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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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»Hier solltest du sagen: ›Was für ein fehlendes Logbuch?‹« Dan neigte den Kopf und hielt mit gespieltem Erstaunen die Hände hoch. »Was für ein fehlendes Logbuch?« »Fletcher Christian war Wachoffizier. Er war daran gewöhnt, ein Logbuch zu führen. Es musste ihm in Fleisch und Blut übergegangen sein.« »Klar«, sagte Harry.
    »Es wäre doch merkwürdig, wenn es keine Aufzeichnungen darüber gäbe, wie Pitcairn besiedelt wurde. Es gab keinen Mangel an Papier und Schreibzeug. Sie haben diese Dinge viele Jahre später noch in der Schule benutzt, die sie für ihre Kinder einrichteten. Aber der einzige authentische Bericht, der je bekannt wurde, ist von einem der anderen Meuterer, Edward Young. Und er fängt erst nach dem Massaker an, woraus zu schließen ist, dass jemand anders bis dahin die Aufzeichnungen machte. Und wer wohl sonst als Fletcher? Wenn er gestorben wäre, ist doch klar, dass das Logbuch erhalten geblieben wäre. Aber wenn er auf See ging ...« Jane verstummte.
    »Dann hätte er es mitgenommen, stimmt's?«, schloss Harry. Sie sah, dass auch er sehr interessiert war, obwohl er sich die ganze Zeit so unbeteiligt gab. »Okay, ich gebe zu, dass dies zumindest darauf hindeutet. Aber wie du selbst sagst, es sind alles nur Spekulationen.«
    »Nicht alles. Ich erzähle dir mal etwas über Peter Heywood. Er war einer der Meuterer, die zurückkamen. Aber anders als bei den meisten anderen, die vor Gericht gestellt wurden, hatte seine Familie die Mittel und Beziehungen, um sicherzustellen, dass ihrem Liebling die Strafe erlassen wurde. Statt gehängt zu werden, machte er danach noch eine glänzende Karriere bei der Marine. Aber das wirklich Interessante an Peter Heywood ist, dass er weitläufig mit Fletcher Christian verwandt war. Er wuchs auf der Isle of Man auf, wo Fletcher während seiner Jugend einige Zeit verbracht hatte. Heywood hatte also neben der gemeinsamen Zeit auf dem Schiff noch eine persönliche Verbindung zu Fletcher. Er kannte ihn gut«, sagte Jane. »Und irgendwann um 1809 herum sah Peter Heywood Fletcher Christian in Plymouth.« Harry runzelte die Stirn. »Aber Plymouth war doch ein Stützpunkt der Marine, oder? Er wäre doch verrückt gewesen, wenn er am helllichten Tag in Plymouth herumgelaufen wäre, als bekanntester Meuterer in der Geschichte der britischen Marine. Ich meine, selbst jemand wie ich, der sich nicht für Geschichte interessiert, hat von ihm gehört. Und deiner Meinung nach hat dieser Mann alles mögliche unternommen, um nach der Meuterei nicht in Schwierigkeiten zu geraten, ein Mann, dem der Strick des Henkers sicher war, hätte man ihn je erwischt. Und trotzdem macht er einen Spaziergang in einer Stadt, die voll von Marineoffizieren und anderen Angehörigen der Marine ist. Und dann trifft er doch tatsächlich seinen alten Kumpel Peter Heywood.« Harry hob die Hände wie ein Mann, dessen Argument sich nicht widerlegen lässt. »Und selbst wenn man annimmt, dass es so war, dass Heywood und Christian sich so gut kannten, wie du sagst, warum hätte er zugeben sollen, dass er Christian gesehen hatte? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Er hat es nicht zugegeben, Harry. Zumindest nicht öffentlich. Es kam erst nach seinem Tod heraus. Und ich kann spekulieren«, sagte Jane mit sanfter Stimme. »Was wäre, wenn er ein Treffen mit Heywood geplant hatte und Heywood in letzter Minute vielleicht einen seiner Kollegen nicht loswerden konnte? Und als Fletcher sah, dass Heywood nicht allein war, floh er.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Aber warum hätte Fletcher Christian die Insel Pitcairn überhaupt verlassen sollen? Er war doch bestimmt sicher dort. Warum sollte er das aufs Spiel setzen?«
    »Ich weiß nicht, ob er sich sicher fühlte«, sagte Jane. »Es steht fest, dass es neben den Problemen mit den Eingeborenen tiefe Gegensätze zwischen den Meuterern gab. Es gibt auch Hinweise, dass die anderen Meuterer ihm, dem einzigen übrig gebliebenen Offizier, seine Autorität verübelten. Und er war ein anständiger Mann, vergiss das nicht. Vielleicht wollte er Frieden mit sich machen wie der Matrose in der Ballade vom alten Seemann. Vielleicht wollte er erklären, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass er zum Meuterer wurde«, argumentierte Jane. »Aber als er zurückkam, entdeckte er, dass Bligh nicht nur überlebt hatte, sondern dank seiner erstaunlichen Leistung als Schiffsführer auf dem Pazifik zum Helden geworden war. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er jede Menge Zeit

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