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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nicht einmal angehalten, sondern war einfach vorbei- und direkt zum Hotel zurückgefahren. Er hatte Caroline gesagt, er verschwende hier seine Zeit, aber sie hatte darauf beharrt, dass er bleiben solle. »Man weiß ja nie, was sich noch tut«, hatte sie geheimnisvoll gesagt und sich dann nichts weiter entlocken lassen.
    Wenn das hier die Arbeit in der Privatwirtschaft war, musste er sagen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte mehr Action erwartet, mehr Nähe zu den alten Manuskripten, die ihn schon immer faszinierten. Nicht dieses ewige Warten in Hotelzimmern, um wie ein Laufbursche Anweisungen entgegenzunehmen.
    Wie zur Bestätigung seiner Gedanken klingelte sein Telefon. »Hi«, sagte er und versuchte, nicht so gelangweilt zu klingen, wie er sich fühlte.
    »Lass uns mal 'n bisschen Druck machen«, sagte Caroline. »Showtime.«
    »Was?« Er richtete sich kerzengerade auf seinem Stuhl auf. »Ich weiß, wo du eine Wordsworth-Handschrift finden kannst«, sagte Caroline. »Wie zum Teufel ...«
    »Jake, du bist nicht mein einziges Paar Augen und Ohren«, sagte sie. »Aber du bist mein einziges Paar Hände. Ich weiß, wo sie ist, und du musst sie holen. Ich fliege morgen zurück. Wir werden den Gewinn gemeinsam genießen.« Es ging alles viel zu schnell für ihn. »Okay, okay, bin schon unterwegs.« »Lass mich nicht im Stich, Jake. Du musst Folgendes tun ...«

 
     
     
    Einige Monate segelte ich mit den Walfängern, bis sie im Hafen von Valparaiso anlegten. Ich jauchzte, wieder auf trockenem Land zu sein, aber meine Reise hatte ja noch kaum begonnen. Ich heuerte auf einem Handelsschiff an, mit dem Ziel Savannah, Georgia. Von dort hoffte ich, die Überfahrt nach England auf einem Baumwollschiff zu machen. Aber obwohl meine Taten auf der Bounty vielleicht anders klingen mögen, bin ich kein Mann, der zur Unbesonnenheit neigt, und da es mir gelungen war, Savannah zu erreichen, quartierte ich mich in der Stadt ein und schickte eine Nachricht an meinen Bruder über meinen Aufenthaltsort und fragte ihn, ob er es für möglich hielte, dass ich sicher zu unseren Inseln zurückkehren und die Gründe für meine Handlungen in Bezug auf Bligh benennen könnte. Man wird sich die Ungeduld ausmalen können, mit welcher ich auf seine Antwort wartete, gleichermaßen mein Entsetzen über seinen Bericht von Blighs Reise, von dessen Rückkehr, bei der er wie ein Held in England begrüßt wurde, und von den Kriegsgerichtsprozessen gegen die bekannten Meuterer. Ich hätte mir keinen schlimmeren Ausgang für mich selbst ausdenken können. Statt nach Hause zurückzukehren, konnte ich mir nichts anderes vorstellen als eine grausame und dauerhafte Trennung von meinen Familien, der einen in England und der anderen auf Pitcairn. Es schien fast zu viel, um es ertragen zu können.

42
    Als das Taxi kam, verlosch hinter dem Langmere Fell gerade das letzte Tageslicht. Als sie Coniston erreicht hatten, war nur in den Fenstern Licht zu sehen, vor denen die Vorhänge noch nicht zugezogen waren. Einige Leute waren unterwegs von und zum Pub, und Jane bat den Fahrer, sie dort abzusetzen. Sie wollte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, indem sie sich bis unmittelbar zum Copperhead Cottage bringen ließ.
    Zum Cottage war es ein flotter Fußmarsch von fünfzehn Minuten, und Jane genoss das Gefühl der frischen Luft auf ihrer Haut. Wenn es auch nur ein paar Stunden hinter Gittern gewesen waren, diese Zeit hatte ihr Bedürfnis verstärkt, im Freien zu sein. In der Luft lag ein herbstlicher Duft von vermodernden Blättern und dem Rauch von Kohlefeuern. Dieser Geruch ließ Jane mit Sehnsucht an ihre Jugend denken, die Verkleidungen zu Halloween, die offenen Feuer und die Feuerwerkskörper am Guy Fawkes Day, gemütliche Abende in der Küche, wo sie ihre Hausaufgaben beim Klang der Geräusche, die ihre Mutter beim Backen und Marmeladekochen machte, erledigte.
    Sie war so sehr in ihre Erinnerungen vertieft, dass sie, bevor sie es merkte, schon bei Copperhead Cottage angekommen war. Sie war froh, dass sie daran gedacht hatte, eine Taschenlampe mitzunehmen, um sich einen Weg durch den Garten zu suchen, wo die leeren Stängel und morschen, in Sackstoff eingewickelten Pflanzen standen, der traurige Überrest vom Glanz des Sommers. Der Schuppen war nicht schwer zu finden, und der Schlüssel lag genau an der Stelle, die Jenny beschrieben hatte.
    Jane schloss auf und tastete nach einem Lichtschalter. Sie betätigte ihn, aber nichts geschah. Fluchend erinnerte

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