schüttete kochendes Wasser über die, die die Tasse hielt, und verbrühte sie stark. Sie schleuderte den Teekessel quer durchs Zimmer und schrie vor Schmerzen und Angst. Ashley Ruvall, der mit dem Fahrrad am Rathaus vorbeifuhr, fiel auf die Straße und blieb wie vom Donner gerührt liegen. Dick Allison und Newt Berringer spielten in Newts Haus Cribbage, was saudumm war, da jeder genau wusste, was der andere in der Hand hielt, aber Newt hatte kein Parcheesi-Brett, und außerdem schlugen sie sowieso nur die Zeit tot und warteten darauf, dass das Telefon klingelte, dass Bobbi anrief und ihnen sagte, der Trunkenbold wäre tot und die nächste Phase der Arbeit könnte beginnen. Newt gab, und er wirbelte die Karten über den Tisch und auf den Boden. Dick sprang auf, seine Augen blitzten wild, das Haar stand ihm zu Berge, dann wollte er durch die Tür schnellen. Stattdessen prallte er drei Fuß daneben gegen die Wand und stürzte hin. Doc Warwick war in seinem Arbeitszimmer und sah seine alten Tagebücher durch. Der Schrei traf ihn wie eine Wand aus Betonplatten, die mit großer Geschwindigkeit auf Schienen dahinrast. Sein Körper pumpte eine tödliche Dosis Adrenalin in sein Herz, und es platzte wie ein Reifen. Ad McKeen war in seinem Pick-up auf dem Weg zu Newt. Er kam von der Straße ab und fuhr in Pooch Baileys verlassenes Hot Dog House. Sein Gesicht prallte gegen das Lenkrad. Er war einen Augenblick benommen, aber mehr nicht. Er war langsam gefahren. Er sah sich benebelt und entsetzt um. Wendy Fannin kam mit zwei Gläsern eingemachten Pfirsichen aus dem Keller herauf. Seit ihr »Werden« angefangen hatte, aß sie fast nichts anderes mehr. In den letzten vier Wochen hatte sie mehr als neunzig Gläser eingemachte Pfirsiche gegessen. Sie wimmerte und warf diese beiden in die Luft wie ein spastischer Jongleur. Sie kamen
herunter, schlugen auf der Treppe auf, zerschellten. Pfirsiche und klebrige Flüssigkeit ergossen sich über die Stufen. Bobbi, dachte sie wie betäubt, Bobbi Anderson verbrennt! Nancy Voss schaute blicklos aus dem Fenster und dachte an Joe. Sie vermisste Joe, vermisste ihn sogar sehr. Sie vermutete, dass das »Werden« dieses Verlangen schließlich auslöschen würde – es schien jeden Tag ferner zu sein –, aber obwohl es schmerzte, Joe zu vermissen, wollte sie nicht, dass dieser Schmerz aufhörte. Das war unsinnig, aber so war es nun einmal. Dann fingen die Schreie an, und sie schnellte mit dem Kopf so heftig nach vorn, dass sie drei der Fensterscheiben mit der Stirn einschlug.
    3
    Bobbis Schreie hallten über

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