Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Haven wie eine Luftschutzsirene. Alles und alle waren völlig erstarrt … und dann trieb es die verwandelten Bewohner von Haven auf die Straßen. Ihre Mienen zeigten alle den gleichen Ausdruck: zuerst Bestürzung, Schmerz und Entsetzen – dann Wut.
    Sie wussten, wer diese gequälten Schreie verursacht hatte. Während sie andauerten, war keine andere geistige Stimme zu hören, und keiner konnte etwas anderes tun, als ihnen zu lauschen.
    Dann kam das summende Todesrasseln, dann eine so vollständige Stille, dass es nur der Tod sein konnte.
    Ein paar Augenblicke später erklang das tiefe Pulsieren von Dick Allisons Verstand. Er war zutiefst erschüttert, aber sein Befehl war dennoch eindeutig genug.
    Zu ihrer Farm. Alle. Haltet ihn auf, bevor er noch mehr anrichten kann.

    Hazels Stimme griff den Gedanken auf und verstärkte ihn – es war, als bildete eine zweite Stimme mit der ersten ein Duett.
    Bobbis Farm. Dorthin. Alle.
    Das Pochen von Kyles Gedankenstimme machte ein Trio daraus. Der Radius der Stimme wurde umso größer, je kräftiger sie wurde.
    Alle. Haltet ihn auf …
    Adleys Stimme. Newt Berringers Stimme.
    … bevor er noch mehr anrichten kann.
    Diejenigen, die Gardener als die Schuppen-Leute bezeichnete, vereinten ihre Stimmen, sodass sie wie eine klangen, befehlsgewohnt, deutlich, keinen Widerspruch duldend … nicht dass irgendjemand in Haven an Widerspruch auch nur gedacht hätte.
    Haltet ihn auf, bevor er dem Schiff etwas tun kann. Haltet ihn auf, bevor er dem Schiff etwas tun kann.
    Rosalie Skehan trat von der Spüle weg, ohne erst das Wasser abzustellen, das über den Kabeljau lief, den sie zum Essen putzen wollte. Sie gesellte sich zu ihrem Mann, der hinter dem Haus Holz gehackt und sich um ein Haar ein paar Zehen amputiert hätte, als Bobbis Schreie anfingen. Ohne ein Wort zu sagen, gingen sie zu ihrem Auto, stiegen ein und fuhren in Richtung Bobbis Farm, die vier Meilen entfernt war. Als sie aus ihrer Einfahrt kamen, stießen sie beinahe mit Elt Barker zusammen, der mit seiner alten Harley von der Tankstelle aufgebrochen war. Freeman Moss fuhr mit seinem Holzlaster. Er empfand ein vages Bedauern – irgendwie hatte er Gardener gemocht. Er hatte etwas, was Freemans Vater immer »Mumm in den Knochen« genannt hatte –, aber das würde ihn nicht daran hindern, dem Dreckskerl die Eingeweide herauszureißen. Andy Bozeman fuhr seinen Oldsmobile Delta 88, seine Frau saß
neben ihm und hatte die Hände säuberlich über die Handtasche gefaltet. Darin hatte sie einen Molekülerreger, der die Wärme aller Dinge binnen fünfzehn Sekunden auf einem Durchmesser von etwa drei Fingerbreit um tausend Grad anheben konnte. Sie hoffte, sie würde Gardener wie einen Hummer kochen können. Lasst mich nur auf zwei Schritte an ihn rankommen, dachte sie immerzu. Nur zwei Schritte, mehr verlange ich nicht. Aus größerer Entfernung wurde das Gerät unzuverlässig. Sie wusste, sie hätte seine Effektivität auf eine halbe Meile steigern können, und jetzt wünschte sie sich, sie hätte es getan, aber wenn Andy nicht mindestens sechs frische Hemden im Schrank hatte, war er wie ein Bär. Bozeman selbst trug einen starren Ausdruck der Wut zur Schau, seine Lippen waren in einem trockenen Grinsen von seinen wenigen noch vorhandenen Zähnen zurückgezogen. Ich werde deinen Zaun streichen, wenn ich dich erwische, Pisskopf, dachte er, beschleunigte den Olds auf neunzig Meilen und überholte eine Reihe langsamerer Autos, die alle in Richtung Bobbis Farm fuhren. Sie alle folgten der Befehlsstimme, die jetzt zu einer hämmernden Litanei geworden war: HALTET IHN AUF, BEVOR ER DEM SCHIFF ETWAS TUN KANN, HALTET IHN AUF, BEVOR ER DEM SCHIFF ETWAS TUN KANN, HALTET IHN AUF, HALTET IHN AUF, HALTET IHN AUF!
    4
    Gard stand über Bobbis Leichnam und war halb verrückt vor Schmerz und Kummer und Schock … und dann riss er plötzlich den Mund wieder zu einem gewaltigen, Sehnen zerrenden Gähnen auf. Er taumelte zur Spüle, wollte
hüpfen, konnte es aber nicht wegen der Ladung Schlaftabletten, die er geschluckt hatte. Jedes Mal, wenn er auf den verletzten Knöchel trat, hatte er das Gefühl, als steckte eine unerbittlich weitergrabende Metallklaue darin. Die Trockenheit in seiner Kehle war viel schlimmer geworden. Seine Glieder fühlten sich schwer an. Seine Gedanken verloren ihre vorherige Schärfe; sie schienen … zu zerfließen, wie auslaufendes Eidotter. Als er vor der Spüle stand, gähnte er erneut und trat absichtlich auf den

Weitere Kostenlose Bücher