Das Moor Des Vergessens
sie sich an Jimmys Bericht von Jennys sorgfältigen Vorbereitungen beim Verlassen des Hauses. Sie musste wohl den Strom am Hauptschalter abgestellt haben. Jane war zu ungeduldig, um in dem finsteren Haus nach dem Sicherungskasten zu suchen, deshalb stieg sie beim Licht der Taschenlampe die Treppe hinauf.
Das Zimmer mit der Kiste war die dritte Tür nach der Treppe. Als sie mit der Taschenlampe hineinleuchtete, bemerkte Jane eine altmodische Öllampe, die auf einer Kommode stand, und eine Schachtel Streichhölzer daneben. Das würde die Sache leichter machen, dachte sie, hob den Glasschirm und drehte das Rädchen, mit dem man den Docht hochschob, damit man ihn anzünden konnte. Die Flamme zitterte und rußte. Jane drehte den Docht etwas herunter und setzte den Glasaufsatz auf den Lampenfuß. Es war nicht so gut wie elektrisches Licht, aber tausendmal besser, als mit der Taschenlampe und dem Inhalt der Kiste gleichzeitig jonglieren zu müssen.
Jane kauerte sich vor die Kiste und hob den Deckel. Begierig und voller Hast nahm sie den Inhalt heraus und legte alles auf den Boden neben sich. Beim Schein der Lampe entdeckte sie die kleine dünne Lederschlinge. Sie hielt die Luft an, zog daran und legte den falschen Boden beiseite. »O mein Gott«, murmelte sie, streckte die Hand aus und ließ die Finger zärtlich über die brüchigen vergilbten Seiten gleiten.
Es war wirklich wahr. Sie hob das Bündel heraus und starrte es an. William Wordsworth hat das geschrieben. Dorcas Mason hat es aufgehoben. »Danke, Dorcas«, sagte sie, stand auf und hielt den Blick immer noch auf die vertraute Handschrift gerichtet. »Ich nehme das jetzt.«
Die Stimme schockierte sie nicht weniger als das kalte Wasser des Langmere Force.
Jane fuhr herum und presste die Papiere an ihre Brust. »Ist schon gut«, stotterte sie. »Ich hab sie sicher in der Hand, ist schon gut.«
Dan schüttelte den Kopf, und sein Mund verzog sich zu einem mitleidigen Lächeln. »Gib sie einfach her, Jane.« »Warum? Was willst du hier?«
»Hast du wirklich gedacht, ich würde mich von dem Spruch über einen Anruf von deinem Anwalt täuschen lassen? Alle deine Gefühle waren dir schon immer ins Gesicht geschrieben. Auf dem ganzen Planeten gibt es keinen Anwalt, dessentwegen du so aussehen würdest. Jetzt gib mir einfach die verdammten Papiere.« »Aber warum?«
»Weil ich sie haben will. Weil ich mein beschissenes Leben satt habe. Weil ich es satt habe, ein Niemand zu sein, der es zu nichts bringen wird. Weil ich etwas Besseres verdient habe, und dieses Manuskript ist meine Eintrittskarte in eine neue Welt.«
Er machte eine ungeduldige Bewegung mit der freien Hand, in der anderen hielt er eine schwere Gummitaschenlampe. »Weil ich es kann. Jetzt gib mir die verdammten Papiere.« Er kam einen Schritt näher, Jane wich zurück und wäre fast über die Kiste gestolpert.
»Das ist doch verrückt, Dan. Wir können gemeinsam daran arbeiten, wir haben hier genug Material, dass wir beide eine tolle Karriere daraus machen können.« Er lachte. »Meinst du, ich will den Rest meines Lebens ein bescheuerter Wissenschaftler sein? Was für ein kleines erbärmliches Ziel. Ich will Dinge, die du dir gar nicht vorstellen kannst.«
Kalte Angst ergriff sie. Sie hatte nie den Verdacht gehabt, dass ein Mann, den sie für einen Freund hielt, von solcher Bösartigkeit sein könnte. »Dinge, für die es sich zu töten lohnt?«
»Es war Zufall, beim ersten Mal. Ich wollte sie nur erschrecken. Aber« - er schnippte mit den Fingern - »sie erlosch wie eine Kerze, und das machte alles leichter. Es ist keine große Sache, Jane. Sie waren alt. Ich habe gesehen, wie der Tod sich an die Leute heranmacht, und das ist nicht schön. Man könnte sogar sagen, ich habe ihnen einen Gefallen getan, habe sie vor dem langsamen und einsamen Niedergang gerettet.«
»Du hast kein Recht, diese Entscheidung zu treffen. Sie haben ihr Leben hoch geschätzt, wie kannst du dir erlauben, den lieben Gott zu spielen?«
Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm entkommen würde, aber sie wusste, sie musste versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er weiterredete.
»Und was ist mit mir? Ich bin nicht alt, aber du hast versucht, auch mich zu töten.«
»Darauf lasse ich mich nicht ein, Jane. Hör auf, Zeit zu schinden. Gib mir die Papiere.« Er wollte sich auf das Manuskript stürzen, aber sie stieß ihn mit der freien Hand zurück.
Plötzlich ergriff ihn rasende Wut, seine Augen waren nur noch schmale Schlitze. Er
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